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Chinas Zukunft: langfristige Wirtschaftsinitiativen und gefährliche Asymmetrien

Chinas Zukunft: langfristige Wirtschaftsinitiativen und gefährliche Asymmetrien
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Die Volkrepublik China ist einer der Gewinner der Globalisierung. Seit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001 hat das Reich der Mitte ein rasantes Wachstum verzeichnet. Mit seiner Wirtschaftsleistung liegt es mittlerweile auf dem zweiten Platz hinter den USA – und wird in den nächsten Jahren die amerikanische Volkwirtschaft hinsichtlich der Größe des Bruttoinlandsprodukts überholen.

Der Machtkampf der USA und Chinas um die künftige Weltmachtstellung ist im sich zuspitzenden Handelskonflikt beider Länder verstärkt ersichtlich. Das starke Wirtschaftswachstum hat jedoch auch zu Asymmetrien innerhalb der chinesischen Ökonomie geführt. Mit einem Paket verschiedener Initiativen versucht Peking, ein nachhaltig ausgewogenes Wachstum zu generieren und den Herausforderungen des Handelskriegs mit den USA entgegenzutreten.

Wachstum hat Asymmetrien in China entstehen lassen

Der anwachsende Schuldenberg, Überkapazitäten in traditionellen Bereichen wie Kohle, Stahl und Zement sowie die Umweltverschmutzung haben der Expansion zugesetzt. Das Land der Mitte versucht daher, über verschiedene Maßnahmen diese Herausforderungen zu bewältigen und neue Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen. Um das Wirtschaftswachstum relativ stabil zu halten, hat die Regierung schon die Geld- und Haushaltspolitik gelockert und den geplanten Schuldenabbau auf Eis gelegt. Zusätzliche Infrastrukturprojekte sollen neue Impulse setzen. Vor allem aber versucht Peking, über drei strategische Initiativen die Wirtschaft ausgewogener, innovativer und wettbewerbsfähiger zu gestalten und den Marsch in die technologische und industrielle Weltspitze weiter voranzutreiben. Im Zentrum stehen drei geo-ökonomische Initiativen:

  1. Mittels der „One Belt, One Road“ – Initiative (OBOR auch als „Seidenstraße“ bekannt) sollen die Märkte entlang von strategischen Handelsrouten entwickelt und ausgebaut werden.
  2. „Internet Plus“ sowie
  3. „Made in China 2025“ sollen die chinesische Industrie auf eine neue Stufe hieven und den Fertigungs- und E-Commerce-Bereich fördern.

Bis 2035 Materialverbrauch und Emissionen an internationale Standards annähern

Die „Made in China 2025“-Strategie – erstellt im 13. Fünfjahresplan – skizziert Chinas Zielsetzung, die komplette Industrie zu restrukturieren und so an die industrielle Weltspitze vorzurücken. Klares Ziel: die technologische Führungsposition der USA herauszufordern. Sie sieht vor,  den Innovationsbereich und die Qualität der Produkte massiv zu fördern. Die Verbesserung der Produktionstechnologien ist dabei ein Instrument. Zudem ist geplant, die Struktur der Industrie zu optimieren und spätestens bis 2035 Energie, Materialverbrauch sowie Emissionen im Produktionsprozess internationalen Standards anzunähern.

Durch die Steigerung der Effizienz und der Integrität sollen chinesische Dienstleistungen und Produktion bis in die höchsten Bereiche der globalen Versorgungsketten vordringen. Der lokale Anteil von Schlüsselkomponenten und Materialen soll dabei von 40 Prozent im Jahr 2020 auf 70 Prozent im Jahr 2025 ansteigen.

Die Volksrepublik strebt also danach, immer mehr hochwertige Bauteile selbst zu produzieren und immer weniger hinzuzukaufen –  „Made in China“ als Qualitätssiegel. Die Strategie hebt zehn Prioritätsbereiche hervor, die besondere Aufmerksamkeit erhalten: neue fortschrittliche IT, numerische High-End-Maschinen und -Robotik, Luft- und Raumfahrttechnologie, Meerestechnik und Hightech-Schiffsbau, moderne Eisenbahntechnik, energiesparende Fahrzeuge und Elektromobilität, elektrische Ausrüstungen, landwirtschaftliche Geräte, neuartige Werkstoffe sowie biopharmazeutische Produkte und medizinische Geräte.

Prioritätsbereiche – Made in China 2025

Quelle: Erste AM, Chinese Academy of Engineering, U.S.-China Economic and Security Commission

Ein sehr ambitioniertes Ziel, das ohne ausländisches Knowhow und Kapital in dieser vorgegeben Zeitspanne bis 2025 schwer erreichbar sein wird. Folglich zielen die festgelegten Strafzölle der US-Regierung exakt auf diese chinesischen Prioritätsbereiche und versuchen so, die rasante Entwicklung Chinas in Richtung größter Wirtschaftsmacht zu verhindern oder zumindest so lange wie möglich zu verzögern. Auch die Anschuldigungen über Diebstahl vom geistigen Eigentum fallen darunter.

Dabei verzeichnete China bereits 2017 mit einem Budget in Höhe von EUR 226 Mrd. nach den USA die zweithöchsten Forschungsausgaben der Welt – eine Verfünffachung seit 2005. Kaufkraftbereinigt (in PPP) hat China 2018 sogar bereits die USA überholt.

Quelle: Erste AM, Chinese Academy of Engineering, U.S.-China Economic and Security Commission

Ein Viertel aller Start-ups mit einer Größe über USD 1 Mrd. werden in China gegründet. Bei Patentanmeldungen überholen die Chinesen bereits ihre Konkurrenten (siehe Chart) und stellen so ihre Innovationsaktivitäten unter Beweis. Das aktuelle Marktumfeld in China fördert Forschung und Entwicklung verstärkt. Neben der steuerlichen Absetzbarkeit ist das vor allem das chinesische Bildungssystem: Jährlich bringt es drei Millionen Absolventen in den Bereichen Wissenschaft und Technik hervor – fünfmal mehr Akademiker als  in den USA, aber mit Löhnen, die nur ein Achtel der amerikanischen Gehälter ausmachen. Auch darf man die flexiblere und einfachere Produkteinführung sowie Testphasen durch die gesetzlichen Vorschriften nicht vergessen. Das alles unterstützt die Innovationskraft des Landes erheblich.

Megatrend Künstliche Intelligenz (AI) – bezogene Patentanmeldungen

Quelle: Erste AM, UBS

Mit Übernahmen in Deutschland und Österreich zu Entwicklungssprüngen

Gleichzeitig versucht Peking verstärkt, mittels Übernahmen und Beteiligungen sich Innovationssprünge in Kernbereichen zu sichern. Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea verspricht sich Vorteile durch die Akquisition des deutschen Roboterherstellers Kuka. Und Kuka erhofft sich durch das Zusammengehen einen Zugang zum weltweit größten Markt für Automatisierung.

Das Beispiel zeigt: Chinesische Partner ermöglichen als Türöffner höhere Chancen beim Markteintritt, während chinesische Unternehmen Zugang zu technologischem Know-How erhalten. In der Luftfahrtindustrie hat sich schon vor mehreren Jahren der staatliche chinesische Rüstungs- und Flugzeugkonzern AVIC als Mehrheitspartner bei dem oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC etabliert. Das Unternehmen ist vorwiegend in der Kunststoffverarbeitung tätig und entwickelt sowie produziert Flugzeuginnenausstattungen für Produzenten wie Boeing, Airbus oder Embraer. Die positive Entwicklung in der zivilen Luftfahrtindustrie mit einem jährlichen Wachstum von rund fünf Prozent – wobei der asiatische Raum überproportional zulegt – hat das Unternehmen bereits dazu veranlasst, einen Teil der Produktion nach China zu verlagern. Vom Handelsstreit zwischen den USA und China ist FACC eher nicht betroffen, da die Handelsbarrieren vor allem militärische Güter betreffen werden.

Auch in der Automobilbranche streben chinesische Akteure strategische Partnerschaften an. Die Beteiligung des chinesischen Autobauer Geely an dem deutschen Autokonzern Daimler hat heuer viele überrascht. Dabei hat Geely schon in den vergangenen Jahren seine Expansion durch Zukäufe der Volvo PKW-Sparte, vom US-Flugautobauer Terrafugia oder dem englischen London Taxi Company  vorangetrieben und sich Innovationsvorsprünge gesichert.

China: Entwicklung BIP pro Kopf

Mit der rapiden Weiterentwicklung der chinesischen Ökonomie werden sich die Rollen der Märkte und Regionen entlang der Wertschöpfungskette ändern. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen und deren Produktion als strategischer Partner ersetzt mehr und mehr das Bild einer Sourcing-Quelle als „Billiglohnland“-Zulieferer. Von vielen Staaten wird diese Tatsache als Chance und Bedrohung zugleich gesehen.  Dabei könnten Beziehungen auf Augenhöhe entstehen, falls China einen Teil seines Protektionismus abbaut.

Mit Alibaba, Baidu und Tencent zum Internet Giganten

 Die Strategie „Internet Plus“ komplementiert das Restrukturierungsziel. Durch sie sollen Internet-Technologien wie Mobile Internet, Cloud Computing, Big Data und Internet of Things in traditionelle Industrien integriert werden, um den Informationsfluss sowie die Effizienz zu verbessern und Kosten zu minimieren.

Gleichzeitig fördert China Start-Ups, E-Commerce-Unternehmen und FinTechs. Mit einer Welle von Neugründungen wird zu rechnen sein, denn die junge Bevölkerung fühlt sich durch die Attraktivität und den schnellen Erfolg solcher Start-Up-Gründungen zunehmend angezogen. Die Strategie soll ganze Wirtschaftsbereiche umwandeln und die ländlichen Gebiete des Landes in die Wirtschaft integrieren und transformieren.

Erfolgreiche Internetgiganten wie Alibaba Group, Tencent Holding und Baidu, die sich nicht im staatlichen Besitz befinden, gelten als große Vorbilder. Durch Protektionismus behält aber gleichzeitig der chinesische Staat die Kontrolle über die private Webnutzung, denn ausländische Webplattformen wie Google, Facebook, Amazon, etc. werden weiterhin nicht zugelassen.

Markt mit über 4 Mrd. Menschen: One Belt, One Road soll es richten

Die dritte chinesiche Initiative – die „One Belt, One Road“-Strategie, die der chinesische Präsident Xi Jinping 2014 in Leben gerufen hat – bezieht sich auf die Kombination eines landgestützen Wirtschaftsgürtels Seidenstraße (ein ökonomischer Korridor entlang des eurasischen Kontinents bis nach Westeuropa) und einer maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts (ein Netzwerk von maritimen Handelswegen, die Asien mit Afrika und Europa verbinden).

Laut chinesischer Regierung haben bereits 65 Länder weltweit ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet, wodurch ein potenzieller Markt mit 4,4 Mrd. Menschen enstehen würde. China versucht so, geoökonomische Interessen wie eine stärkere Einflussnahme auf den Welthandel zu verfolgen, Überkapazitäten ab- und Wirtschaft sowie Infrastruktur in Westchina aufzubauen. Investitionen im eurasischen Raum, beispielsweise in Afghanistan oder Pakistan, würden das Wirtschaftswachtum und die politische Stabilität in dieser Weltregion fördern sowie Wirtschaftsmigration eindämmen.

Damit adressiert die chinesische Führung mit ihrem Strategiepaket eine Kombinantion externer und interner Risikofaktoren, die die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft kurzfristig beeinträchtigen könnten. Reduziert Peking seinen wirtschaftlichen Protektionismus und öffnet sich für strategische Partnerschaften auf Augenhöhe, werden auch die US-Sanktionen die Entwicklung des Reichs der Mitte zur Wirtschaftsmacht Nummer eins nicht verhindern können.

 

Wichtige rechtliche Hinweise:
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