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Die Inflationsraten waren zuletzt im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit (bzw. für viele Marktteilnehmer auch überraschend) hoch. So lag der Wert des harmonisierten Verbraucherpreisindex für die Eurozone im Vergleich zum Vorjahr im Februar um 2% höher, was dem höchsten Wert seit 2013 entspricht.

Die Inflationsrate in der Eurozone ist in den letzten Monaten deutlich angestiegen.
Quelle: Erste Asset Management; Eurostat, Daten per 31.3.2017
Experten „am falschen Fuß“ erwischt
Indikatoren wie die Citi Inflation Surprise Indizes messen „objektiv“, ob Analysten den Preisauftrieb richtig einschätzen. Gemessen an diesen Indikatoren muss man festhalten, dass in den letzten Monaten weltweit die Inflationsziffern bzw. die Treiber der Inflation unterschätzt wurden. Zu gering bemessen wurde die Inflation vor allem in der Eurozone. Dort taten sich Analysten auch schon in der Vergangenheit schwer. So unterschätzt wurde der Preisauftrieb aber seit der Einführung des Euros im Jahr 1999 noch nie.

Wegen der unorthodoxen geldpolitischen Maßnahmen seit 2008 ist die Frage am Tisch, ob das jetzt der Beginn der großen Inflation ist? Und wenn schon nicht der großen, dann vielleicht zumindest einer kleinen?
Quelle: Erste Asset Management; Citi, Bloomberg, Daten per 31.3.2017
Inflationsrate versus Kerninflationsrate
Hinter dem Preisauftrieb der letzten Monate steckt ein starker Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise. Diese machen zusammen knapp unter 30% des Warenkorbs für die Berechnung der Inflation aus. Diese beiden Komponenten sind zum einen kaum durch die Zentralbank steuerbar und zum anderen viel volatiler als andere Komponenten. Deshalb wird von Zentralbanken auch meist die sogenannte Kernrate der Inflation, die auf einen Warenkorb ohne Energie und Lebensmittel zurückgreift, herangezogen. Diese Kerninflation liegt in der Eurozone schon seit einigen Jahren unter 1% und zeigte auch zuletzt keinen Aufwärtstrend.
Das spricht dafür, dass der Anstieg der Inflation nicht auf das wirtschaftliche Umfeld, sondern auf gestiegene Öl- und Lebensmittelpreise zurückzuführen ist. Sollten diese Preise nicht mehr weiter steigen oder sogar fallen, ist wieder mit niedrigeren Inflationsraten zu rechnen. Wie zur Bestätigung betrug die Inflationsrate im März nur mehr 1,5% p.a. und lag damit deutlich unter dem Februar-Wert.
„Hausgemachter“ Inflationsdruck in den USA?
In den Vereinigten Staaten ist die Inflation zuletzt ebenfalls durch einen Anstieg der Energiepreise gestiegen. Anders als in der Eurozone ist in den USA die Frage nach „hausgemachtem Inflationsdruck“ berechtigt. Für 2017 wird geschätzt, dass die US-Wirtschaft die Vollbeschäftigung erreicht. Das könnte mittelfristig in einen höheren Anstieg der Löhne und Preise münden, d.h., einen breitbasierten und anhaltenden Inflationsanstieg. Die entsprechenden Statistiken zeigen im Durchschnitt bereits höhere Lohnanstiege als noch vor ein paar Jahren. Diese sind mit 2,2% aber immer noch moderat.

Quelle: Bureau of Labor Statistics, CPI Detailed report, Data for February 2017
Wie schätzt Erste Asset Management die „Inflationsgefahr“ ein?
- Kurzfristig sehen wir keine „Inflationsgefahr“, sowohl in der Eurozone als auch in den USA
- Der Markt rechnet ebenfalls mit keiner deutlich höheren Inflation: Die in 10-jährigen inflationsgeschützten Staatsanleihen gepreisten Inflationserwartungen lagen am 21. April 2017 für Deutschland bei 1,14% und für die USA bei 1,84%, also in beiden Fällen gemessen an der Vergangenheit sehr niedrig.
- Aufgrund höherer Ölpreise und höherer Wachstumserwartungen im 2. Halbjahr 2016 waren kurzfristig höhere Inflationserwartungen zu sehen. Diese Effekte verpuffen demnächst.
- Auch weltweit ist aufgrund der aktuellen konjunkturellen Lage nicht mit deutlich höheren Inflationsraten zu rechnen. Zwar operieren die Volkswirtschaften einiger Länder, wie etwa Deutschland und die USA, über der Kapazitätsgrenze. Demgegenüber gibt es noch viele Länder, wie etwa Italien oder Spanien, wo das nicht der Fall ist. Das sollte ausreichen, um das globale Inflationsgespenst noch für einige Zeit in der Kiste zu belassen.
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