Wikipedia spricht von Logistik als Wirtschaftszweig, der sich „… mit der Planung, Steuerung, Optimierung und Durchführung von Güter-, Informations- und Personenströmen befasst. Zu diesen Strömen zählt das Transportieren, Lagern, Umschlagen, Kommissionieren, Sortieren, Verpacken und Verteilen.“ Logistik ist ein großes Thema, denn unsere heutige Welt wäre ohne sie nicht denkbar. Sie sorgt dafür, dass die Wirtschaft in Schwung bleibt.
Logistik ist vor allem auch aus nachhaltiger Sicht ein großes Thema, da sie sich durch einige Besonderheiten auszeichnet: Sie ist ortsungebunden. Denken Sie an Schiffe unter der Flagge Liberias oder Panamas oder LKWs aus Osteuropa auf unseren Straßen. Zudem ist in dieser Branche die Geschwindigkeit unmittelbarer Teil der Wertschöpfungskette. Bei der Entscheidung, ob etwas mit Flugzeug, LKW oder Bahn versandt werden soll, sind in erster Linie Geschwindigkeit und Kosten die Entscheidungsfaktoren. Dazu kommt, dass Logistik an der Schnittstelle zwischen Öffentlichem und Privatem positioniert ist. Ökonomen sprechen von „externen Effekten“, wenn wirtschaftliche Entscheidungen Auswirkungen auf unbeteiligte Marktteilnehmer haben, und diese dafür nicht „kompensiert“ werden. Einfacher: Denken Sie an die Infrastruktur, auf der die Logistikbranche aufbaut. Straßen, Schienen, Wasserwege und der Luftraum sind „freie“ Güter, die uns allen gehören, aber von der Logistikbranche gebraucht werden (durchaus im doppelten Sinn des Wortes), ohne dafür zu bezahlen (bzw. ohne einen Marktpreis dafür zu bezahlen, weil es dafür keinen Markt gibt).
Das hat einige Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit. Externe Effekte stellen den Kern der Umweltproblematik dar. Die Umwelt hat keinen Preis und wird in den Kalkulationen der Einzelnen nicht berücksichtigt. Aus wirtschaftlicher Sicht macht der mehrfache Transport von Kartoffeln quer durch Europa zum Waschen, Schälen und Verpacken durchaus Sinn. Die CO2 Belastung, der Lärm, die Feinstaubbelastung oder die Abgase werden jedoch nicht mit einberechnet. Der steigende Anspruch auf Geschwindigkeit kann außerdem zu Problemen für diejenigen Arbeitskräfte führen, die diesem Geschwindigkeitsprinzip standhalten müssen. Kommt man zu spät zu einem Termin oder sollte man lieber nochmal aufs Gas drücken, auch wenn die Geschwindigkeitsbeschränkung oder die Straßenverhältnisse dagegen sprechen. Oder denken Sie an die Standortunabhängigkeit, die mehr noch als in anderen Branchen zu einem internationalen Marktpreis führt, der nicht auf nationale Arbeits-, Umwelt oder technische Mindeststandards Rücksicht nimmt. Dazu gehört auch die Frage, wo Leistung entsteht und wo Steuern dafür bezahlt werden.
Dazu kommt noch: Ohne Logistik wäre die Globalisierung nicht möglich. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin für die Globalisierung und den freien Welthandel, aber man muss sich auch über deren Schattenseiten bewusst sein. Zudem spielt der Trend zur raschen Veränderung eine wichtige Rolle. Denken Sie an zwei Themen welche in letzter Zeit stark in den Medien präsent waren: die Paketlieferung per Drohne und autonom fahrende Autos. Letzteres könnte beispielsweise Fernfahrer in Zukunft überflüssig machen und die Paketlieferung per Drohne könnte Paketdiensten das antun, was das E-Mail der Schneckenpost angetan hat. Auch hier gilt, ich befürworte technische Veränderungen. Schumpeters schöpferische Zerstörung ist der Antrieb hinter dem höheren Lebensstandard, den wir heute alle genießen. Dennoch ist die Geschwindigkeit, mit der alles stattfindet ein Thema, das man auch aus nachhaltiger Sicht berücksichtigen muss. Sie sehen, Logistik ist ein spannendes Thema und wenn man daran denkt, wie die Geschenke unter den Christbaum kommen, gerade zur besinnlichen Zeit des Jahres eines der brennendsten.
Mag. Gerold Permoser