Das Unternehmen im Fokus wird aufgrund aktueller Entwicklungen und in Zusammenhang mit dem Thema „Logistik“ ausgewählt. Das Erste AM-Nachhaltigkeits-Team analysiert die Stärken und Schwächen des Unternehmens in verschiedenen ESG-Bereichen. Das Unternehmen im Fokus ist diesmal die Österreichische Post AG.
Noch unbemerkt von vielen Research-Häusern, hat sich die österreichische Post zu einem der drei führenden Logistik-Unternehmen in unserem globalen Investmentuniversum entwickelt.
Um diese Vorbildrolle zu erreichen, hat die Post einen sehr strukturierten Zugang gewählt. Ihre Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf einer sogenannten Materialitätsmatrix. Diese stellt die wichtigsten Nachhaltigkeitsfaktoren für den langfristigen Erfolg des Unternehmens, den bedeutendsten Erwartungen seiner Stakeholder, gleichberechtigt gegenüber. Für jeden der daraus resultierenden Management-Schwerpunkte wurden entsprechende Ziele entwickelt.
Zudem geht das Unternehmen detailliert auf seinen möglichen Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDG, die Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen ein. Diese Zielereichen u.a. von der Korruptionsbekämpfung (Ziel 16) bis zum Beitrag Städte und Gemeinden nachhaltiger zu gestalten (Ziel 11).
Ein weiteres Kernthema der SDG ist der Kampf gegen den Klimawandel. Die Post trägt hierzu auf mehreren Ebenen etwas bei. Mehr als ein Achtel der Fahrzeugflotte der Post ist elektrisch betrieben. Dieser Anteil ist über die letzten Jahre stetig gewachsen. Betrachtet man nur die klassischen Autos sinkt der Anteil zwar auf 5%, allerdings liegt die Zukunft möglicherweise ohnehin in alternativen Konzepten: Derzeit testet die Post, zusammen mit österreichischen Partnern, einen autonomen Zustellroboter. Zusätzlich wird ein Fünftel des Zustellgebiets überhaupt unmotorisiert, sprich zu Fuß oder per Fahrrad, bedient. Darüber hinaus werden alle CO2 Emissionen in Österreich kompensiert. Zwar ist die Kompensation von Emissionen immer nur die zweite Wahl nach der Vermeidung, allerdings erfolgt diese bei der Österreichischen Post AG über klar identifizierte – und veröffentlichte – Projekte. Dies stellt im Gegensatz zum reinen Kauf von Zertifikaten einen tatsächlich messbaren Impact sicher.
Während das Unternehmen hohe Standards für die Arbeitsbedingungen der eigenen Mitarbeiter setzt, erreichen diese Maßnahmen (wie auch in fast der gesamten Branche) noch nicht die externen Zusteller. Die Beschaffung solcher Dienstleistungen unterliegt einem Ethik-Kodex. Dieser enthält derzeit zwar Mindeststandards aber noch keine detaillierten Handlungsanweisungen und Saktionen. Anders als die meisten Konkurrenten setzt die Strategie der österreichischen Post weiterhin in erster Linie auf eigene Mitarbeiter. Externe Zusteller spielen vergleichsweise nur eine untergeordnete Rolle. Dies ist potentiell ein langfristiger Wettbewerbsvorteil. Umfragedaten zeigen, daß mit steigender Externalisierung die Kundenzufriedenheit regelmäßig sinkt.
Ein wichtiges Ziel des Nachhaltigkeitsprogramms der Post ist auch die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Es wird zum Beispiel versucht die rückgängigen Briefsendungen zu kompensieren, indem etwa Produkte zur sicheren Onlinezustellung von Dokumenten erarbeitet werden. Die Datensicherheit dieser Lösungen ist bereits gemäß ISO 27001, dem internationalen Standard in diesem Bereich, zertifiziert – eine Seltenheit im Logistik-Sektor.
Betrachtet man ein letztes Mal die SDG, wird angesichts des steigenden Kostendrucks gerade die Aufrechterhaltung nachhaltiger Infrastrukturen, vor allem im ländlichen Raum, eine große Herausforderung für das Unternehmen werden (Stichwort Schließung von Postämtern). Bis jetzt wird aber auch dieses gesetzlich verankerte Ziel von der Post übererfüllt.