Ein neues Börsejahr beginnt. Damit stellt sich die alljährliche Frage, wie man sich als Anleger positionieren soll? Sind Aktien weiterhin attraktiv? Welche Sektoren sollte man bevorzugen?
Im letzten Jahr haben sich die USA und die Region Emerging Asia deutlich besser entwickelt als Europa, das deutlich zurückblieb. Diese Entwicklung ist fundamental leicht zu erklären. Während die Gewinne der US-Unternehmen immerhin um 8% zulegten, sind die Gewinne der Europäischen Unternehmen um 7% gefallen. Damit gehen die Gewinne in Europa seit 2010 kontinuierlich zurück. Die Erholung seit der Finanzkrise des Jahres 2008/2009 fällt mit +20% bescheiden aus. Die weltweiten Unternehmensgewinne stiegen im Vergleich um sage und schreibe 170%. Vor diesem Hintergrund sind europäische Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18 keineswegs günstig bewertet. Zugegeben, das KGV in den USA ist etwas höher, allerdings aufgrund des Gewinnwachstums und der deutlich höheren Profitabilität durchaus berechtigt.
Aus Mangel an Alternativen führt kein Weg an Aktien vorbei
Allgemein betrachtet sind globale Aktien auch nach mehr als drei Jahren Hausse (Beginn Oktober 2011) aus unserer Sicht keineswegs überbewertet. Berücksichtigt man die niedrige Inflation, die hohen Profitabilität der (globalen) Unternehmen und den Mangel an Anlage-Alternativen sind Aktien zwar nicht billig aber angemessen bewertet.
Euro so schwach wie 2005
In naher Zukunft bleibt der Euro im Mittelpunkt des Interesses. Zwei Ereignisse von Bedeutung stehen demnächst an: Am 22.1. trifft sich der Rat der Europäischen Zentralbank um über den Starttermin für ein großes Anleihen-Kaufprogramm zu entscheiden. Am 25.1. wählt Griechenland ein neues Parlament. Alexis Zipras liegt mit seiner Partei Syriza in den Wahlprognosen deutlich voran. Er verspricht den Sparkurs zu stoppen, die Reformen zurückzudrehen und in diesem Jahr 11 Mrd. Euro für Sozialleistungen auszugeben. Das kommt in der griechischen Bevölkerung gut an, könnte aber dazu führen, dass Griechenland von den EU-Partnern (allen voran Deutschland) zum Austritt (Grexit) gezwungen wird. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr für andere Staaten, die ein Schuldenproblem haben? Wird Italien zum neuen Ziel der Spekulationen? All diese Unsicherheiten führen dazu, dass der Euro so schwach wie zuletzt 2005 ist. Längerfristig bleibt Europa ein Problem. Strukturelle Reformen bleiben aus. Da nutzen auch niedrige Zinsen wenig um einen nachhaltigen Aufschwung herbeizuführen.
US-Aktien bevorzugt
Unter diesen Rahmenbedingungen bevorzugen wir weiterhin US-Aktien gegenüber europäischen – zumindest solange bis sich in Europa eine deutliche Gewinnerholung abzeichnet. Die weitaus bessere wirtschaftliche Entwicklung in den USA unterstützt ein solches Engagement. Japan bleibt eine interessante Alternative: Das sogenannte Abenomics-Programm (zusammengesetzt aus „Abe“, der Nachname des derzeitigen japanischer Premierministers und „economics“ (engl. für Volkswirtschaft) – hat noch nicht zu einem nachhaltig wirtschaftlich Erfolg geführt. Was den Unternehmen geholfen hat, war der schwachen Yen. Sie konnten ihre Gewinne steigern. In den von uns verwalteten Portfolios ist Japan neutral gewichtet und währungsgesichert.
Schwellenländer: China und Korea im Fokus
Bleibt die Frage nach den Schwellenländern (Emerging Markets). Die Gewinn-Situation in Osteuropa und in Lateinamerika ist besorgniserregend. Eine schnelle Erholung ist derzeit nicht absehbar. Positiv hervorheben konnten sich aber mehrheitlich die Emerging Asia Länder, weshalb wir Länder wie China und Korea bevorzugen. Russland ist zwar billig, ein Investment bleibt aber mit hohen Risiken behaftet. Das Land leidet unter dem schwachen Ölpreis und den Sanktionen. Eine Rezession erscheint uns unausweichlich. Die Gewinnsituation wird weiter angespannt bleiben. Die Situation in der Türkei ist nicht besser: auch am Bosporus bleibt das Gewinnwachstum weit hinter den Erwartungen. Nachdem der Markt im letzten Jahr positiv überraschen konnte, sind türkische Aktien nunmehr überbewertet. Trotzdem bleibt die Börse in Istanbul aufgrund der niedrigen Energiepreise innerhalb des Osteuropa-Universums erste Wahl.