Wer kennt das nicht, gemütliches Beisammensein, ausgelassene Atmosphäre und das Glas Sekt in der Hand. Möglicherweise auch zwei. Weihnachten ist das Fest der Freude, der Adventmärkte – und des übermäßigen Alkoholgenusses: Ein guter Grund für uns, diesen ESG Letter dem Thema Alkohol zu widmen.
Sehr oft wenn man mit Menschen über Nachhaltigkeit in der Veranlagung spricht, kommt wie aus der Pistole geschossen das Argument, dass ein Investor in Nachhaltigkeit weniger Rendite in Kauf nehmen muss. Und als Beleg dafür wird fast unweigerlich der Vice Fund (auf Deutsch Laster Fonds) angeführt. Ein US Fonds, der ausschließlich in Unternehmen aus dem Bereich Tabak, Glückspiel, Waffen und Alkohol investiert. Die Botschaft dahinter scheint klar: ein Investment in Alkohol ist offensichtlich das genaue Gegenteil von einem nachhaltigen Investment.
Was sind aus nachhaltiger Sicht die Hauptpunkte rund um das Thema Alkohol? An erster Stelle ist hier sicherlich das Thema der sozialen Verantwortung von Unternehmen im Umgang mit Alkohol zu nennen. Die Frage nach dieser Verantwortung stellt sich Unternehmen dabei in unterschiedlichster Form.
Alkopops und Komasaufen
Denken sie etwa an das Thema Vermarktung von Alkohol. Wer wird dabei adressiert? Wie wird Alkohol dargestellt? Gibt es etwa Produkte, die in ihrem Zugang ganz besonders auf Gruppen abzielen, die eigentlich gar keinen Alkohol konsumieren sollten oder die besonders gefährdet sind, ein problematisches Konsumverhalten zu entwickeln? Denken sie hier etwa an die intensive Diskussion zum Thema Alkopops und „Komasaufen“ vor ein paar Jahren, bei der es genau um diese Fragestellung ging.
Ein weiteres Thema ist der Zugang zu Alkohol. In Österreich ist gesetzlich geregelt, wer überhaupt Zugang zu Alkohol haben darf. Halten sich Unternehmen daran? Hier sind nicht nur die Produzenten von Alkohol, sondern hauptsächlich der Einzelhandel, das Hotel- und Gastgewerbe und die Freizeitindustrie ganz allgemein gefordert. Das ist durchaus nicht einfach, da man hier ganz klar zwischen einer gesellschaftlichen Verantwortung und einer unternehmerischen abwägen muss. Umso schöner, wenn Unternehmen diesen Spagat schaffen und ihrer Verantwortung nachkommen.
Alkohol fordert Unternehmen auch deshalb, weil viele direkt von Alkoholmissbrauch betroffen sind. Schätzungen gehen in Österreich von ca. 4 bis 6 Prozent Alkoholkranken aus. Rein statistisch hätten damit mehr als 10.000 Unternehmen mit zumindest einem Alkoholkranken in ihren Reihen umzugehen. Auch das ist eine Herausforderung an Unternehmen in sozialer aber auch ökonomischer Sicht.
Dazu kommen die Herausforderungen direkt aus dem Produktionsprozess selbst. Vor 200 Jahren war die Arbeit auf einer Zuckerrohrplantage quasi ein Todesurteil. Kaum jemand hat diese Arbeit mehr als ein paar Jahre überlebt. Diese Zeiten haben wir zwar Gott sei Dank hinter uns gelassen, die Zuckerrohrernte, Zuckerrohr ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Alkoholgewinnung, ist aber noch immer kein Honiglecken. Dazu kommen klassische ökologische Fragestellungen, die von CO2 Fußabdruck, Wasserverbrauch bis zum Anbau in Monokulturen reichen.
Das aus Sicht eines nachhaltigen Investors schöne am Thema Alkohol ist, dass man ihn nicht braucht. Vergleichen Sie die Performance des Vice Funds über die letzten fünf Jahre mit unserem Erste Responsible Stock America und es wird klar, dass sich das Laster nicht ausgezahlt hat. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen informativen und spannend, wenn auch nicht hochgeistigen ESG Letter.
Gerold Permoser
Den gesamten ESG* Letter finden Sie hier.
*ESG steht für „Environmental, Social and Governance“ – zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das sind die drei groben Kategorien, nach denen Unternehmen beim nachhaltigen Investieren geprüft werden.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.