Engagement ist für den nachhaltigen Investmentansatz der Erste AM von großer Bedeutung. Dabei werden eigene Initiativen mit Kooperationen auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene kombiniert. Grundlage für den strukturierten Prozess ist die „Erste AM Engagement Richtlinie“, die Engagement-Themen, den Ansatz und das Prozedere festlegt.
Die Glücksspielbranche ist generell aus unseren nachhaltigen Fonds ausgeschlossen, da sowohl nachhaltige Investoren als auch wir das Geschäftsmodell der Branche kritisch sehen. Dennoch gibt es innerhalb der Branche große Unterschiede in der Umsetzung. Daher war das Ziel unseres Engagements zum Thema Glücksspiel, den unterschiedlichen Zugang der Branche vor allem zum Thema Spielerschutz herauszuarbeiten.
Kein Interesse an einem Dialog
Im Rahmen unseres Engagement-Prozesses, haben wir acht internationale Glücksspielunternehmen kontaktiert. Österreichische Unternehmen waren nicht dabei, da diese nicht börsennotiert und damit für uns nicht investierbar sind. Drei dieser Unternehmen hatten im Vergleich zu ihren Konkurrenten relativ gute ESG-Ratings. Bei diesen Unternehmen gingen wir deshalb von einem starken Interesses an einem Dialog mit uns aus. Umso überraschender war es daher für uns, dass keines der von uns kontaktierten Unternehmen in unseren Engagement-Prozess eingestiegen ist. Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit öffentlich verfügbaren Informationen, teils von den Unternehmen selbst, teils von unseren Researchpartnern, einen Überblick über die Herangehensweise der unterschiedlichen Unternehmen gemacht.
Verantwortungsvolles Glücksspiel schwer zu interpretieren
Der Schutz der Spieler ist aus nachhaltiger Sicht, der mit Abstand bedeutendste Faktor in diesem Geschäft. Er wird zwar generell als wichtig bezeichnet, jedoch gibt es international nur eine Handvoll Betreiber, deren Anstrengungen zum Schutz der Spieler aktiv vom Unternehmen selbst kommen. Meist ist der Handlungswille nur vom Regulator getrieben. In diesem Bereich gibt es durchaus große Unterschiede. In Macao wird es Spielern schwer gemacht, sich selbst vom Glücksspiel sperren zu lassen. In Singapur hingegen feiert man mit extrem weitreichenden Sperrlisten Erfolge, den sozialen Schaden einzugrenzen, wenn ein Spieler ein problematisches Spielverhalten zeigt.
In dieser Hinsicht grenzen sich die heimischen Anbieter positiv von der internationalen Konkurrenz ab. Als Beispiel wäre hier etwa die Initiative Spiele mit Verantwortung der Österreichischen Lotterien und Casinos Austria zu nennen. Konkret bietet das Unternehmen bei Bedarf in vereinfachter Sprache – Spielern Unterstützung bei der Vermeidung und dem Umgang mit ihrer Abhängigkeit. Zusätzlich werden Mitarbeiter darin geschult, potentielle Problemspieler zu erkennen und einzugreifen. International gibt es solche Initiativen vereinzelt, sie sind jedoch nicht Industriestandard. Positiv aufgefallen sind in diesem Zusammenhang die australischen Crown Resorts, der von uns am besten bewertete internationale Glücksspielkonzern. Das Unternehmen bietet anonyme Hilfezentren für Spieler.
Sicherlich tragen solche Initiativen dazu bei, die potentiellen gesellschaftlichen Folgen des Glücksspiels abzufedern. Insgesamt muss man aber festhalten, dass solche Initiativen von Vorreitern in der Branche ausgehen und nicht Standard sind. Wir begrüßen diese Initiativen ausdrücklich. Das ändert aber nichts daran, dass Glücksspiel aus nachhaltiger Sicht, ein kritisches Geschäftsmodell ist.