Die Geschichte dient Anleger:innen oft als warnendes Beispiel und erinnert uns daran, dass Spekulationsblasen in der Regel erst nach ihrem Platzen erkannt werden. So wie die Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts zu einem Symbol für irrationale Überschwänglichkeit geworden ist, veranlassen die rasanten Fortschritte und steigenden Bewertungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) heute so manch einen dazu, sich die Frage zu stellen, ob wir derzeit die Entstehung einer neuen Blase an den Aktienmärkten erleben. Es ist zwar leicht, Parallelen zur Vergangenheit zu ziehen, aber man darf nicht vergessen, dass der Blick im Nachhinein immer klarer ist als in der Gegenwart.
Wann immer die Preise für Vermögenswerte übertrieben erscheinen, werden oft Vergleiche mit der berüchtigten Tulpenmanie in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts gezogen – einem Phänomen, das manchmal als erste Spekulationsblase der Geschichte bezeichnet wird.
Was ist wirklich passiert?
Auch nach eingehender Untersuchung des Themas bleibt unklar, was sich damals tatsächlich zugetragen hat. Die Nachforschungen werden durch die begrenzten Daten aus den Jahren 1630–1639 erschwert – ein Großteil der vorhandenen Informationen stammt aus Pamphleten, die von Gegnern des Tulpenhandels verfasst wurden.
Eine Torheit?
Der bekannteste Bericht in diesem Zusammenhang ist Charles Mackays „Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds” (dt. „Zeichen und Wunder: Aus den Annalen des Wahns“), der zwei Jahrhunderte später geschrieben wurde. Mackay beschrieb eine Nation, die „einer goldenen Vision hinterherjagt”, aber er war strenggenommen kein Historiker, und so ist bei diesem Werk von einem gewissen Grade an künstlerischer Freiheit auszugehen.
In Wirklichkeit wurden nur wenige Menschen durch den Tulpenhandel ruiniert, und nur wenige wurden reich. Die meisten Handelsteilnehmer:innen waren bereits wohlhabend und erzielten durch geschicktes Timing ihrer Geschäfte ein bescheidenes Zusatzeinkommen. Selbst die höchsten Preise, für die man heute ein Auto kaufen könnte, haben möglicherweise nie zu tatsächlichen Bargeldtransaktionen geführt.
Obwohl die Geschichte weniger spektakulär ist als allgemein angenommen, bietet die Entwicklung des Tulpenhandels zu einer Blase interessante Einblicke.
Die Ursprünge
Tulpen kamen Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich in die Niederlande. In dieser Zeit der Entdeckungen gelangten viele neue Pflanzen nach Europa, aber Tulpen zeichneten sich durch ihre Fähigkeit aus, neue Sorten zu entwickeln. Geflammte, gefiederte oder gestreifte Tulpen waren sehr begehrt, und die Züchter:innen konzentrierten sich auf diese Mustervarianten.
Seltene Sorten waren aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit – die später auf einen Virus zurückgeführt wurde – besonders wertvoll. Dieser Marmoreffekt machte bestimmte Zwiebeln schwer auffindbar und steigerte ihren Wert unter Liebhabern. Die Tulpenzüchtung wurde zu einer Kunstform mit kreativen Namen wie „Gehmarmerde de Goyer” und „General de Goyer”. Nur wenige Sorten erhielten königliche Namen wie „Semper Augustus”, zumal diese in der Niederländischen Republik weniger beliebt waren.
Hortus Floridus & „Tulpen-Aficionados“
Um 1600 begann eine neue Generation von Züchter:innen mit dem Tulpenhandel, zunächst nur unter Insidern. Der Handel wurde nach der Veröffentlichung von „Hortus Floridus” im Jahr 1614 offener; in dieser Schrift waren Tulpenzüchter:innen aus ganz Europa aufgelistet, womit im Wesentlichen ein Markt geschaffen wurde. Einige Züchter:innen waren der Meinung, dass Tulpen etwas Besonderes für echte Liebhaber:innen bleiben und nicht zu einer Handelsware werden sollten.
Die Preise stiegen stetig an. Im Jahr 1610 erwähnten zwei Freunde, dass sie 50 Gulden (heute etwa EUR 1.000) für eine wertvolle Tulpe bezahlt hatten, die sie anschließend in ihren Gärten kultivierten. Die Preise blieben hoch, doch erst im Winter 1636 explodierten sie regelrecht und entwickelten sich vom Nischenhandel zu einer weit verbreiteten Spekulation.
Reiche Kaufleute wie Abraham de Goyer bauten Gartenimperien auf und zogen damit weitere Enthusiasten an. Bemerkenswert ist, dass der Amsterdamer Bürgermeister Nicolaes Pietersz Tulp, obwohl er eine Leidenschaft für Blumen hegte, nicht am Tulpenhandel beteiligt war.
Geopolitische Unsicherheit und Religion
Diese Zeit war geprägt vom Achtzigjährigen Krieg und einem rasanten Wirtschaftswachstum. Um zu überleben, mussten neue Einnahmequellen erschlossen werden, und Innovationen wie handelbare Aktien (eingeführt 1602) ermöglichten eine breitere Beteiligung an den Gewinnen aus dem Handel mit Ostindien.
Auch die Religion spielte eine Rolle. Der Krieg mit Spanien begann aufgrund religiöser Differenzen, und Amsterdam wurde im 16. Jahrhundert protestantisch. Die Synode von Dordrecht (1618–1619) führte einen strengen Calvinismus ein und verbot Glücksspiel und Lotterien. Spekulationen wurden für viele zum einzigen Weg, schnelle Gewinne zu erzielen, und selbst einfache Leute konnten vom Handel mit VOC-Aktien profitieren.
Von Knappheit zur Verfügbarkeit
Bis 1630 waren Tulpen rar, aber Anfang der 1630er kamen preiswerte Sorten auf den Markt. Der Handel verbreitete sich in der städtischen Mittelschicht, und aufgrund der hohen Nachfrage und Vielfalt wurden die Zwiebeln zu Spekulationsobjekten.
Der Handel dehnte sich über den üblichen Zeitraum von Juni bis Oktober hinaus aus, und um 1634 wurden Winterkäufe für zukünftige Lieferungen üblich. Die Käufer:innen begannen, die Zwiebeln vor der eigentlichen Lieferung zu verkaufen, manchmal sogar mehrmals. Anfang 1637 waren Tulpenkäufe zu (ver)handelbaren Verträgen mit Lieferterminen geworden.
Pandemie
Die Pest von 1635–1636 führte zum Tode von bis zu 10 % der Bevölkerung, was Arbeitskräftemangel und eine Lohn-Preis-Spirale nach sich zog. Viele Arbeitnehmer:innen hatten plötzlich zusätzliches Geld, und die unsicheren Zeiten beflügelten möglicherweise das spekulative Verhalten.
Unregulierter Handel
Der Handel passte sich den einfachen Leuten an, denen die Mittel oder das Verständnis für formelle Verträge fehlten. Stattdessen fand der Handel in Tavernen unter informellen Gruppen statt, die als „Colleges” bezeichnet wurden. Die Regierung wurde 1636 darauf aufmerksam, hauptsächlich aus steuerlichen Gründen. Sie erhob jedoch letztendlich keine Steuern, da dies nicht praktikabel war. Der Handel blieb weitgehend unreguliert.
Die Blase und ihre Folgen
Den Höhepunkt erreichte die Tulpenmanie im Winter 1636–1637. Die Preise für Sorten wie „Switser” stiegen innerhalb von zwei Wochen um das Zehnfache, von 120 auf 1.500 Gulden pro Pfund. Bald darauf brachen die Preise ein und der Handel kam zum Erliegen. Die Gründe dafür sind nach wie vor unklar – möglicherweise waren es Gerüchte über staatliche Eingriffe oder die Zurückhaltung der Käufer:innen, höhere Preise zu zahlen. Es kam zu chaotischen Zuständen und Streitigkeiten über die Gültigkeit von Verträgen.
Im Februar trafen sich führende Züchter:innen und Händler:innen in Amsterdam, um die Meinungsverschiedenheiten beizulegen, und ermöglichten den Käufer:innen, durch Zahlung von 10 % der vereinbarten Summe aus den Verträgen auszusteigen. Die Regierung ratifizierte dies jedoch nicht, und die Maßnahme hatte kaum Auswirkungen. Der Magistrat von Haarlem schloss später Beamte von Tulpenfällen aus und half so einigen Käufer:innen, den Bankrott zu vermeiden.
Nach 1637 stabilisierten sich die Preise, und Tulpen wurden zu dem Produkt, wie wir es heute kennen. Drei Jahrhunderte später wurden Tulpenzwiebeln sogar zu einem Lebensretter während des Hungerwinters von 1944.
Fazit
Geopolitische Unsicherheit, soziale Unruhen, rasante Innovationen, eine Pandemie und mangelnde Regulierung trugen alle zur ersten bekannten Spekulationsblase bei. Mit Blick auf die heutigen Märkte sehen einige Beobachter:innen Parallelen zur Tulpenmanie in der Aufregung und den steigenden Bewertungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) an den Aktienmärkten. Auch wenn es verlockend ist, direkte Vergleiche anzustellen, erinnert uns die Geschichte doch daran, dass Blasen erst im Nachhinein offensichtlich sind. Die Lehren aus der Vergangenheit mahnen uns, neuen technologischen Revolutionen mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht zu begegnen.
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