Viele Anlegerinnen und Anleger haben bereits Erfahrungen mit Investments in Anleihen. In diesem Beitrag geben wir einen Einblick in Anleihefonds – genauer gesagt den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Anleihen und Anleihefonds.
In unserem kurzen Video erklären wir die wichtigsten Infos über Anleihefonds. Gesetzlicher Hinweis.
1. Was ist eine Anleihe?
Bei einer Anleihe (auch Obligation oder Schuldverschreibung genannt) handelt es sich um nichts anderes als einen Kredit, den man einem Schuldner (Anleihe-Emittent) für eine bestimmte Laufzeit gibt. Damit ergeben sich auch schon die wesentlichen Charakteristika einer Anleihe:
- Versprechen eines Schuldners (Emittent)
- das eingesetzte Kapital (Nominale)
- in einem festgelegten Zeitraum (Laufzeit)
- zurückzuzahlen.
Dafür dass der Kreditgeber (Käufer der Anleihe) dem Schuldner Kapital überlässt, erhält er einen im Vorhinein vereinbarten Zinssatz (Kupon). Was mit dem Kapital geschieht, bestimmt alleine der Schuldner – der Käufer der Anleihe hat kein Mitspracherecht.
Am Ende der Laufzeit muss der Schuldner die Anleihe vollständig und fristgerecht zurückzahlen (tilgen). Dies kann er natürlich nur, wenn er zu diesem Zeitpunkt noch solvent (zahlungsfähig) ist. Je nach Qualität des Schuldners kann eine Anleihe somit auch teilweise oder vollständig ausfallen. Ebenfalls nach der Bonität (Kreditwürdigkeit) des Schuldners richtet sich die Höhe der zu zahlenden Zinsen.
Häufig gibt es bei Anleihen vorgegebene Mindestvolumina unter denen Anlegerinnen und Anleger diese Anleihe überhaupt nicht erwerben können!
2. Was macht ein Anleihefonds?
Soll man als Anlegerin und Anleger selber nach Anleihen suchen? Welche Anleihe ist für den Einzelnen am besten geeignet? Woher soll man wissen, welche Anleihen „sicher“ zurückbezahlt werden und wie erzielt man mit geringem Kapital eine ausreichende Streuung?
Das österreichische Investmentfondsgesetz (InvFG) stellt den Schutz der Anlegerinnen und Anleger in den Mittelpunkt. Die Pflicht zur „Diversifikation“ – also zur Aufteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlagen – ist im Gesetz fest verankert und daher eine Vorgabe für alle Investmentfonds nach österreichischem Recht.
Für jeden Anleihefonds gibt es Richtlinien (Fondsbestimmungen) in denen festgelegt ist, in welche Anleihen der jeweilige Fonds investieren darf.
Grundsätzliche Einteilungskriterien sind zum Beispiel nach:
- Emittenten (Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen)
- Laufzeiten (kurze oder längere Laufzeiten)
- Bonität (Rating)
Jeder Anleihefonds wird durch einen oder mehrere Experten betreut (Fondsmanagerin bzw. Fondsmanager). Dieser wählt gemäß den Vorgaben die entsprechenden Titel (Anleihen) aus und kauft diese an geregelten Märkten (Börsen) mit dem in den Fonds einbezahlten Kapital der Anlegerinnen und Anleger.
3. Ein Anleihefonds besteht aus vielen Anleihen – dem Portfolio
Aufgabe eines Anleihefonds ist es, einen bestimmten Anleihemarkt mit breiter Streuung abzudecken. Dazu gehört eine ausreichende Diversifikation hinsichtlich Emittenten aber auch hinsichtlich Laufzeiten. Das einbezahlte Kapital wird in der Regel vollständig in Anleihen investiert. Bargeld spielt im Anleihefonds nur eine untergeordnete Rolle.
Die Entscheidung, welche Anleihen gekauft werden, obliegt der zuständigen Fondsmanagerin oder dem Fondsmanager. Anleger haben hier kein Mitbestimmungsrecht. Die Summe aller Vermögenswerte im Fonds nennt man auch Fonds-Portfolio.
4. Der Anleihefonds aus der Sicht der Anlegerin und des Anlegers
Anlegerinnen und Anleger können jederzeit in einen bestehenden Fonds investieren. Üblicherweise ist das auch mit kleineren Beträgen (zum Beispiel 100 Euro) möglich. Für das einbezahlte Kapital erhält man Fondsanteile. Und noch viel wichtiger: Die Fondsanteile können üblicherweise täglich zum aktuellen Wert wieder verkauft werden. Ein Fonds stellt somit eine Veranlagungsgemeinschaft vieler Anlegerinnen und Anleger dar. Die Anlage-Entscheidungen trifft allerdings ausschließlich die Fondsmanagerin bzw. der Fondsmanager – Anleger haben hier kein Mitspracherecht.
Im Portfolio sind viele Anleihen, deren Zinszahlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden. Es wäre viel zu teuer bei jeder Zinszahlung eine Ausschüttung durchzuführen. Der Fonds sammelt die Zinszahlungen und einmal pro Jahr erfolgt eine Ausschüttung an die Anteilseigner.
Die Höhe der Ausschüttung wird von der Kapitalanlagegesellschaft festgelegt. Sie orientiert sich häufig an der Höhe der aus den Anleihen erzielten Zinszahlungen.
6. Sind Anleihefonds sicherer als Anleihen oder gibt es gar eine Garantie?
Ein Anleihefonds besteht aus vielen unterschiedlichen Anleihen. Die Qualität einer Anleihe hängt von der Bonität des Emittenten ab. Grundsätzlich kann jeder Emittent in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Es gibt keine Garantie für einzelne Anleihen – und somit kann es auch keine Garantie auf einen Anleihefonds geben. Der Vorteil eines Anleihefonds im Vergleich zu einer einzelnen Anleihe liegt in der breiten Streuung. Auch innerhalb eines Fonds kann es zum Ausfall einzelner Anleihen kommen. Durch die Streuung ist die Gewichtung der einzelnen Anleihen im Verhältnis zum gesamten Portfolio eher niedrig.
Ausschüttung oder Wertzuwachs – die unterschiedlichen Anteilscheinklassen bei Anleihefonds
Wie bei den meisten Fonds gibt es bei Anleihefonds zwei unterschiedliche Varianten um zu investieren.
- A-Anteile (sog. Ausschütter): Bieten eine regelmäßige (zumeist jährliche) Ausschüttung. Im Zuge der Ausschüttung wird gleichzeitig auch die anfallende Steuer abgeführt. Die Ausschüttung erfolgt aus dem Fondsvermögen und wird dem Verrechnungskonto der Anlegerin bzw. des Anlegers gutgeschrieben. Somit kommt es am Tag der Ausschüttung zu einem Kursrückgang beim Rechenwert des Fonds. Dies ist eine Kursbewegung zusätzlich zu den üblichen Kursschwankungen.
- T-Anteile (sog. Thesaurierer): Diese Anteilscheinklasse ist auf Wertzuwachs ausgelegt. Die Erträge verbleiben im Fonds. Nur die angefallene Steuer muss ausgeschüttet werden und wird gleichzeitig an das Finanzamt abgeführt.
Der Rechenwert der beiden Anteilscheinklassen entwickelt sich durch die Ausschüttung unterschiedlich. Die folgende Grafik zeigt exemplarisch den Unterschied:
8. Welche der beiden Varianten ist für die Anlegerin und den Anleger besser?
Die A-Anteile und die T-Anteile gehören zum selben Fonds. Der Gesamtertrag ist somit bei beiden Varianten gleich hoch. Anlegerinnen, die einen jährlichen Kapitalfluss wünschen, werden eher die A-Anteile wählen. Anleger, die sich nicht um die Neuveranlagung kümmern möchten und bei denen der Vermögensaufbau im Vordergrund steht, sind in den T-Anteilen besser aufgehoben. Welche Anteilscheinklasse besser geeignet ist, kann somit nur der Investor selbst beurteilen.
Wie ist das mit der Anlagedauer oder der Laufzeit?
Bei einer Anleihe gibt es eine vorgegebene Laufzeit. Danach folgt die Tilgung. Ein Anleihefonds besteht aus vielen Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit. Wenn im Fonds eine Anleihe ausläuft wird das frei werdende Kapital neu veranlagt. Ein Anleihefonds hat somit keine Laufzeit – man könnte auch sagen: Er hat eine ewige Laufzeit. Die Anlegerin oder der Anleger kann jederzeit (zum aktuellen Wert) die Fondsanteile verkaufen. Aber: Wie bei einzelnen Anleihen gibt es auch bei Anleihefonds Kursschwankungen. Daher sollte man eine mittel- bis längerfristige Anlagedauer einplanen.
Wie wird der Kurs bei einem Anleihefonds ermittelt?
Ein Anleihefonds besteht aus Anleihen. Die Kurse der Anleihen werden an Wertpapier-Börsen ermittelt. Somit gibt es täglich für jeden Titel im Fonds-Portfolio eine aktuelle Bewertung. Aus der Summe aller Vermögenswerte (Anleihen und Bargeld), geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile, ergibt sich der Rechenwert des Fonds.
Und wie kaufe ich den gewünschten Anleihefonds?
Anleihefonds werden üblicherweise nicht an Wertpapiermärkten gehandelt. Anlegerinnen und Anleger, die einen Fonds ausgewählt haben, gehen einfach zu ihrer Hausbank. Dort wird der Fonds für sie geordert. Die Fondsanteile werden innerhalb weniger Tage auf dem Wertpapier-Depot eingebucht.
Für den Kauf von Fondsanteilen fallen üblicherweise Kosten an. Zumeist sind dies der Ausgabeaufschlag, Transaktionskosten oder Beratungsgebühren, welche bei einem Anleihefonds – je nach Komplexität des Fonds – üblicherweise im Bereich von ca. 2 % bis 3,5 % liegen.
Fazit:
Anleihefonds bieten Anlegerinnen und Anlegern, die in Anleihen investieren möchten, die Möglichkeit schon mit kleinen Beträgen mit breiter Streuung zu veranlagen.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Anleihen und Anleihemärkte – und ebenso gibt es eine große Anzahl von Anleihefonds, die diese Märkte abdecken. Der große Vorteil eines Anleihefonds im Vergleich zu einer einzelnen Anleihe liegt in der Aufteilung des veranlagten Kapitals auf viele Anleihen unterschiedlicher Emittenten, Laufzeiten und Bonitäten. Diese breite Streuung nennt man in der Fachsprache auch „Diversifikation“.
Einen Überblick über die Anleihenfonds der Erste Asset Management finden Sie auf unserer Homepage unter: https://www.erste-am.at/de/private-anleger/unsere-fonds/anleihenfonds
Warnhinweise gemäß InvFG 2011
Der ESPA BOND COMBIRENT beabsichtigt gemäß den von der Österreichischen Finanzmarktaufsicht genehmigten Fondsbestimmungen mehr als 35 % seines Fondsvermögens in Wertpapieren und/oder Geldmarktinstrumenten von öffentlichen Emittenten anzulegen. Eine genaue Auflistung dieser Emittenten finden Sie im Prospekt, Abschnitt II, Punkt 12.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.