Die US-amerikanische Zentralbank hat bei ihrer Zinssitzung am Mittwochabend den Leitzinssatz zum ersten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Schon im Vorfeld hatten sich die Märkte klar auf eine Zinssenkung eingeschossen – im Mittel wurde eine Reduktion um 0,25 Prozentpunkte erwartet, wenngleich auch ein Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte mancherorts für möglich gehalten wurde.
In der Erklärung wurde die Maßnahme mit einem Anstieg der Risiken für die Beschäftigung begründet. Der Offenmarktausschuss der Zentralbank legte die neue Bandbreite für den Leitzinssatz mit 4% bis 4,25% fest. Die Entscheidung war nicht einstimmig. Stephen Miran, der Vorsitzende des Rates der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, der sein Amt für die Dauer der Ratsmitgliedschaft bei der Zentralbank ruhend gestellt hat, votierte für eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte.
Powell begründet Zinsschritt mit gestiegenem Beschäftigungsrisiko
Die von der Zentralbank veröffentlichte Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen passt oberflächlich betrachtet nicht mit der Zinsentscheidung zusammen. Denn die Einschätzung für das Wirtschaftswachstum wurde im Vergleich zur Einschätzung vom vergangenen Juni für die Jahre 2025 bis 2027 nach oben genommen (1,6%, 1,8% und 1,9%), jene für die Arbeitslosenrate wurde für 2026 und 2027 nach unten revidiert (4,4%, 4,3%) und jene für die Inflation für das nächste Jahr nach oben angepasst (2,6%).
Gleichzeitig zeigt die durchschnittliche Meinung des 19 Mitglieder umfassenden Offenmarktausschusses eine schnellere Absenkung des Leitzinssatzes auf ein für die Wirtschaft neutrales Niveau von 3% als noch im Juni angezeigt. Für heuer erwartet das durchschnittliche Fed-Mitglied noch zwei weitere Leitzinssenkungen. Ende 2025 wäre dann das Band für den Leitzinssatz bei 3,5% bis 3,75%.
Auf der Pressekonferenz begründete der Fed-Vorsitzende Powell die Zinsentscheidung nicht mit den Prognosen, sondern mit der Veränderung der Risiken. Denn das schwache Beschäftigungswachstum könnte unter jenes Niveau gefallen sein, um die Arbeitslosenrate stabil zu halten.
Zinssenkung für Märkte positiv, Risiken bleiben aber bestehen
Für die Finanzmärkte ist die Veränderung der geldpolitischen Haltung der Fed von eher inflationskämpferisch (hawkish) auf wachstumsfreundlich (dovish) auf die kurze Sicht eine günstige Entwicklung. Sowohl die Kurse der US-amerikanischen Aktien als auch jene der Anleihen werden dadurch unterstützt. Generell treibt der Künstliche-Intelligenz-Boom die Aktien, während die Fed die nach unten gerichteten Arbeitsmarktrisiken adressiert. Für den US-Dollar bedeutet die lockere Fed-Politik einen zunehmenden Druck für eine weitere Abschwächung gegenüber einem Währungskorb.
Nachsatz: Möglichkeiten für eine ungünstige Marktentwicklung gibt es jedoch leider zahlreiche. So könnte sich herausstellen, dass die Fed die Leitzinssenkungen zu spät aufgenommen hat, dass heißt, der Arbeitsmarkt könnte sich abrupt abkühlen und eine Rezession auslösen (negativ für Aktien). Zudem könnte die Argumentation der Fed ins Wanken geraten. Wenn sich die Sichtweise durchsetzt, dass die Leitzinsen vor allem aufgrund des enormen politischen Drucks gesenkt werden, könnten die langfristigen Inflationserwartungen ansteigen (negativ für Anleihen). Trotz der zahlreichen und zugenommenen Risiken haben sich jedoch sowohl die Märkte als auch die Wirtschaft als erstaunlich resilient erwiesen.
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