Endlich ist er da – unser Engagement & Voting Report 2023!
Und welcher Zeitpunkt wäre besser, um über das vergangene Engagement-Jahr zu berichten, als jetzt? Also warten wir nicht länger und schauen uns an, was alles so passiert ist!
Die Erste AM und Engagement
Dass „Active Ownership“ in der Ersten AM schon lange Tradition hat, ist keine Neuheit. Aus diesem Grund stellen wir auch dieses Jahr wieder detailliert das integrierte ESG-Managementsystem vor, welches die Grundlage für alle nachhaltigen Aktien-, Anleihen- und Mischfonds bildet. Damit soll ein Einblick in unsere tägliche Active-Ownership-Arbeit gegeben werden. Über welche Nachhaltigkeitsindikatoren und -themen sprechen wir mit Unternehmen? Wie können wir Unternehmen allgemein zu einer nachhaltigeren Ausrichtung der Firmenpolitik bewegen?
Wie der Name schon verrät, versuchen wir dies über zwei unterschiedliche Kanäle, zum einen über das Abstimmen bei Hauptversammlungen (Voting) und zum andern durch Dialoge direkt mit den Unternehmen (das sogenannte Engagement). Beides stellen zentrale Säulen unseres Investmentansatzes dar.
Unternehmensdialog
Seit einigen Jahren setzen wir uns auch dafür ein, den Verlust der biologischen Vielfalt durch aktives Engagement umzukehren. Denn die Zeit drängt: Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits heute über eine Million Pflanzen- und Tierarten akut vom Aussterben bedroht. Auch der WWF betont: seit 1970 ist der weltweite Wirbeltierbestand bereits um sage und schreibe 69% zurückgegangen. Das sind knapp 70% Rückgang in nicht einmal 50 Jahren. (Anmerkung: der 14. Living Planet Report des WWF untersuchte den Zeitraum von 1970 bis 2018).[1]
Gleichzeitig ist die Wirtschaft überall auf der Erde auf die Natur angewiesen, tatsächlich sind sogar 50% des weltweiten BIP direkt von der Natur bzw. ihren Leistungen abhängig. Durch die Abnahme der biologischen Vielfalt und den Anstieg des Artenverlusts werden auch potenzielle Klimarisiken immer deutlicher und finanzielle Verluste immer wahrscheinlicher. Leider übersehen aber immer noch viele Unternehmen zum einen ihre Umweltauswirkungen und zum anderen ihre direkte Abhängigkeit von ihrer Umwelt.
Vermehrter Fokus auf Biodiversität
Um die Biodiversität zu erhalten und so auch der Klimakrise entgegenzutreten, haben wir vermehrt einen Fokus auf jene Unternehmen gerichtet, die durch ihr Produktportfolio besonders große Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben. Daher haben wir beschlossen, Teil der Investoreninitiative Nature Action 100 zu werden. Über 200 Institutionelle Investoren sind bereits Teil der kollaborativen Investoreninitiative, in der mit 100 Unternehmen aus vorab identifizierten Schlüsselsektoren, die als systemrelevant für die Umkehrung des Verlusts an Natur und Artenvielfalt bis 2030 erachtet werden, ein Dialog geführt wird.
Im zweiten Halbjahr 2023 wurden die Investorengruppen für die zukünftigen Biodiversitäts-Dialoge mit den Unternehmen aus den relevanten Sektoren gebildet. Die Erste AM hat zusammen mit anderen Investor:innen das Engagement mit der Bayer AG übernommen. Erste Dialoge mit dem Unternehmen sind bereits im ersten Halbjahr 2024 geführt worden. Mehr zum Bayer-Engagement finden Sie auch im Blogpost zur Bayer AG.
Dialog mit lokalen Unternehmen
Neben dem neu gestarteten Engagement mit der Bayer AG, haben wir aber auch den Dialog mit unseren lokalen Unternehmen weiter gestärkt. So etwa kam es im Rahmen des Climate Action 100+ Engagement zu mehreren Treffen mit der OMV AG. Gegenstand der Treffen waren unter anderem die Net-Zero Carbon Benchmark, die Etablierung des Nachhaltigkeits- und Transformationsausschuss auf Aufsichtsratsebene, sowie Climate Accounting (Fließen bei Wertberichtigungen zum Beispiel bereits Net-Zero-Szenarien mit ein?).
Aber auch in Tschechien, der Slowakei und in Rumänien kam es mit lokalen Unternehmen zu ESG-Dialogen. Ein Blick in den Engagement & Voting-Report lohnt sich!
Voting
Ein wichtiger Teil des Active Ownership-Ansatzes ist aber auch die Ausübung der Stimmrechte. So kann nämlich eine echte Wirkung beim Umweltschutz erzielt werden und zur nachhaltigen Entwicklung von Unternehmen beigetragen werden.
Im Jahr 2023 wurden Stimmrechtsabgaben für 7,4 Milliarden Euro Aktienkapital der Erste AM durchgeführt. Abgestimmt wurde für 547 Unternehmen an 598 Hauptversammlungen in insgesamt 33 Ländern. Die Monate April, Mai und Juni sind immer die stärksten Monate für die Stimmrechtsausübung. Dementsprechend fanden in diesen drei Monaten ca. 72% alle Hauptversammlungen statt.
Noch mehr Zustimmung für Umwelt- und Sozialanträge
In der Voting-Saison 2023 haben wir uns entschieden, Umwelt- und Sozialanträge noch stärker zu unterstützen. So stieg unsere Zustimmungsquote für Umwelt- & Sozialanträge im Vergleich zum Vorjahr erneut um einen Prozentpunkt auf mittlerweile 81%. Bemerkenswert dabei ist, dass unsere Unterstützungsquote allein bei Umweltanträgen um 7% auf 98% geklettert ist! Der Großteil der Umweltanträgen beschäftigte sich mit Themen wie eine allgemeine Anpassung von Klimazielen an das Pariser Klimaabkommen, aber auch Klimalobbying und die Finanzierung fossiler Energieträger wurde vermehrt zum Thema gemacht. Auf der Seite der Sozialanträge überwogen Anträge zu den Themen Menschenrechte, DEI (Diversity, Equity and Inclusion) und Health & Safety.
Da wir, wie bereits erwähnt, uns vermehrt dafür einsetzen, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, haben wir seit 2023 auch eine offizielle Erste Asset Management Biodiversitätsrichtlinie. In dieser definieren wir konkrete Maßnahmen und Ziele, wie wir über vermehrte Berücksichtigung in Engagement und Voting, die Biodiversität stärker integrieren können.
Neugierig, für welche Anträge wir tatsächlich abgestimmt haben? Das Abstimmungsverhalten der Erste Asset Management wird jederzeit transparent öffentlich gemacht unter www.erste-am.com/de/voting. Auf jeden Fall einen Klick wert!
Aktionärsrechte
Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass wir uns konsequent gegen alle Versuche verschiedener Konzerne stellen, die grundlegende Aktionärsrechte einschränken und von Aktionär:innen geforderte Abstimmungen, die stärkere Ausrichtung von Unternehmen gemäß den Pariser Klimazielen, verhindern.
So haben gerade die internationalen Ölkonzerne Exxon Mobil und Total Energies entsprechende Abstimmungen in der Hauptversammlung – auch auf gerichtlichem Weg – verhindert. Wir treten diesen Bestrebungen entgegen, grundlegende Aktionärsrechte einzuschränken und sind Unterzeichnerin mehrerer offener Briefe an die US-Aufsichtsbehörde United States Securities and Exchange Commission (SEC).
Mehr zu TotalEnergies finden Sie auch im Blogpost.
Und was steht für 2024 noch auf dem Programm?
Wir wollen unser Engagement mit Bayer vertiefen. Und das so richtig! Aus diesem Grund sind wir mittlerweile auch Teil von zwei weiteren Initiativen, die sich mit dem Schutz der Artenvielfalt und der Pestizidproduktion auseinandersetzen. Neben Nature Action 100 sind wir auch Teil der ShareAction Pesticide Working Group und der PRI Spring Initiative.
ShareAction ist eine NGO, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, verantwortungsvolles Investieren zu fördern. Mit ihrer Pestizidkampagne soll darauf aufmerksam gemacht werden, welche immensen Risiken für die Biodiversität von der Pestizidindustrie ausgehen. SPRING ist eine Initiative von PRI zum Schutz der Natur und bringt in diesem Rahmen institutionelle Investoren zusammen, um den gemeinsamen Einfluss zu nutzen zu können und auf diesem Wege den globalen Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 zu stoppen bzw. umzukehren.
Was tut sich sonst noch seit Jahresbeginn?
Seit dem Q1 2024 sind wir auch Teil der Thematic Stewardship Programme „Net Zero Transition“ (Engagement mit 100 Unternehmen aus hochemittierenden Sektoren zum Thema Transition) und dem „Human Capital Management“ (Ziel ist es, mit 50 Unternehmen, vorrangig aus dem Health Care Sector, einen Dialog zu DIE (Diversity, Equity und Inclusion) zu führen). Im „Net Zero Transition“ Programm konnten wir schon mit einigen Unternehmen zu diversen Net Zero Themen austauschen. So hatten wir bereits konstruktive Gespräche mit Vertretern von Fortum Oyj, Galp Energia, BASF, Air Liquide, Deutsche Lufthansa oder dem französischen Öl- und Gaskonzern TotalEnergies.
Mit dem „Human Capital Management“ Engagement-Programm wird zum einen die transformative Kraft von „People Analytics“ und zum anderen das unbestreitbare Potenzial der technologischen Innovationen bei der Entwicklung, Umsetzung und Messung der Wirksamkeit von „Human Capital Management“-Initiativen in den Mittelpunkt gerückt. Das „Human Capital Management“ Programm befindet sich noch in der Anfangsphase. Derzeit wird mit mehreren Unternehmen der Erstkontakt gesucht. Die tatsächlichen Dialoge werden ab Q3 starten.
Genauso spannend, wie das Engagement-Jahr 2023 geendet hat, ging es auch 2024 weiter. Einen ersten Einblick in die diesjährige Hauptversammlungssaison bekommen Sie beispielsweise im Beitrag meiner Kollegin Stefanie Schock. Man darf also jetzt schon auf den Engagement & Voting Report 2024 gespannt sein!