Das Coronavirus hat es in sich: Die US-Aktienmärkte haben vergangene Woche schneller als je zuvor mehr als 10 Prozent an Wert verloren. Und in wenigen Tagen dann wieder richtig zugelegt. Die vergangenen Tage haben mehr als deutlich gezeigt, dass die Märkte äußerst volatil auf Nachrichten reagieren.
Was können Sie tun, um sich gegen Kursschwankungen abzusichern und ist das überhaupt möglich?
Die Kurse schwanken
Es gibt sehr viele unterschiedliche Investmentfonds. Allen gemeinsam ist, dass sie in Wertpapiere veranlagen, deren Kurse an den Kapitalmärkten gebildet werden. Und diese Kurse schwanken – manche mehr und manche weniger!
In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie persönlich mit Kursschwankungen umgehen lernen können.
Rationale versus emotionale Anlageentscheidungen
Zum Zeitpunkt einer Veranlagung in Fonds ist die Entscheidung für das Investment zumeist wohl durchdacht und basiert auf rationalen Argumenten. Wenn es ums eigene Geld geht, wirken sich Kursschwankungen sehr seltsam aus, denn sie wecken Emotionen. Bei starken Kurssteigerungen ist es oft der „Wunsch nach mehr“ – auch Gier genannt.
Bei Kursverlusten ist es die Angst, sein eingesetztes Kapital zu verlieren. Je höher die Kursschwankungen, desto mehr übernehmen die Gefühle die Kontrolle über die Anlageentscheidungen und die rationalen Argumente treten immer weiter in den Hintergrund. Das führt dann zu Fehlentscheidungen wie z.B. der Einstieg bei Höchstkursen bzw. der Verkauf von Positionen nahe den tiefsten Kursen.
Kann man lernen, mit Kursschwankungen umzugehen?
Haben Sie schon einmal vom Herdentrieb gehört? Dieser ist gerade bei Anlageentscheidungen sehr stark ausgeprägt. Dahinter steht das Gefühl des „Gemeinsamen“. „Wenn viele andere etwas tun, dann können sie sich nicht irren.
Und selbst wenn alle falsch liegen, dann bin ich nicht der einzige, der eine Fehlentscheidung getroffen hat!“. Bei Anlageentscheidungen geht es immer um das eigene Geld und dafür musste man hart arbeiten. Also schmerzen Verluste hier umso mehr.
Es gibt sehr viel Literatur zum Thema „Behavioral Finance“ – oder auf Deutsch: Der Einfluss der Gefühle bei der Anlageentscheidung. All die Bücher können Sie lesen, doch das theoretische Wissen ist nur ein Teil des Ganzen. Um zu erfahren wie Sie selbst reagieren, müssen Sie Ihr eigenes Geld investieren!
Die Schritte zum Umgang mit Kursschwankungen sind:
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- Die Theorie hinter den Gefühlen bei der Finanzanlage kennen
- Mit eigenem Geld Erfahrungen sammeln (Gewinne und Verluste)
- Aus den Erfahrungen lernen
- Eine Strategie für zukünftige Investments und den Umgang mit den Kursschwankungen (am besten schriftlich) festlegen
Der Weg zur rationalen Anlageentscheidung
Sie möchten Geld investieren und haben schon eine Anlagemöglichkeit ausgewählt. Stellen wir die erste Frage nach dem „WARUM“. Weshalb möchten Sie genau hier investieren? Haben Sie das in der Zeitung gelesen, wurde Ihnen etwas eingeredet oder haben Sie rational entschieden, dass dieses Investment zu Ihnen passt?
Das WAS, das WANN und das WIE
Nehmen wir an, Sie haben das „WARUM“ geprüft und sich für ein Investment entschieden, das zu Ihren Anlagewünschen passt. Dann haben Sie das „WAS“ bereits erledigt.
Im nächsten Schritt geht es darum, ob Sie das vorgesehen Kapital sofort investieren sollten. Bedenken Sie dabei: Wenn Sie sich mit der Auswahl gut fühlen, dann könnte es sein, dass Sie bereits dem oben genannten Herdentrieb unterliegen. Gut fühlt man sich meistens, wenn das Investment in der Vergangenheit längerfristig angestiegen ist.
Überlegen Sie gut! Sagt die Entwicklung der Vergangenheit wirklich etwas über die zukünftige Entwicklung aus? In den Disclaimern bei unseren Investmentfonds weisen wir immer darauf hin, dass die Vergangenheit nichts über die Zukunft aussagt!
Kommen wir zum „WIE“. Wollen Sie ihr Kapital auf einmal investieren? Wäre es vielleicht sinnvoller, die Summe zu splitten und über die nächsten 12 Monate verteilt zu veranlagen? Investmentfonds können auch in kleinen Beträgen in mehreren Tranchen oder z.B. mit monatlichen Zahlungen erworben werden.
Der 8-Punkte-Plan – Entwickeln Sie eine Strategie
Oben haben wir Ihnen ein paar Ideen vorgestellt, wie Sie sich rational Ihrem geplanten Investment nähern. Zusammenfassend einige Punkte, die Sie auch in Ihrer persönlichen Anlagestrategie umsetzen können:
- Setzen Sie niemals alles auf ein einziges Investment sondern „bauen“ Sie sich ein Portfolio mit breiter Streuung
- Lassen Sie sich bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen nicht von Ihren Emotionen leiten
- Prüfen Sie das Investment ob es heute zu Ihnen passt – und auch noch in 10 Jahren passen könnte
- Definieren Sie eine Einstiegs-Strategie
- Definieren Sie eine Strategie wie Sie mit zukünftigen Kursschwankungen umgehen wollen
- Legen Sie Kriterien fest, wenn das Investment nicht mehr zu Ihnen passt
- Geben Sie Ihrem Investment ausreichend Zeit
- Halten Sie die Entscheidungskriterien schriftlich fest
Haben Sie alles unter Kontrolle?
Viele Anlegerinnen und Anleger denken, dass Sie die Entwicklung ihrer Veranlagung steuern können, wenn sie nur ausreichend Informationen haben bzw. möglichst oft kontrollieren. Dazu gehört z. B. auch täglich auf den Fondspreis zu schauen. Da es sich bei Investmentfonds um eher langfristige Anlagen handelt, ist es nicht notwendig den Kurs täglich zu kontrollieren. Vielmehr führt dies zu folgendem psychologischen Effekt:
Kursverluste werden deutlich intensiver wahrgenommen als Kurssteigerungen. Es entsteht ein Gefühl, dass gerade mein persönliches Investment tendenziell mehr fällt, als es im Wert zulegt. Und dann stellt man sich die Frage, ob es sich überhaupt um eine Veranlagung handelt, in die ich investiert sein will.
Wie wäre folgender Ansatz:
- Investmentfonds veranlagen in Wertpapiermärkte. Wertpapierkurse steigen und fallen – und niemand kann persönlich etwas dafür oder dagegen tun. Selbst die beste Kontrolle und noch so viel Fachwissen hilft hier nichts. Geben Sie Ihren Investments ausreichend lange Zeit. In 10 oder 20 Jahren ist die Kursschwankung von heute völlig irrelevant!
Gut essen oder gut schlafen?
Sie kennen vielleicht den Spruch: „Wer gut essen will kauft Aktien. Wer gut schlafen will kauft Anleihen!“ (A. Kostolany; 1906-1999). Sinngemäß bedeutet dies, dass Sie mit Aktien langfristig einen höheren Ertrag erzielen als mit Anleihen. Die Anleihen schwanken dafür deutlich weniger im Kurs, weil sie weniger Risiko haben.
Wir möchten den Spruch etwas abwandeln: „Was nutzt es Ihnen, wenn Sie gut essen können – wenn Sie dafür schlecht schlafen?“. Seien Sie nicht gierig und laufen Sie nicht jeder Anlagechance nach. Nehmen Sie im Zweifelsfall lieber etwas weniger Risiko. Ziel wäre es, dass Sie mit Investments in Fonds auch gut schlafen können.
Fazit
Mit Kursschwankungen umzugehen kann man lernen. Dazu gibt es viele „schlaue“ Bücher. Doch die Wahrheit ist: „Lernen kann nur etwas, wenn man eigenes Geld investiert!“. Nur wer selber erfährt, wie sich Schwankungen auf das eigene Wohlbefinden auswirken, kann entsprechende Strategien für den Umgang damit erarbeiten. Dies erfordert vor allem Disziplin – und einen kühlen Kopf.
Unser Dossier zum Thema Coronavirus mit Analysen: https://blog.de.erste-am.com/dossier/coronavirus/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.