Vor zehn Jahren eskalierte die Finanzkrise mit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers und brachte die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs. Die schlimmsten Folgen der Krise konnten zwar seit damals abgewandt werden und auch an den Börsen ging es wieder nach oben, die Nachwirkungen der Krise sind aber bis heute zu spüren.
Ihren Ausgang nahm die Krise am US-Immobilienmarkt. Hypothekenbanken begaben zunehmend schlecht besicherte Immobilienkredite. Diese wurden in Wertpapieren verbrieft und als Anlageform bei Investoren platziert. Als die Preise am US-Häusermarkt sanken und viele Hypotheken wertlos wurden, sorgten die globalen Verflechtungen für einen Flächenbrand. Dieser erreichte seinen Höhepunkt mit der Pleite der renommierten US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.
Die Lehman-Pleite löste heftige Turbulenzen an den Börsen aus, das Misstrauen in das Finanzsystem breitete sich damals rasant über den Globus aus. Der Welthandel brach ein, und in vielen Ländern stürzt die Wirtschaft in eine Rezession. In den USA schrumpfte die Wirtschaft in vier Quartalen in Folge und die Arbeitslosigkeit stieg auf den höchsten Stand seit den 1980er-Jahren.
Während der Finanzkrise, Rettungspakete und Zinssenkungen bewahrten Banken und Märkte vor dem Kollaps
Regierungen und Notenbanken reagierten auf die Finanzkrise mit umgehenden Notfallmaßnahmen. So haben die USA und viele europäische Länder mit gewaltigen Staatshilfen und Rettungspaketen Banken und Versicherer teilweise vor dem Kollaps bewahrt. Die wichtigsten Notenbanken der Welt haben wenige Wochen nach der Lehman-Pleite in einer historisch einmaligen konzertierten Aktion ihre Leitzinsen gesenkt.
Mit weiteren Senkungen brachten die Notenbanken ihre Leitzinsen auf Nullniveau um die Kreditvergabe und Investitionen wieder anzukurbeln und die Wirtschaft in Schwung zu bringen. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) bis 2014 ihre Zinsen sukzessive gesenkt und schließlich sogar Strafzinsen für Einlagen der Banken verlangt. Parallel dazu versuchten Notenbanken mit Anleihenkäufen im großen Stil die Zinsen auch an den Finanzmärkten zu drücken. Die EZB hat 2010 mit Anleihekäufen begonnen, ein umfangreiches Kaufprogramm im Ausmaß von 60 Milliarden Euro monatlich sollte später folgen.
In Europa eskalierte im Zuge der Finanzkrise auch die Lage in Griechenland. Seit 2010 haben die EU-Partner und der Internationale Währungsfonds das überschuldete Land mit insgesamt 289 Milliarden Euro an vergünstigten Krediten vor der Staatspleite bewahrt. Die griechische Schuldenkrise erreichte 2015 einen Höhepunkt, als nach der drohenden Pleite Griechenlands die griechischen Banken für drei Wochen schließen mussten. Im vergangenen Sommer ist nun das letzte Hilfspaket des Euro-Rettungsschirm für Griechenland ausgelaufen, nun muss das Land wieder ohne internationale Finanzhilfen auskommen.
Mittlerweile haben sich die Börsen wieder erholt. Internationale Leitindizes wie der Dow Jones oder deutsche DAX haben das Niveau von vor der Krise wieder erreicht und sind auf neue Allzeithochs gestiegen. Auch die Rezession in den USA ist lange überwunden. Ein ambivalentes Bild liefern die Leitzinsen. Während die US-Notenbank schon begonnen hat ihre Zinsen wieder zu erhöhen, liegen die Zinsen der EZB weiter bei praktisch null. Auch am Immobilienmarkt wirkt die Krise nach, in Ländern wie Deutschland und Österreich sind die Preise für Wohnungen angesichts der rekordtiefen Zinsen deutlich gestiegen. Die Rahmenbedingungen im Finanzsektor haben sich als Folge der Krise ebenfalls geändert. So haben die internationalen Aufsichtsbehörden seit damals die Kreditinstitute mit strikten Kapital Vorgaben robuster gemacht.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.