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Zwischen KI-Euphorie und Rezessionssorgen: Welches Szenario setzt sich durch?

Vor 3 Monaten aktualisiert

Zwischen KI-Euphorie und Rezessionssorgen: Welches Szenario setzt sich durch?

Allgemein gesprochen werden die ansteigenden Aktienkurse und hohen Bewertungen am Markt derzeit von drei Dingen getrieben:

  • einer guten Story (Künstliche Ingelligenz)
  • soliden Gewinnen (die über den Erwartungen liegen und zunehmendes Wachstum zeigen)
  • einer günstigen Finanzierung (eine Geldpolitik die nicht restriktiv wirkt für den Markt).

Der positive Trend geht in einem solchen Szenario für gewöhnlich so lange weiter, bis wirklich schlechte Nachrichten eintreffen. Das könnte der Fall sein, wenn eine Rezession offensichtlich ist oder die Anleihenrenditen aufgrund der hohen US-Verschuldung stark anstiegen. Die rasante Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz könnte auf der anderen Seite tatsächlich das Wirtschaftswachstum in den USA fördern.

Risiken aktuell nach unten gerichtet

Blickt man auf die aktuelle Nachrichtenlage fallen einem “lediglich” nach unten gerichtete Risiken auf:

  • Nachrichten wie „Donald Trump fires labor statistics boss after weak jobs reports” sind beunruhigend. Denn das hohe Vertrauen in die Qualität von US-Daten könnte beschädigt werden. Auf die Unternehmensgewinne haben solche Entwicklungen unmittelbar aber keinen Einfluss.
  • Das US-Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt. Das reale BIP-Wachstum lag im 1. Halbjahr bei 1,3% auf das Jahr hochgerechnet. Das liegt unter dem Potenzial (geschätzt bei 1,8%), ist aber keine Rezession. Zusatz: Manche sprechen hierbei etwas reißerisch von einer Wachstumsrezession.
  • Der US-Arbeitsmarkt schwächt sich ab. Das Beschäftigungswachstum im nicht-landwirtschaftlichen Sektor liegt bei nur noch 35 Tausend im Drei-Monats-Durchschnitt. Im verarbeitenden Gewerbe ist die Beschäftigung um 37.000 Stellen in den letzten drei Monaten gefallen. Die Frage ist, ob die Abschwächung vor allem auf eine geringere Nachfrage (Unternehmen benötigen weniger Arbeitskräfte) oder auf ein fallendes Arbeitskräfteangebot (durch die massenhaften Abschiebungen in den USA) zurückgeführt werden kann. Je mehr Letzteres gilt, desto weniger wird die Arbeitslosenrate ansteigen (und auf eine Rezession hinweisen). Zusammengefasst: Die Beschäftigung schrumpft (noch) nicht.
  • Der Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex für den Fertigungssektor im Monat Juli (49,7) deutet auf eine Abschwächung der globalen Produktion in Richtung Stagnation hin. Im Unterschied dazu ist der globale Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor jedoch angestiegen. Insgesamt steht der Bericht der Erwartung einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums im 2. Halbjahr entgegen.
  • Die Konsumentenpreisinflation ist in den USA im Juli um 0,2% im Monatsabstand und 2,7% im Jahresabstand angestiegen. Nach wie vor ist der Rückgang bei der Inflation im Dienstleistungssektor nur sehr zäh (3,8% im Jahresabstand). Gleichzeitig ist bereits ein Effekt der Zollanhebungen erkennbar: Die Güterpreisinflation liegt bei 1,2% im Jahresabstand. Vor kurzem lag sie noch bei null Prozent.
    Die Zollanhebungen werden wahrscheinlich zu noch höheren Güterpreisen und einem temporären Anstieg der Inflation führen. Dieser Anstieg ist in unserem Basisszenario aber nicht besonders groß (4. Quartal: 3,6% p.a.) und temporär. Die Annahme ist, dass keine Überwälzungs- und Sekundärrundeneffekte stattfinden und im nächsten Jahr die Inflation fällt.
  • Der effektive Zollsatz auf US-Importe pendelt sich bei 20% ein. Ein Handelskrieg wird zwar vermieden, ein Verhandlungsergebnis mit China steht aber noch aus.
  • Auf die Zentralbankmitglieder besteht ein großer Druck seitens der US-Regierung, die Leitzinsen deutlich zu senken. Unmittelbar würden Leitzinssenkungen die Märkte und das Wirtschaftswachstum unterstützen. Zudem würden auch die Zinszahlungen bei den Staatsanleihen, zumindest bei jenen mit einer kurzen Laufzeit, fallen. Allerdings würden auf die mittlere Sicht Leitzinssenkungen, die die Nachfrage stimulieren, während gleichzeitig das Angebot nicht ansteigt, zu einem höheren Inflationsdruck führen.
  • Tatsächlich haben in jüngster Zeit einige Reden von Fed-Mitgliedern in Richtung Leitzinssenkungen argumentiert. Ein Grund dafür liegt in der Abschwächung am Arbeitsmarkt. Der „dovishe“ Ton könnte jedoch auch mit dem immensen politischen Druck zu tun haben. Jedenfalls ist eine Serie von Fed-Leitzinssenkungen beginnend im September wahrscheinlicher geworden.

Weite Bandbreite an möglichen Szenarien

Die Kombination aus US-Wirtschaftspolitik, volkswirtschaftlichen Indikatoren und dem Marktumfeld eröffnet eine sehr weite Bandbreite von zukünftigen Szenarien:

  • Auf der negativen Seite steht das Risikoszenario „Rezession“. Immerhin hat sich das Beschäftigungswachstum bereits deutlich abgeschwächt. Zudem könnten eine höhere Inflation und die generelle Unsicherheit die Stimmung unter Konsument:innen und Unternehmen weiter verschlechtern.
  • Auf der positiven Seite steht das Szenario „Exzeptionalismus“. Hierbei führt in den USA die Revolution im Bereich Künstliche Intelligenz zu einem massiven Anstieg der Produktivität. Ein permanent höheres Wirtschaftswachstum von 3% scheint plötzlich möglich.
  • Dazwischen liegt unser Basisszenario „Abschwächung“. Der erwartete Einfluss der einseitigen US-Zollanhebungen wirkt in den USA stagflationär (höhere Inflation, niedrigeres Wachstum) und wachstumsdämpfend für den Rest der Welt (deflationär).

Fazit

Insgesamt deuten die Indikatoren im derzeitigen Basisszenario nicht auf eine Rezession, sondern auf ein Wachstum unter dem Potenzial hin. Dieses Umfeld ist jedoch nicht notwendigerweise negativ für Aktien. Die Frage ist, ob und wie stark die Gewinnmargen der Unternehmen von dieser Phase beeinträchtigt werden.

Ein „Soft Patch“ – also eine Wachstumsschwäche im zweiten Halbjahr – würde wahrscheinlich ignoriert werden. Eine längere Phase eines stagflationären Umfeldes in den USA und eines eher deflationären Umfeldes im „Rest der Welt“ würde jedoch Spuren hinterlassen. Die hohen Bewertungen sprechen jedenfalls gegen eine besonders risikofreudige Positionierung. Zumindest bis etwas klarer ist, ob der Boost der KI auf das Wirtschafts- und Gewinnwachstum, oder die Politik von Donald Trump dominieren wird.

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