Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Volkswirtschaftlicher Ausblick
Durchschnittliches globales Wirtschaftswachstum und sinkende Inflation. Die Wachstumsrisiken zeigen jedoch nach unten, während die Inflationsrisiken nach oben deuten. Weiterhin starkes Wachstum in den USA, bei Stagnation in der Eurozone, Anzeichen einer Verbesserung der wirtschaftlichen Aktivität in China nach der Stagnation im zweiten Quartal.
Die Zinspolitik in den entwickelten Märkten bleibt restriktiv, auch wenn der Zinserhöhungszyklus bald enden dürfte. Der Anstieg der Renditen nimmt den Zentralbanken einen Teil der „Arbeit“ ab. Bitte beachten Sie aber, dass Prognosen keine zuverlässigen Indikatoren für künftige Wertentwicklungen sind.
Szenarien:
1. Weiche Landung: Wenn die Inflation weiter in Richtung des Zentralbankziels sinkt, erhöht sich der Spielraum für Leitzinssenkungen im nächsten Jahr. Darüber hinaus verbessert sich in diesem Szenario die Angebotsseite (höheres Produktivitätswachstum). Allerdings schwächt sich das Wirtschaftswachstum in den entwickelten Märkten aufgrund der verzögerten Wirkung der unterdurchschnittlichen Leitzinserhöhungen ab. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 40%.
2. Stagnation: Die Zentralbanken erhöhen die Leitzinsen nicht mehr. Dennoch wird die Geldpolitik restriktiver: A) Steigende Realzinsen aufgrund der sinkenden Inflation. B) Sinkender neutraler Realzins nach dem vorübergehenden Anstieg während der Pandemie, aber unveränderte Leitzinsen aufgrund der weiterhin hohen Inflationsrisiken. C) Andere angebotsseitige Schocks (z. B. höhere Ölpreise aufgrund geopolitischer Risiken). Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 40%.
3. Inflation / harte Landung: Der Rückgang der Inflation endet irgendwann auf hohem Niveau oder die Inflation steigt sogar wieder an, weil das globale Wirtschaftswachstum widerstandsfähig bleibt. Die Zentralbanken erhöhen nach der längeren Pause die Leitzinsen. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 20%.
Anlageklassen
Das Anlageumfeld blieb im November schwierig. Zwar ist die vergangene Performance nicht immer ein zuverlässiger Indikator für künftige Ergebnisse, doch lässt sich ein gewisser „Kalendereffekt“ beobachten. Angesichts der allgemein vorsichtigen Positionierung der Marktteilnehmer:innen haben wir beschlossen, die Risikopositionen in unseren Portfolios zu Beginn des Monats zu erhöhen.
Wir glauben, dass die Chancen für eine Gegenbewegung gegen Ende des Jahres gut stehen. Infolgedessen haben wir unsere Aktienquote erhöht und übergewichtet. Bei den Anleihen haben wir unsere Position im High-Yield-Segment erhöht. Alle diese Investitionen wurden vollständig über den Geldmarkt finanziert.

Hinweis: Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum Redaktionsschluss. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern.
Aktien
Im November beschlossen wir, unsere Position in Aktien leicht auf eine moderate Übergewichtung zu erhöhen. Unsere Entscheidung beruhte auf der Überzeugung, dass die kurzfristige Korrektur von August bis Oktober vorbei war und Aktien dadurch attraktiver geworden waren. Aus makroökonomischer Sicht sehen wir Anzeichen für eine Abkühlung des US-Arbeitsmarktes und sinkende Inflationsraten, die Aktien begünstigen. Auch die US-Berichtssaison sorgte für weitere Impulse, da die Unternehmen vor allem auf der Ertragsseite positiv überraschen konnten und die Gewinne nach drei Quartalen mit negativem Ertragswachstum wieder anstiegen. Die Ergebnisse waren zwar solide, doch ist zu beachten, dass die Aussichten für das kommende Jahr in einigen Fällen sehr gedämpft waren, so dass die Gewinnsaison nicht durchweg positiv war.
Wir haben auch einige Änderungen an unserer regionalen Aufteilung vorgenommen. Wir verringerten unsere Investitionen in der Region USA und erhöhten unsere Investitionen in Asien (ohne Japan), wodurch unsere Sichtweise auf diese Region ausgewogener wurde. Die Anzeichen für eine Erholung der weltweiten Produktionstätigkeit könnten der Handelstätigkeit in der Region zugute kommen. Darüber hinaus könnte die Lockerungspolitik der People’s Bank of China und einiger anderer lokaler Zentralbanken die Wirtschaftstätigkeit ebenfalls ankurbeln. Allerdings ist unser Engagement in der US-Region jetzt weniger ausgewogen. Dennoch bleiben wir bei unserer positiven Einstellung zu US-Qualitätsaktien. Wir denken, dass die starken Bilanzen und bewährten Geschäftsmodelle dieser Unternehmen unseren Portfolios stabile Erträge bescheren.
Staatsanleihen
An den Zinsmärkten kam es zu erheblichen Schwankungen, wobei die Renditen bei 10-jährigen US-Staatsanleihen kurzzeitig die 5 %-Marke überschritten und damit den höchsten Stand seit 2007 erreichten. In den letzten Wochen sind die Zinsen jedoch gesunken und notieren wieder bei etwa 4,5 %. Der Trend in Europa ist ähnlich: 10-jährige deutsche Anleihen rentieren mit 2,6 %. Die Zentralbanken haben sich weiterhin passiv verhalten, wobei sowohl die EZB als auch die FED auf ihren letzten Sitzungen die Zinspause bekräftigt haben. Die aktuelle Datenlage nimmt weiterhin Druck von der Geldpolitik, da sich sowohl die Wirtschaft als auch die Inflation weiter abkühlen.
Am Markt werden aktuell keine weiteren Zinserhöhungen erwartet. Da die Zentralbanken den Daten den Vorrang geben und an ihrer Haltung „höher für länger“ festhalten, ziehen wir es vor, Staatsanleihen insgesamt unterzugewichten.
Wir ziehen es vor, in Staatsanleihen der Schwellenländer zu investieren. Diese haben schneller auf den Inflationsdruck reagiert und ihre Politik auch schneller gelockert. Die Zinssätze in Brasilien, Chile, Peru, Costa Rica, Ungarn, Polen, Georgien und Kasachstan wurden bereits gesenkt.
Unternehmensanleihen
Wir haben beschlossen, unsere Allokation in europäische hochverzinsliche Unternehmensanleihen zu erhöhen. Unternehmensanleihen sind zu unserer bevorzugten Anlageklasse geworden. Obwohl die Renditespannen zu Staatsanleihen nicht mehr auf dem höchsten Niveau liegen, ist das absolute Niveau der hochverzinslichen Marktsegmente sehr attraktiv. Es bietet auch einen Puffer gegen potenziell höhere Ausfallraten in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Darüber hinaus werden europäische hochverzinsliche Unternehmensanleihen durch technische Indikatoren unterstützt.
Ähnlich wie bei den Staatsanleihen schätzen wir auch im Kreditbereich die Schwellenländer. Wir glauben nach wie vor an asiatische Hochzinsanleihen. Wir glauben, dass die Zahlungsunfähigkeit des chinesischen Immobilienentwicklungskonzerns Country Garden keine nennenswerten Auswirkungen haben wird. Darüber hinaus bietet eine Allokation in Emittenten aus anderen Bereichen wie dem Erneuerbare-Energien- oder Industrie-Sektor in Indien nach wie vor attraktive Anlagemöglichkeiten.
Geldmarkt
Im November verringerten wir unsere Position im Geldmarkt, halten aber weiterhin an einer Übergewichtung fest. Wir sind der Meinung, dass der Geldmarkt die geeignete Anlageklasse für eine abwartende Haltung ist, und wir investieren nur dann, wenn wir anderswo attraktivere Möglichkeiten erkennen, wie es in diesem Monat der Fall ist.
Rohstoffe
Unser Ausblick für Gold bleibt negativ. Obwohl der Konflikt zwischen Israel und der Hamas den Goldpreis im November um mehr als 8 % ansteigen ließ, sind wir der Ansicht, dass höhere reale Renditen bei festverzinslichen Wertpapieren nicht günstig für Gold sind.
Bei den Rohstoffen sind wir weiterhin neutral eingestellt. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Energiepreise aufgrund von Problemen auf der Angebotsseite steigen werden, und investieren in europäische Energieunternehmen, um von diesem Trend zu profitieren.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds ABC: Fonds-ABC | Erste Asset Management
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapieren neben den geschilderten Chancen auch Risiken birgt.