Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Volkswirtschaftlicher Ausblick
Die Gesamtheit der veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren deutet auf ein überraschend kräftiges Wirtschaftswachstum hin. Gleichzeitig signalisieren immer mehr Zentralbanken eine Pause, um die Effekte der schnellen Leitzinsanhebungen besser einschätzen zu können. Die Resilienz wird jedoch von mehreren Risiken getestet:
- Rezession: Als Reaktion auf die ansteigenden Kapitalkosten verschärfen Banken die Kreditvergaberichtlinien weiter. Das Wachstum wird gedämpft.
- Finanzmarktstabilität: Befürchtungen, dass die schnellen Leitzinsanhebungen weitere verletzliche Segmente unter Druck bringen könnten (nach den Pensionsfonds im UK und den mittelgroßen Banken in den USA sowie der Credit Suisse).
- Inflation: Die Inflationspersistenz bleibt unbequem hoch (z.B. hohes Wachstum der Lohnstückkosten).
Szenarien:
- Abschwung / Stagnation: Moderate Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien. Inflation fällt langsam aber anhaltend. Zinsanhebungszyklus läuft bald aus. Wahrscheinlichkeit: 50%.
- Rezession: Deutliche Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien. Auf die mittlere Sicht fällt die Inflation stärker als gedacht. Leitzinssenkungen ab dem 2. Halbjahr. Wahrscheinlichkeit: 30%
- Inflation: Die Wirtschaft und der Finanzmarkt bleiben resilient aber die Zentralbankpolitiken sind zu wenig restriktiv, Die Inflation bleibt unbequem hoch. Wahrscheinlichkeit: 20%
Anlageklassen
Wir haben unsere Allokation im Mai nicht verändert und bleiben bei unserer eher leicht risikoarmen Positionierung.
Positionierung im Multi-Asset-Management

Aktien
Der Aktienmarkt bleibt auch nach den Turbulenzen im Bankensektor robust. Aufgrund der Verschärfung der monetären Bedingungen (direkt durch Zinserhöhungen, indirekt durch eine vorsichtigere Kreditvergabe der Banken) erwarten wir eine Verlangsamung der Wirtschaft und eine geringere Nachfrage, was zu weiteren Herabstufungen der Gewinnschätzungen führen wird. Daher werden wir Aktien in unseren Portfolios weiterhin untergewichten.
Was die regionale und sektorale Allokation betrifft, bleiben wir breit über die Regionen gestreut. Wir tendieren jedoch zu Aktien mit Value-Charakter aus den USA und Europa. In Europa haben wir aktive Positionen in Small Caps, also Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung, und dividendenstarken Aktien. Wir sind der Meinung, dass sich Small Caps in einem Umfeld hoher, aber sinkender Inflation relativ gut entwickeln sollten (auch wenn sie in der Regel eine Preisnehmerposition einnehmen, sind sie unserer Meinung nach in der Lage, ihre Margen schneller zu schützen als größere Unternehmen).
Langfristig gesehen könnten diese Unternehmen von der steigenden Nachfrage nach lokalen Anbietern profitieren. Unternehmen mit hoher Dividende sind in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld widerstandsfähig. In den USA haben wir eine aktive Position in Qualitätsaktien. Wir sind davon überzeugt, dass sich eine Positionierung in Qualitätsunternehmen mit bewährten Geschäftsstrategien und soliden Erträgen auch in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld auszahlen wird.
Staatsanleihen
Als die regionale Bankenkrise im März ausbrach, haben wir aufgrund ihres Diversifikationseffekts mehr Staatsanleihen in unsere Portfolios aufgenommen. Wir halten weiterhin an dieser Entscheidung fest und sind nun in Staatsanleihen insgesamt übergewichtet. Seit September letzten Jahres erhöhen wir schrittweise die Duration in unseren Portfolios, da sie ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil bietet.
Aus regionaler Sicht sind wir gegenüber Staatsanleihen aus dem Euroraum neutral eingestellt, da die EZB signalisiert, dass der Zinserhöhungszyklus noch nicht zu Ende ist. Die Renditen im Euroraum liegen auf einem attraktiven Niveau, die Renditen in den USA und den Schwellenländern sind jedoch attraktiver. Die FED scheint ihren Zinserhöhungszyklus vorerst zu pausieren, und viele Zentralbanken in den Schwellenländern sind ebenfalls nahe an ihren Endsätzen („Terminal Rate“).
Unternehmensanleihen
Im Allgemeinen sind wir in Unternehmensanleihen untergewichtet. Unser Modell bevorzugt Hochzinsanleihen aufgrund von Bewertungs- und Momentum-Scores. Andererseits sind wir bei Investment-Grade-Anleihen weniger konstruktiv. Aus regionaler Sicht bevorzugen wir die Kreditmärkte der USA und der Schwellenländer. Im Januar haben wir asiatische High-Yield-Anleihen in unser Portfolio aufgenommen, da wir glauben, dass die Wiedereröffnung Chinas diese Anlageklasse unterstützen wird. Asiatische High-Yield-Anleihen bietet eine attraktive Rendite, und die Spreads (Risikoaufschläge) spiegeln bereits einen angemessenen Anteil an Ausfällen wider. Selbst nach der negativen Performance in den letzten Monaten sehen wir noch Potenzial für diese Anlageklasse.
Geldmarkt
Die Übergewichtung des Geldmarktes ist ein Nebenprodukt der nicht vollständigen Investition in andere Anlageklassen. Angesichts der invertierten Zinskurve bieten Geldmarktprodukte attraktive Renditen, gleichzeitig kann in andere Anlageklassen umgeschichtet werden wenn sich bessere Gelegenheiten bieten.
Rohstoffe
Wir sind gegenüber Energie- und Industriemetallen neutral eingestellt, da wir glauben, dass die makroökonomischen Risiken nicht vollständig eingepreist sind. Andererseits kommt die wirtschaftliche Unsicherheit Gold als sicherem Hafen zugute, weshalb wir Gold in unserem Portfolio übergewichten.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds ABC: Fonds-ABC | Erste Asset Management
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapieren neben den geschilderten Chancen auch Risiken birgt.