Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Volkswirtschaftlicher Ausblick
Der Rückgang der Yen-Carry-Trades ist zum Teil für die starken Rückgänge an den Aktienmärkten vor rund zwei Wochen verantwortlich. Durch die zurückhaltenden Statements der Bank of Japan sollten kurzfristig für Stabilisierung sorgen.
Welches Wachstumsszenario ist aktuell am wahrscheinlichsten?
Eine „weiche Landung“ der Wirtschaft ist aktuell das wahrscheinlichste Szenario. Allerdings haben die jüngsten Wachstumsindikatoren enttäuscht (globaler Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, US-Arbeitslosenquote). Die Rezessionsrisiken haben zugenommen.
Anhaltende Inflation oder weiterer Rückgang der Inflation?
Höchstwahrscheinlich: Rückgang der Inflation. Die jüngsten Inflationsraten in den USA und in der Eurozone sind im Vergleich zum Vormonat gesunken.
Falsch agierende oder milde Zentralbanken: Zu späte oder zu niedrige Zinssenkungen könnten eine Rezession auslösen. In dem Fall würde es wahrscheinlich zu erheblichen Zinssenkungen kommen.
Szenarien:
Szenario 1 (keine Landung): Robustes Wachstum und anhaltende Inflation begrenzen den Spielraum für Leitzinssenkungen. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 10%.
Szenario 2 (weiche Landung): Der Disinflationstrend setzt sich fort. Das Inflationsziel wird mittelfristig erreicht. Die Leitzinsen in den entwickelten Volkswirtschaften können deutlich gesenkt werden. Eintrittswahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 60%
Szenario 3 (harte Landung): Das geldpolitische Umfeld bleibt zu lange restriktiv. Die Kreditvergaberichtlinien sind restriktiv und die Schuldenlast steigt. Die im Markt eingepreisten Leitzinssenkungserwartungen steigen, können aber eine Rezession nicht mehr verhindern. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 30%.
Anlageklassen
In den ersten Augusttagen kam es an den Aktienmärkten zu einem ausgeprägten „Sommerloch“, und die Aktienkurse verzeichneten deutliche Rückgänge. Was mit einem starken Rückgang an der Tokioter Börse begann, griff schnell auf die europäischen und amerikanischen Märkte über und machte einen Großteil der in den letzten Monaten erzielten Gewinne zunichte. Bereits im Juni hatten wir mit stärkeren Schwankungen sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten gerechnet.
Unser Portfolio ist nach wie vor breit gestreut, wobei wir uns weiterhin auf Qualität konzentrieren, was dazu beitragen dürfte, einen Teil der Marktvolatilität abzufedern, auch wenn wir sie nicht ganz ausschalten können. Angesichts dieser erhöhten Volatilität haben wir beschlossen, kurzfristig eine vorsichtigere Haltung einzunehmen. Dementsprechend haben wir unser Aktienengagement leicht reduziert und Kapital beiseitegelegt, um für künftige Gelegenheiten am Geldmarkt gerüstet zu sein.
Hinweis: Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum 19.8.2024. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Aktien
Die Attraktivität der Aktienmärkte hat aufgrund der nachlassenden Dynamik und der sich verschlechternden makroökonomischen Aussichten nachgelassen, weshalb wir beschlossen haben, Aktien in unserem Portfolio unterzugewichten. Schwächer als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktdaten in Verbindung mit der anhaltenden Wirtschaftsschwäche in Europa haben die Rezessionsängste wieder aufleben lassen. Wenn die US-Wirtschaft an Schwung verliert, wird es für die Märkte schwierig sein, höhere Aktienkurse zu halten. Die Gewinnsaison für das 2. Quartal ist derzeit in vollem Gange, und das Gewinnwachstum ist mit etwa 11 % insgesamt recht solide. Einige Unternehmen, insbesondere im US-Technologiesektor, sind jedoch hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben.
Aus stilistischer und sektoraler Sicht haben wir uns auf ein defensiveres Aktienengagement verlegt und in den letzten Monaten Sektoren wie das Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter hinzugefügt. Diesen Monat haben wir auch Aktien mit geringer Volatilität aus den USA aufgenommen. Aktien mit geringer Volatilität bieten in der Regel einen ruhigeren Verlauf innerhalb der Aktienallokation und reduzieren die Gesamtmarktschwankungen. Angesichts der zunehmenden Unsicherheiten an den Aktienmärkten trägt diese Strategie dazu bei, das Gesamtrisiko zu senken und gleichzeitig investiert zu bleiben.
In regionaler Hinsicht behalten wir unsere bestehende Allokation bei, mit einer Untergewichtung in den USA und einer neutralen Haltung in wertorientierten Regionen wie Großbritannien, Europa und Japan. Wir bevorzugen weiterhin die Schwellenländer, insbesondere in Lateinamerika. Allerdings haben wir unsere Übergewichtung in der EMEA-Region aufgrund der eskalierenden Konflikte im Nahen Osten reduziert und eine neutralere Haltung eingenommen.
Staatsanleihen
Die Aussicht auf sinkende Zinssätze hat die Kapitalmärkte bereits beeinflusst und zu einem deutlichen Rückgang der Renditen von Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten geführt. Unseres Erachtens ist diese Entwicklung etwas übertrieben worden. Daher haben wir beschlossen, unsere Position in diesen Vermögenswerten zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu erhöhen und unseren insgesamt negativen Ausblick beizubehalten.
Wir halten an unserer neutralen Allokation in europäischen Staatsanleihen fest und bevorzugen weiterhin Staatsanleihen aus Schwellenländern, insbesondere solche, die auf lokale Währungen lauten.
Unternehmensanleihen
Wir behalten unsere derzeitige Allokation in Unternehmensanleihen vorerst bei, wobei wir hochverzinsliche Unternehmensanleihen bevorzugen. Wir sind der Ansicht, dass die Kombination aus kürzerer Duration und attraktiven Gesamtrenditen eine mögliche Spread-Ausweitung kompensieren wird, wenn die Basisrenditen von Staatsanleihen sinken. Unser Engagement in hochverzinslichen Unternehmensanleihen geht auf Kosten von Investment-Grade-Unternehmensanleihen, in denen wir nur eine bescheidene Position halten, hauptsächlich in europäischen IG-Unternehmensanleihen.
Wir bevorzugen insbesondere hochverzinsliche Unternehmensanleihen aus Europa und Asien, wo sich die finanziellen Bedingungen bereits zu entspannen beginnen. Die Europäische Zentralbank nahm im Juni ihre erste Zinssenkung vor, und in Asien sorgte China Ende Juli mit überraschenden Zinssenkungen für zusätzliche wirtschaftliche Unterstützung. Die niedrigeren Renditen sind für die Emittenten von Vorteil, da sie die Kosten der Kreditaufnahme auf den Anleihemärkten senken.
Geldmarkt
Die Erlöse aus unserer untergewichteten Position in Aktien haben wir in Geldmarktinstrumente investiert. Wir halten die aktuellen Renditeniveaus am kurzen Ende der Kurve für attraktiv und haben Kapital beiseitegelegt, um für zukünftige Gelegenheiten gerüstet zu sein.
Rohstoffe
Der Goldpreis bewegt sich seit etwa vier Monaten in einer höheren Handelsspanne von 2.300 bis 2.500 USD. Obwohl ein technischer Ausbruch nicht stattgefunden hat, hat der stärkere Dollar für Gegenwind gesorgt. Dennoch bleibt die Nachfrage robust, insbesondere von Nicht-Finanzinvestoren und nicht-westlichen Ländern. Auf Portfolioebene ist Gold nach wie vor attraktiv, und wir behalten unsere Übergewichtung in diesem Edelmetall bei.
Unsere Haltung gegenüber Energie- und Industrierohstoffen bleibt neutral. Die anhaltende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, insbesondere in China, dämpft weiterhin die Nachfrage. Die freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC stützen jedoch die Ölpreise, und der langfristige Trend zur grünen Energiewende ist günstig für Industriemetalle.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds ABC: Fonds-ABC | Erste Asset Management