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Winzer der Woche: Powell öffnet Tür für Zinssenkung

Vor 2 Monaten aktualisiert

Winzer der Woche: Powell öffnet Tür für Zinssenkung
(c) Unsplash

Winzer der Woche

Der wöchentliche Marktkommentar von Chefvolkswirt Gerhard Winzer

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US-Notenbankchef Jerome Powell hat in Jackson Hole eine mögliche Leitzinssenkung im September signalisiert. Die Märkte reagierten sofort mit Kursgewinnen – doch hinter den Worten steckt mehr als reine Geldpolitik. Die Fed steht zwischen Inflationsrisiken, schwächerem Arbeitsmarkt und wachsendem politischen Druck.

Märkte reagieren sofort

US-Zentralbankchef Jerome Powell hat am vergangenen Freitag den Weg für eine Leitzinssenkung im September geebnet. Die Finanzmärkte reagierten mit Kursanstiegen bei Aktien, Anleihen und Gold sowie einer Abschwächung des US-Dollar gegenüber dem Euro. Normalerweise wäre das keine besonders bemerkenswerte Nachricht. Doch der erhebliche politische Druck seitens der US-Administration auf die Notenbank hat den Fokus darauf gelenkt, wie Powell reagieren würde.

Hinweis: Investitionen in Wertpapiere haben Chancen und Risiken.

„Anpassung“ statt „Senkung“

Wie klingt ein Satz, wenn der wichtigste Zentralbanker der Welt eine Zinssenkung signalisiert? „Angesichts der restriktiven Politik könnten die sich verändernden Risiken eine Anpassung unserer geldpolitischen Haltung erforderlich machen.“ Gemeint ist, dass der durch Zollerhöhungen ausgelöste Inflationsanstieg nur vorübergehend sein dürfte, während die Risiken für den Arbeitsmarkt gestiegen sind. Eine zynische Sichtweise würde auch die Gefahren für die Unabhängigkeit der Fed betonen. Analytisch betrachtet könnte man einwenden, dass Powell von einer „Anpassung“ und nicht von einer „Senkung“ sprach. Im Kontext ist jedoch offensichtlich eine Zinssenkung gemeint.

Schwieriges Umfeld für die Fed

Das Umfeld für die Zentralbank bleibt herausfordernd: Auf der einen Seite bestehen Inflationsrisiken, auf der anderen Seite fordert die US-Regierung deutliche Zinssenkungen und stellt sogar Änderungen im Federal Reserve Act in den Raum. Präsident Trump drohte zuletzt, Fed-Vorstandsmitglied Lisa Cook zu entlassen, sollte sie nicht zurücktreten.

Beschäftigung im Fokus

Die Fed muss nun Preisstabilität und Vollbeschäftigung sichern – und zugleich ihre Unabhängigkeit wahren. Powell löste diesen Balanceakt, indem er betonte, dass die Entscheidungen des Offenmarktausschusses selbstverständlich datenbasiert seien. Um eine Zinssenkung zu signalisieren, stellte er die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung in den Vordergrund.

Das Beschäftigungswachstum ist zuletzt deutlich gesunken, im Dreimonatsschnitt auf nur noch 35.000 Stellen. Ob dies auf geringere Nachfrage nach Arbeitskräften oder ein rückläufiges Arbeitskräfteangebot zurückzuführen ist, bleibt unklar. Im ersten Fall wären Zinssenkungen gerechtfertigt, im zweiten hingegen nicht – da eine stimulierte Nachfrage bei gleichzeitigem Angebotsrückgang Lohninflation anheizen könnte.

Inflationsausblick

Auch beim Inflationsausblick verweist die Fed auf Unsicherheiten. Die Effekte der Zollerhöhungen seien sichtbar, aber wohl zeitlich begrenzt. Entsprechend geht das Basisszenario von nur vorübergehenden Preisschüben aus.

Positive Marktreaktion

Für die Märkte überwiegt aktuell die positive Seite: Der Übergang von einer restriktiven (hawkishen) zu einer wachstumsfreundlicheren (dovishen) Notenbank stützt risikobehaftete Anlageklassen. Der Einkaufsmanagerindex für August ist zudem auf 55,4 Punkte gestiegen und signalisiert robustes Wachstum. Aktien, Anleihen und Gold legten zu – und auch die Abschwächung des US-Dollar ist stimmig.

Fazit

Das Signal für eine Zinssenkung ist kurzfristig positiv für die Märkte – weil die Argumente dafür aus heutiger Sicht (noch) vernünftig sind.

 

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