Wird Europa der erste klimaneutrale Kontinent der Welt?
Was ist aus der Klimabewegung geworden? Corona verdrängte in den letzten Monaten Fridayˋs for Future und deren Begründerin, Greta Thunberg, gänzlich aus den Medien. Während es anfangs um die richtigen Maßnahmen gegen Corona ging, beherrscht derzeit die Angst vor einer zweiten Welle die Medien.
Wer hätte gedacht, dass jene Regierungen, die besonders streng gegen die Verbreitung des Virus vorgingen und dabei sogar die gewohnte Freiheit einschränkten, die höchsten Zustimmungsraten in der Bevölkerung erhalten? (Dies galt zumindest solange, wie die drohende Gefahr spürbar und entsprechend kommuniziert wurde und die Maßnahmen logisch nachvollziehbar waren.)
Gleichzeitig ermöglichte die rasche Rückkopplung von unzureichenden Maßnahmen, populistische Regierungschefs (wie z.B. Jair Bolsonaro in Brasilien) zu enttarnen. Während wirtschaftspolitische Maßnahmen und Korruptionsfälle meist erst in nachfolgenden Legislaturperioden spürbar werden, sind die Folgen von Corona aufgrund der veröffentlichten Infektions– und Todeszahlen, sofort sichtbar geworden.
Wir werden uns wundern, was alles möglich war
Was zuvor undenkbar war, fand in kürzester Zeit statt: Grenzen innerhalb der EU wurden geschlossen, Maskentragepflicht eingeführt, Betretungsverbote bei Pflegeheimen und Besuchsverbote in Krankenhäusern ausgerufen, der Flugverkehr kam zum Erliegen und Restaurants wurden zwangsgeschlossen.
Homeschooling und Homeoffice wurden gleichzeitig eingeführt und plötzlich gab es keine Abnehmer für Kontrakte auf Rohöl mehr, sodass der Preis kurze Zeit sogar negativ war.
Klimawandel abgesagt? Nur eine kleine Grippe?
Seit dem Tiefpunkt der Coronakrise wurden die strengen Maßnahmen vielerorts wieder zurückgefahren und Abnehmer von Rohöl bekommen nichts mehr bezahlt, im Gegenteil, der Rohölpreis hat sich wieder spürbar erholt. Auch die Aktienkurse der Ölproduzenten konnten einen Rebound hinlegen.
War‘s das also mit der Angst vor dem Klimawandel? Sollten wir vielleicht erstmals die Erholung der Wirtschaft abwarten bevor wir wieder über den Klimawandel reden? So ist zumindest die Forderung mancher Lobbyorganisationen. Es ist zu hoffen, dass sie den Klimawandel nicht ähnlich falsch einschätzen, wie einige Regierungschefs Corona eingestuft haben: eine kleine Grippe die rasch vergeht.
Transformation hat bereits begonnen
Dabei hat die Transformation der Wirtschaft bereits begonnen. BP hat vor wenigen Tagen Abschreibungen in Milliardenhöhe verkündet, weil die angenommen zukünftigen Ölpreise nach unten revidiert werden mussten. (Ein Szenario, vor dem wir im ESG Team schon seit längerer Zeit warnen.)
Der größte Aktionär von Exxon Mobil überlegt öffentlich den CEO und das Board auszutauschen, weil sie das Unternehmen nicht ausreichend auf den Klimawandel ausrichten. Die OMV schickt an seine Mitarbeiter ein Infomagazin zu den Ursachen und Folgen des Klimawandels.
Die Erste Asset Management hat in einem gemeinsamen Engagement mit anderen nachhaltigen Investoren den Vorstand von Anglo American davon überzeugen können, sich von Lobbyorganisationen, die den Klimawandel leugnen, zu distanzieren.
Diese Liste würde sich noch lange fortführen lassen. Fest steht, dass diese Entwicklungen stark an Momentum gewonnen haben, was neben den Forderungen nachhaltiger Investoren auch auf entsprechenden Druck der europäischen Kommission zurückzuführen ist.
The European Green Deal
Ursula von der Leyen, Präsidentin der europäischen Kommission, ist promovierte Medizinerin und verbrachte mehrere Jahre in einer Abteilung für Epidemiologie in Hannover, womit sich der Corona–Kreis hier schließt. Kurz vor Ausbruch der Epidemie, Ende letzten Jahres, verkündete sie den European Green Deal.
Ein Programm, das zum Ziel hat, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Vor wenigen Tagen wurden diese Ziele konkretisiert und Zwischenziele für 2030 ergänzt. Der Wiederaufbau nach dem Lockdown soll grün sein. Aber warum wollen wir hier der globale Vorreiter sein?
Jeder wird wen kennen, der vom Klimawandel betroffen ist
Zum Glück hat sich die Befürchtung der österreichischen Bundesregierung, dass jeder jemanden kennen wird, der an Corona verstorben ist, nicht bewahrheitet. Wir stellen eine neue Prognose auf: Es wird jeder jemanden kennen, der vom Klimawandel betroffen ist.
Höchstwahrscheinlich sind sie das sogar selbst. Der Klimawandel findet nämlich bereits statt. Fragen Sie, wenn Sie auf einen Bauern treffen, nach der Veränderung des Niederschlags und der Extremtemperaturen in den letzten Jahren. Offen ist lediglich, wie stark und schnell der Klimawandel voranschreiten wird. Ähnlich wie bei Corona, werden die Regierungen bei zunehmender, sich verschärfender und bedrohlich werdender Klimaerwärmung ihre Maßnahmen kontinuierlich verschärfen.
Ähnlich wie bei Corona, weil es sich die Bevölkerung erwartet und sie sonst abgewählt werden. Und ähnlich wie bei Corona, je später adäquate Maßnahmen getroffen werden, desto aggressiver und restriktiver werden sie sein müssen um doch noch gegensteuern zu können.
Wenn wir also wissen, dass die Klimaerwärmung stattfindet und unser Leben verändern wird, warum sollten wir Europäer nicht die Ersten sein, die darauf vorbereitet sind, sodass wir in weiterer Folge europäische Innovationen in den Rest der Welt verkaufen können?
Listen to Science
Es hat sich ausgezahlt während der Coronakrise auf Epidemologen zu hören. Tun wir doch das gleiche in der Klimakrise mit Klimaforschern. Ist der 2 Grad Punkt überschritten, wird es kein Zurück zur bisherigen Normalität, faktisch einen unbefristeten Klima Lockdown geben. Eine solche neue Normalität gilt es mit größtem Einsatz für unsere Kinder zu verhindern.
Sie waren jene Bevölkerungsgruppe, die während der Corona Krise die größten Einschränkungen erfahren musste (in Spanien durften Kinder nicht das Haus /die Wohnung verlassen), gleichzeitig aber das kleinste Risiko von Komplikationen zu befürchten hatte. Bei der Klimakrise wird es aus Generationensicht umgekehrt sein, es wird somit zeit sich zu revanchieren.
INFO:
Der Klimawandel und seine Folgen gelten als die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte. Um einen Umkehrtrend für eine umweltfreundliche Zukunft zu erreichen, bedarf es der gemeinsamen Anstrengung verschiedenster Bereiche. Auch der Finanzsektor leistet mit der gezielten Steuerung von Investitionen einen wesentlichen Beitrag. Eines der wirkungsvollsten Instrumente ist das Impact Investing.
Unter Impact Investing (dt. Wirkungsorientiertes Investieren) versteht man Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der Absicht, neben einer finanziellen Rendite messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu erzielen.
Genau nach diesem Prinzip funktioniert der neue Aktienfonds der Erste Asset Management – ERSTE GREEN INVEST. Der Fonds veranlagt sein Kapital in nachhaltige Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energie oder Wasserwirtschaft. Außerdem werden Unternehmen unterstützt, die eine Vorreiterrolle in der Umstellung von umweltbelastenden Prozessen der „Old Economy“ einnehmen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.