In diesem Blog analysieren wir die unterschiedlichen Arten von Risiko, über die man sich vor einem Fondsinvestment im Klaren sein sollte. Wir zeigen auf, welche Überlegungen man zum Einstiegszeitpunkt und zur Veranlagungsdauer anstellen sollte.
Ertrag, Sicherheit oder Verfügbarkeit?
Beim Investieren finden sich Anleger:innen in einem Spannungsfeld zwischen Ertrag, Sicherheit und Verfügbarkeit wieder. Ein Investment mit voller Sicherheit, hohem Ertrag und jederzeitiger Verfügbarkeit gibt es leider nicht. Als Anlegerin oder Anleger muss man Kompromisse eingehen, um die für sich passende Anlageform zu finden. In der Regel gilt: Je höher der mögliche Ertrag, desto höher das erwartete Risiko und desto länger die notwendige Veranlagungsdauer.
Wie sich das mit den möglichen Risiken und der Veranlagungsdauer im Detail verhält, schauen wir uns im Folgenden näher an.
Welche Risiken gibt es beim Investieren in Fonds?
Die wichtigste Risikoform, die Anleger:innen am stärksten spüren, ist das Marktrisiko. Darunterversteht man das Risiko, dass der Investmentfonds an Wert verliert, weil die im Fonds enthaltenen Wertpapiere im Kurs schwanken.
Je nach Fondsart verfügt ein Fonds über mehr oder weniger Marktrisiko – Aktienfonds weisen typischerweise ein höheres Marktrisiko auf als Anleihenfonds. Ein hilfreicher Indikator zur Einschätzung dieses Risikos kann der „Synthetic Risk and Reward Indicator“ (SRRI) sein. Auf einer Skala von 1 bis 7 wird dieser im Basisinformationsblatt (BIB) dargestellt. Er zeigt an, wie hoch die Schwankungen des Fondsanteilspreises in der Vergangenheit waren. Eine andere Messgröße ist die Volatilität, die auf Factsheets zu finden ist.
In beiden Fällen gilt: Je höher die Zahl auf der Skala oder die Volatilität in Prozent, desto höher waren die Preisschwankungen des Fonds in der Vergangenheit. Auch wenn das keinen Rückschluss auf zukünftige Preisbewegungen zulässt, können diese Indikatoren beim Vergleich von Fonds doch recht hilfreich sein, um zu verstehen, wie sehr das Investment schwanken könnte.
Präferieren Anleger:innen Fonds, die ihren Fokus auf bestimmte Branchen oder Länder legen, kommen spezifische Branchen- oder Länderrisiken für diese Bereiche hinzu. So führten beispielsweise die Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg zum Aussetzen des Handels in auf Russland spezialisierte Fonds.
Die Risiken in diesem Bereich sind sehr divers und werden in den entsprechenden Fondsdokumenten dargestellt. Breiter gestreute Fonds streuen auch diese Risiken, wodurch die Auswirkungen im Ereignisfall nicht so groß sein sollten.
Zahlreiche Fonds investieren breit gestreut und beinhalten dadurch Wertpapiere, die in unterschiedlichen Währungen notieren. Ein globaler Aktienfonds wird beispielsweise Aktien aus Amerika (z.B. Apple in USD) halten, aber ebenso Aktien aus Europa (z.B. BMW in EUR) und Aktien aus Asien (z.B. Sony in JPY). Oft kaufen Fondsmanager:innen die Aktien in deren Lokalwährung. Somit ergibt sich daraus zusätzlich ein Währungsrisiko. Da nicht nur die Kurse der Wertpapiere schwanken, sondern auch die Wechselkurse der Währungen, hat dieses Risiko direkten Einfluss auf die Performance eines Fonds und wird von den Fondsmanager:innen auch aktiv gemanagt. Auch wenn Anleger:innen den Fondsanteilsschein in einer bestimmten Währung kaufen, in Österreich meist in Euro, bedeutet das nicht, dass es im Fonds kein Währungsrisiko gibt. Sobald die Fondsmanager:innen in Werte außerhalb der Eurozone investieren, besteht ein Währungsrisiko.
Ein weiteres Risiko, über das sich Anleger:innen beim Investment in Fonds im Klaren sein sollten, ist das Emittentenrisiko, dasgleich auf mehreren Ebenen besteht. Bei Direktinvestments in Aktien wäre ein Großteil des Investments verloren, sobald der Emittent Konkurs anmeldet. Auf Fondsebene sind Anleger:innen von diesem Risiko unterschiedlich betroffen. Einerseits handelt es sich bei Fonds um Sondervermögen, das vom Vermögen der Fondsgesellschaft, die den Fonds verwaltet, oder der Depotbank, bei der die Wertpapiere des Fonds gehalten werden, streng getrennt ist. Selbst im Fall des Konkurses der Fondsgesellschaft oder der Depotbank bleibt das Sondervermögen weiterhin verfügbar. Da aber das Fondsvermögen selbst in eine große Anzahl an Direktinvestments veranlagt ist, weist der Fonds weiterhin ein Emittentenrisiko auf – auch wenn dieses aufgrund der Diversifikation gegenüber Direktinvestments stark reduziert ist.
Kann ich mein Vermögen vor Risiken schützen?
Kurz gesagt – nein. Investieren ist immer mit Risiken verbunden. Anlageformen, die etwas anderes versprechen, zeigen die Risiken zumeist nur nicht. Allerdings ist es im Gegensatz zum allgemeinen Bauchgefühl auch nicht risikolos, nichts zu tun und sein Geld am Sparbuch oder unter der Matratze zu lagern. Auf dem Sparbuch sollte man zwar geringe Beträge als „Notgroschen“ für unvorhersehbare Ausgaben oder auch kurzfristig verfügbare liquide Mittel bereithalten, aber bei Spareinlagen kommt das Inflationsrisiko zum Tragen, wodurch das Geld an Kaufkraft verliert. Die Inflation ist gerade 2022 auch im Alltag wieder deutlich spürbar geworden. Mehr Informationen zum Thema Inflation und wie man sein Erspartes davor schützen kann, finden Sie hier.
Wie eingangs erwähnt, kann auch die Veranlagungsdauer Einfluss auf den möglichen Ertrag haben. Viele Risiken können in ihrer Auswirkung reduziert werden, indem der Anlagehorizont entsprechend lange gewählt wird. Zusätzlich stellt sich sehr oft die Frage des „richtigen“ Einstiegszeitpunkts, doch dieser ist nur schwer vorherzusagen. Somit bietet es sich an, über einen längeren Zeitraum immer wieder kleinere Beträge zu investieren – z.B. über einen s Fondsplan mit monatlichen Einzahlungen ab EUR 50,-. Diese Vorgehensweise hat sich über die Jahre bewährt. Sie bietet den Vorteil, nicht das gesamte Kapital auf einmal anzulegen und somit auch Fondsanteile im Fall von fallenden Kursen günstiger nachzukaufen.
“Time in the market beats timing the market”
Zusammengefasst: Fondsinvestments sind mit unterschiedlichen Risiken verbunden, die in den Fondsdokumenten dargestellt werden. Mit einem breit gestreuten, aktiv gemanagten Mischfonds überlässt man das Risikomanagement bezüglich Markt, Branchen, Ländern und Währung erfahrenen Fondsmanager:innen. Auch wenn diese nicht immer nur Wertsteigerungen gewährleisten können, so wird das Risiko des Investments bei entsprechend langer Anlagedauer und Streuung des Einstiegszeitpunkts doch reduziert.
Dieser Beitrag ist Teil des Dossiers „Wie investiere ich in Fonds? – Ein Ratgeber für Anfänger:innen“.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.