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Geht die Goldrallye weiter?

Geht die Goldrallye weiter?

Im vergangenen Jahr ist der Goldpreis von einem Allzeithoch zum nächsten geklettert. Den vorläufigen Höchststand erreichte das gelbe Metall am 20. Mai 2024 bei 2.450 US-Dollar. Grund genug, uns anzusehen was den Goldpreis im heurigen Jahr bisher angetrieben hat und die Frage in den Raum zu stellen: Wie stehen die Chancen für Gold mittelfristig bzw. geht die Goldrallye weiter?

Gold trotz Gegenwind im Höhenflug

Die Rallye beim Goldpreis mag zunächst rätselhaft erscheinen, wenn man die zahlreichen Faktoren in Betracht zieht, von denen Gold im ersten Halbjahr Gegenwind bekam:

  • Als wichtigster Faktor für die Bewegung des Goldpreises gab es seitens der Realzinsen keine Unterstützung für Gold. Die sinkende Inflation war nicht hilfreich, weil sich die Differenz der Marktzinssätze zur Inflation dadurch ausbreitete. Die Opportunitätskosten von Gold, ein Asset ohne kalkulierbaren Ertrag zu halten, stiegen dementsprechend. Derzeit ist es aus diesem Blickwinkel nicht attraktiv, Gold statt bargeldähnlichen Veranlagungen zu halten.

Performance von Gold im vergangenen Jahr im Vergleich zum realen Zinssatz von 10-jährigen US-Staatsanleihen

Quelle: Multi Asset Chartbook, Erste Asset Management; Bloomberg; per 31.05.2024

  • Der Dollar entwickelte sich im ersten Halbjahr relativ gesehen gut. So stieg der Dollarindex von 101,33 auf 104,10 (per 24.07). Der Dollar hatte, alle anderen Faktoren konstant gehalten, also eine deutlich negative Auswirkung auf Gold.
  • Die Analysten senkten auf Grund der sich generell verbessernden Wirtschaftsdaten in den entwickelten Ländern die Anzahl der antizipierten Zinssenkungen der US-Notenbank FED, bzw. der Europäischen Zentralbank. Die weniger als erwartet lockere Geldpolitik wirkt sich negativ auf alle Güterpreise aus, unter anderem auch auf Gold.
  • Die physischen ETFs waren überraschenderweise auf der Verkäuferseite. In den USA gab es nur 2 Monate mit Zuflüssen im Jahr 2024, die europäischen ETFs verkauften Gold durchgehend über das vergangene Jahr. Die asiatischen ETFs berichteten dagegen seit März 2023 über Zuflüsse.

Zwei Faktoren unterstützen

Wenn man die oben erwähnten Faktoren berücksichtigt, ist es kaum zu verstehen, warum der Goldpreis neue Höchststände eroberte. Zwei Faktoren konnten aber dem Gegenwind standhalten und den Goldpreis maßgeblich unterstützen – die Zentralbanken und die (geo)politische Situation:

  • Die Zentralbanken setzten ihre Käufe fort. Vor allem die chinesische Zentralbank ist wegen der geopolitischen Auseinandersetzungen mit den USA bestrebt, ihre Reserven zu diversifizieren. Andere Schwellenländer und die Verbündeten von China sind auch „ermutigt“, den Dollar als Reserve- und Handelswährung zu meiden und haben ihre Goldbestände erhöht.

Goldpreis und die Gold-Zukäufe der Zentralbanken (in Tonnen)

Quelle: Multi Asset Chartbook, Erste Asset Management; Bloomberg; per 31.05.2024

  • Die politischen Risiken und die geopolitischen Auseinandersetzungen unterstützen den Goldpreis erheblich. So gibt es nach wie vor Angriffe der Houthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer. Die Situation im Gazastreifen ist ebenso weiterhin angespannt. China stellt mit verschiedenen Mitteln sicher, dass die Problematik um die abtrünnige Insel von Taiwan, die China als Teil des Landes sieht, nicht in Vergessenheit gerät. Zudem stehen die Wahlen in der größten Volkswirtschaft der Erde (USA) an, und diese dürften eine wahre Gratwanderung werden.

Ausblick

Die Zukunft für Gold scheint von den erläuterten Faktoren her vielversprechend zu sein, aus folgenden Gründen:

  • Laut dem vom Markt eingepreisten Scenario des „Soft Landings“ werden die nachlassenden Inflationszahlen den Zentralbanken ermöglichen, die Zinsen zu senken. Dadurch ist zu erwarten, dass die realen Renditen schrumpfen werden.
  • Die Zinssenkungen der amerikanischen Zentralbank würden den „König“ Dollar negativ beeinflussen, wenn es keine Überraschungen seitens der Inflation in den entwickelten Ländern geben wird, worauf die Notenbanken reagieren müssten. Der Dollar ist aufgrund der Kaufkraftparität nach wie vor übertrieben stark, und sowohl das Leistungsbilanzdefizit als auch das immer höher ausfallende Budgetdefizit der USA implizieren einen starken Gegenwind.
  • Obwohl die chinesische Zentralbank im Mai mit dem Goldkauf aufhörte, ist das aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine kurzfristige Pause in ihrem Bestreben, den Dollar zu meiden. Zudem deuteten laut der Studie des World Gold Councils sogar die Zentralbanken der entwickelten Länder darauf hin, dass sie Gold in ihren Reserven eher höher gewichten wollen. Laut der Bank Credit Analyst (BCA) wird diese Diversifikation von den Zentralbankreserven dem Goldpreis für mehrere Jahre einen Rückenwind geben.
  • Die geopolitischen Spannungen und die Unsicherheit hinsichtlich der nächsten US-Regierung betonen die Rolle des Goldes als „sicherer Hafen“. Nicht zu unterschätzen ist auch die geringe Korrelation von Gold mit den Aktien- und Anleihenmärkten. Im Falle einer starken Korrektur, oder etwaigen Rezession, schützt Gold generell das Portfolio vor einem heftigen Absturz.
  • Das charttechnische Bild ist sehr positiv. Gold hat den Starken Widerstand beim ehemaligen Allzeithoch von $2.070, von welchem Niveau der Kurs bereits dreimal abprallte, Anfang März überzeugend überwunden, und stieg innerhalb von einem Monat über $2.400. Diesem Sprung folgte eine Seitwärtsbewegung, was nach diesem schnellen Anmarsch normal ist. Der Kurs fand mehrere Male starke Unterstützung unter $2.300. Auch zum aktuellen Kurs von rund $2.400 (per 24.7.2024) ist Gold immer noch im nach oben tendierenden Trendkanal, und dürfte nach einer Pause die Rallye fortsetzen.

Technisches Bild bei Gold (im vergangenen Jahr, in US-Dollar)

Quelle: Bloomberg; per 30.06.2024

Vor dem Hintergrund der oben genannten Argumente wäre es eine logische Schlussfolgerung, auf einen weiteren Anstieg von Gold zu setzen. Die Positionierung ist allerdings äußerst bullisch und die mehrmals betonte datenabhängige Vorgehensweise der FED wirkt auch negativ, da die realen Renditen eventuell doch länger hoch bleiben könnten als vom Markt eingepreist.

Fazit

Gold zeigte im bisherigen Jahresverlauf besondere Stärke und konnte trotz der steigenden realen Rendite mehr als 15% zulegen. Kurzfristig gibt die Positionierung dem Goldkurs Gegenwind, aber das Bestreben der Zentralbanken Richtung Diversifikation der Reserven und die geopolitischen Unsicherheiten dürften den Kurs weiterhin stützen. Gold ist daher nicht nur wegen seiner Charakteristik als Absicherung gegen Inflation sowie als „safe haven“ eine wertvolle Ergänzung des Portfolios, sondern, wie die Tätigkeit der Zentralbanken auch zeigt, eine Alternative zu allen anderen Vermögenswerten. 

Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

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