Die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der neuen US-Administration und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen sorgen für eine zunehmende Unsicherheit an den internationalen Kapitalmärkten. Handelskonflikte, eine mögliche Schwächung der NATO und eine schwächere US-Wirtschaft sind zentrale Risikofaktoren, die das Marktsentiment derzeit beeinflussen.
Die US-Administration sorgt für Verunsicherung
Wer gedacht hatte, Donald Trump giert nur in den ersten Tagen seiner neuen Amtszeit nach überproportionaler Aufmerksamkeit, der wurde im Februar leider enttäuscht. Der republikanische US-Präsident bleibt „on fire“ und verunsichert auf breiter Front. Im Gegensatz zu vielen symbolpolitischen Ankündigungen im Jänner, haben die jüngsten Eskalationen jedoch disruptiven Charakter mit konjunkturell durchaus negativen Folgen.
Es war doch kein Bluff
Trump macht ernst und verhängt zwischenzeitlich Zölle gegenüber Mexiko und Kanada. Mit jeweils 25% auf beinahe sämtliche Einfuhren der direkten Nachbarländer sowie der auf 20% erhöhten Zusatzabgaben auf chinesische Einfuhren, wären immerhin mehr als 40% der gesamten US-Einfuhren betroffen. Der negative Effekt auf Wirtschaft und Inflation dürfte ihm nur 2 Tage später doch gedämmert sein und somit sind die Abgaben für die direkten Nachbarländer wieder vom Tisch.
Die Zollthematik und somit auch ein möglicher Handelskrieg sind damit jedoch nicht vom Tisch, nachdem er zuletzt ja auch die EU oder Agrarimporte ins Visier genommen hat. Unabhängig davon wächst die US-Wirtschaft nach wie vor robust, jedoch haben in den letzten Wochen einige Stimmungs- und Konjunkturindikatoren negativ überrascht. So rutschte beispielsweise der viel beachtete Index der Atlanta FED GDP Now – der das US-Wirtschaftswachstum im aktuellen Quartal auf wöchentlicher Basis schätzt – zuletzt überraschend stark in den negativen Bereich.
Man darf einzelne Indikatoren nicht überbewerten, aber die Wachstumsrisiken haben in jeden Fall zugenommen. Die Entwicklung der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Quelle: LSEG Datastream; Daten per 5.3.2025
„MEGA – Make Europe great again“
Den Zöllen nicht genug, so war auch die Eskalation rund um den Ukraine-Konflikt eine Zäsur. Der offene Schlagabtausch im Oval Office bzw. vor allem die Einstellung der amerikanischen Militärhilfen, bringen die Ukraine und mit Ihr ganz Europa unter Druck.
Umso wichtiger wird es sein, dass Deutschland (im Gegensatz zu Österreich) sehr zeitnah nach der geschlagenen Bundestagswahl eine neue Bundesregierung und mit ihr einen neuen Kanzler erhält. Eine Einigkeit zwischen Paris, Berlin sowie Brüssel wäre angesichts der andauernden Zeitenwende aktuell wohl so wichtig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Immerhin dürfte der designierte Kanzler Friedrich Merz auch vor „großen Würfen“ nicht zurückschrecken – so überrascht das noch vor Beginn der Koalitionsverhandlungen angekündigte Rüstungs- und Investitionspaket im gigantischen Ausmaß von bis zu 1,5 Billionen Euro. Auch die EU-Kommission scheint eine Kehrtwende einzuleiten und ließ zuletzt mit Deregulierungs-maßnahmen gegenüber der Autoindustrie aufhorchen. Vielleicht macht Donald Trump ja nicht nur Amerika, sondern indirekt auch Europa „great again“.
Am Börseparkett ist das Comeback Europas bereits geglückt. Während europäische Aktienindizes bei knapp 10% im Jahresverlauf notieren, rutschten die amerikanischen Pendants zuletzt gar in negatives Territorium. Der Trend könnte weiter anhalten, jedoch scheint langfristig die US-Gewinndynamik dennoch vorteilhafter. Unabhängig der genauen regionalen Positionierung haben die letzten Wochen gezeigt, dass Diversifikation im Portfoliokontext das Gebot der Stunde bleibt.
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Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.