Jeder Bereich hat seine Legenden. Sei es Diego Maradona und Pele im Fussball, Larry Bird und Magic Johnson im Basketball oder die Legenden an der Gitarre: Jimi Hendrix und Jimmy Page.
Legenden gibt es auch im Investmentmanagement. Wenn man einen Teilbereich des Assetmanagements, nämlich Value Investing, betrachtet, stößt man unweigerlich auf zwei davon: Howard Marks und Jeremey Grantham.
Der erste ist der Gründer des Asset Managers Oaktree und hat sich in seiner Laufbahn auf High Yield Anleihen und notleidende Kredit spezialisiert. Jeremey Grantham ist der Mitgründer von GMO Asset Management.
Diese Woche lieferten sich die beiden einen Schlagabtausch zum Thema Wachstums- und Value-Aktien. Dabei boten sie unterschiedliche Strategien an, um mit der hohen Bewertungslücke zwischen den beiden Sektoren umzugehen: Vertrauen in Schnäppchen oder die Abkehr von traditionellen Bewertungen.
Niedrig bewertete Aktien in Sektoren wie Finanzen und Energie, die von der Coronavirus-Krise schwer getroffen wurden, haben ihre Erholung in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Trotzdem konnten sich auch Wachstumsaktien gut behaupten.
In einem Memo warnte Howard Marks davor, dass man sich „nicht von niedrigen Bewertungen verführen lassen sollte“, denn oft gebe es einen wirtschaftlichen, fundamentalen Grund, warum etwas günstig bewertet ist. Nur wenige Tage davor warnte hingegen Jeremy Grantham vor einer Blase bei großkapitalisierten Technologieaktien und empfahl stattdessen sich auf Schwellenländer und Value-Aktien zu konzentrieren.
Komplexe Welt
Wir befinden uns in einer komplexen Welt , in der es zu kurz gegriffen wäre, Unternehmen lediglich auf Basis von quantitativen Daten wie Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buch-Verhältnis zu beurteilen. Dafür hat sich die Unternehmensstruktur in den letzten Jahrzehnten zu stark verändert.
Geistiges Eigentum, wie Patente, Lizenzen oder Software-Code, haben für den Wert eines Unternehmens deutlich an Bedeutung gewonnen. Auch das Humankapital und das damit verbundene Wissen und die Erfahrung sind bei der Bewertung eines Unternehmens wichtiger geworden.
Beide Faktoren (geistiges Eigentum und Humankapital) spiegeln sich jedoch in den ausgewiesenen Bilanzen der Unternehmen nur teilweise oder gar nicht wider. Deshalb sehen wir die strikte Trennung des Aktienmarkts in Value- und Wachstumsaktien auch als wenig hilfreich an.
Wir gehen vielmehr davon aus, dass es wichtig ist, Unternehmen ganzheitlich zu betrachten und einer gründlichen Due Dilligence zu unterziehen, um so den zukünftigen Wert zu ermitteln und ihn in Relation zum derzeitigen Preis zu setzten. Nur so können gute Investmententscheidungen getroffen werden.
Was ist seit letzter Woche passiert?
Die Politik bestimmte diese Woche zum großen Teil das Marktgeschehen. Der Sieg der Demokraten im Senatsrennen um die Sitze in Georgia hallte auch diese Woche noch nach.
Damit verbunden ist die Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf zusätzlich Stimulusmaßnahmen in den USA. Davon konnten im Aktienbereich vor allem zyklische Unternehmen profitieren.
Die Renditen kreditsicherer Staatsanleihen in den USA blieben nach dem Anstieg der letzten Woche wenig verändert. In den USA liegt die Rendite von 10-jährigen Anleihen aktuell bei 1.10%, ein Niveau, das wir zuletzt im März 2020 gesehen haben.
Wir gehen davon aus, dass die zusätzlichen fiskalpolitischen Impulse zusammen mit der wirtschaftlichen Erholung und den fortschreitenden Impfmaßnahmen ein leicht höheres Renditeniveau rechtfertigten. Trotzdem erwarten wir lediglich einen moderaten Anstieg aus mehreren Gründen:
- Die Inflationserwartungen bleiben weiterhin gut verankert, so dass die Zentralbanken weiterhin expansiv bleiben können. Dazu tragen auch die nach wie vor relativ große Produktionslücke und die hohe Arbeitslosigkeit, die durch die Pandemie entstanden sind, bei.
- Die wichtigsten Notenbanken haben eine größere Toleranz für höhere Inflation signalisiert. Im Zuge der Pandemie ist die wichtigste Zentralbank der Welt, die US-Fed, zu einem „durchschnittlichen“ Inflationsziel über einen längeren Zeitraum übergegangen. Dadurch würde sie auch ein Überschießen des Inflationszieles von 2% zulassen.
In Europa haben wir diese Woche Divergenzen zwischen den Renditen im Staatsanleihensegment gesehen. Zum einen kam es zu einem leichten Rückgang der Rendite bei deutschen Staatsanleihen, während zum anderen die Rendite italienischer Staatsanleihen anstieg (von 0.53% auf 0.63%).
Der Grund waren die innenpolitischen Turbulenzen in Italien, die zum Auszug der beiden Minister der Partei Italia Viva aus der Koalition führten.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.