Wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 10. Oktober bekannt gab, werden die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig für ihre Erforschung von Banken- und Finanzkrisen mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.
Die Wissenschaftler haben wesentlich dazu beigetragen, die engen Zusammenhänge zwischen Banken- und Wirtschaftskrisen besser zu verstehen. Dadurch wurde es den politisch Verantwortlichen ermöglicht, in Krisenzeiten die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Ein wichtiges Ergebnis ihrer Forschung war es zu zeigen, weshalb die Vermeidung eines Bankenzusammenbruchs von entscheidender Bedeutung ist“, so die Königlich-Schwedische Akademie in ihrer Erklärung.
Wie Banken- und Wirtschaftskrisen zusammenhängen
Das Komitee führte aus, dass die drei US-Forscher wesentliche Erkenntnisse über die Aufgabe, die Funktionsweise und die Krisenanfälligkeit von Banken geliefert hätten. Ein besonders wichtiger Themenaspekt war auch die Frage, warum gerade Bankenkrisen häufig langwierige Folgen haben und die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder nachhaltig beeinträchtigen können. Die vorwiegend aus den 1980er-Jahren stammenden Forschungsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass Finanzkrisen sich verschlimmern, sobald die Menschen das Vertrauen in die Stabilität des Systems verlieren. Die Wissenschaftler untermauerten daher die These, dass die Vermeidung eines Bankenzusammenbruchs von entscheidender Bedeutung ist, um eine negative Spirale zu verhindern, die die Wirtschaft nach unten reißt.
Finanzkrise 2008 als Nagelprobe
Als vor rund fünfzehn Jahren die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmeldete, folgte ein Banken-Crash auf den anderen, und die Welt hielt den Atem an. Es war ein dramatischer Moment, auf den kaum jemand vorbereitet war – außer einigen wenigen Wissenschaftlern, von denen einer damals Vorsitzender der US-Notenbank war: Ben Bernanke. Die von ihnen gewonnen Erkenntnisse trugen entscheidend dazu bei, dass die Situation trotz aller Dramatik schlussendlich in den Griff bekommen werden konnte. Man wusste, dass Banken in akute Gefahr geraten, sobald Kunden ihre Ersparnisse plötzlich aus Sorge vor der Insolvenz ihrer Bank abheben. Die gefährliche Dynamik eines solchen „Bank Runs“ konnte dadurch gestoppt werden, dass viele Staaten mit einer Einlagensicherung reagierten und dafür garantierten, dass die Gelder auf privaten Konten sicher seien. Auch während der Coronavirus-Pandemie waren die von den drei US-Ökonomen gewonnenen Erkenntnisse von großem Wert.
Krisen verstehen – Krisen meistern
Sowohl Ben Bernanke als auch Douglas Diamond und Philip Dybvig setzten sich in ihren Forschungsarbeiten mit den Hintergründen und Besonderheiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen auseinander.
- Ben Bernanke widmete sich in seinen Studien vor allem der Großen Depression in den 1930er-Jahren und vertrat die Ansicht, dass sie durch „Bank-Runs“ verursacht wurde. Mithilfe von statistischen Analysen wies er nach, dass sich die Situation erst dann besserte, als der Staat aktiv einschritt, um weitere Bankenpaniken zu verhindern.
- Douglas Diamond und Philip Dybvig wiederum konnten in ihren Forschungen die Anfälligkeit von Banken für Gerüchte über einen Zusammenbruch nachweisen und gleichzeitig Möglichkeiten aufzeigen, wie es Regierungen schaffen, diesen „worst case“ zu verhindern.
Warum die Jury gerade diese drei Ökonomen für den Nobelpreis für Wirtschaft nominiert hat? Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften verweist darauf, dass das Trio unser Verständnis der Rolle der Banken in unserer Wirtschaft, insbesondere während der Finanzkrisen, signifikant verbessert hat. Außerdem wurden von ihnen Wege aufgezeigt, wie die Finanzmärkte reguliert werden können.