Der massive Rückgang von Ökosystemleistungen stellt ein immer größer werdendes wirtschaftliches Risiko dar.
Durch die fortschreitende Zerstörung, Übernutzung sowie Verschmutzung stehen wichtige natürliche Ressourcen und Leistungen wie Wasser, Bestäubung oder Bodenfruchtbarkeit immer häufiger nur noch eingeschränkt zur Verfügung.
Österreichs Unternehmen müssen unter den sich rasch ändernden Voraussetzungen handeln, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Das macht unternehmerisches Biodiversitätsmanagement künftig zu einer allgemeingültigen Anforderung für erfolgreiches Wirtschaften.
Warum und wie sich Biodiversitätsschutz für Unternehmen auszahlt?
Integrieren Wirtschaftstreibende Biodiversitätsschutz in ihr Kerngeschäft, können allen voran Risiken wie erhöhte Kosten, Ressourcenknappheit, Reputationsrisiken sowie Lieferengpässe verringert werden. Gleichzeitig eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten und die Attraktivität für Mitarbeiter:innen, Investoren und andere Stakeholder wird erhöht. Mit dem neuen WWF Biodiversity Stewardship Ansatz erhalten Wirtschaftstreibende nun erstmals eine strategische Handlungsanleitung für den unternehmerischen Alltag.
Wie gehen wir bei der Erste Asset Management mit dem Thema Biodiversität um?
44 Billionen US-Dollar hängen an Biodiversität
Fast die Hälfte der weltweiten Wertschöpfung ist mäßig oder stark von der Natur und den von ihr bereitgestellten Dienstleistungen abhängig. Gleichzeitig erleben wir das 6. Massensterben der Erdgeschichte. 69 % aller Wirbeltierarten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Menschliches Handeln hat zu einem rasanten Anstieg des globalen Ressourcenverbrauchs geführt und der Rohstoffabbau hat sich dadurch seit 1970 vervielfacht.
Das empfindliche Gleichgewicht des Lebens auf unserem Planeten ist durch Landnutzungsänderung, Übernutzung von Ressourcen, Klimakrise, Umweltverschmutzung und invasive Arten massiv bedroht.
Trendumkehr in Österreich nicht in Sicht
Alle direkten Treiber des Verlusts der biologischen Vielfalt können auf wirtschaftliche Aktivitäten zurückgeführt werden. Damit wird der Zusammenhang zwischen Biodiversität und Wirtschaft und dem Erhalt einer lebenswerten Zukunft immer deutlicher. Dennoch hat die existenzielle Abhängigkeit zu intakten Ökosystemen im unternehmerischen Alltag österreichischer Wirtschaftstreibender bislang nur eine geringe Relevanz.
Eine neue Studie von WWF und EY Österreich zeigt, dass mehr als die Hälfte der für die Studie befragten Unternehmen kein beziehungsweise nur ein geringes Verständnis davon haben, was unternehmerischer Biodiversitätsschutz bedeutet. Mehr als 60 % der befragten Unternehmen in Österreich behandeln das Thema, trotz starker Abhängigkeiten und zunehmender Risiken, nicht bzw. nur gering.
Zusätzlich nimmt der Schutz der Biodiversität, durch den massiven Verlust an Ökosystemleistungen, auch auf regulatorischer Ebene zunehmend eine zentrale Rolle ein. Die entsprechenden Vorgaben und Pflichten werden strenger und Unternehmen müssen handeln.
Unternehmerischer Biodiversitätsschutz bringt Herausforderungen
Um im vollen Umfang Biodiversitätsschutz in das Kerngeschäft zu integrieren, Risiken zu reduzieren und Chancen nutzen zu können, braucht es strategische Anpassungen von Geschäftsmodellen, eine Umleitung von Finanzströmen und Innovationskraft, die sich die Veränderungen langfristig zu Nutzen macht. Das stellt Wirtschaftstreibende vor bestimmte Hürden, die es zu überwinden gilt.
Allen voran die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette ist hinsichtlich effektiven Biodiversitätsschutzes von großer Bedeutung, um als Unternehmen wirkungsvoll agieren zu können. Denn ein Großteil der negativen Auswirkungen auf die Biodiversität befindet sich oftmals dort wo Rohstoffe abgebaut werden, also in den vorgelagerten Wertschöpfungsketten von Unternehmen und dadurch auch außerhalb Österreichs.
Um den Herausforderungen wirksam entgegenzutreten und Biodiversitätsschutz effektiv in den unternehmerischen Alltag zu integrieren, hat der WWF ein Rahmenwerk für Unternehmen entwickelt.
Neuer WWF Ansatz liefert Unternehmen Handlungsanleitung
Mit dem WWF Biodiversity Stewardship Ansatz können Hürden überwunden werden und Biodiversitätsverantwortung im Unternehmen entlang fünf zentraler Schritte übernommen werden.
1. Analysieren
Im ersten Schritt wird die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens analysiert und Auswirkungen sowie Abhängigkeiten werden im Sinne einer Doppelten Wesentlichkeitsanalyse identifiziert, um die Zusammenhänge zwischen den eigenen Aktivitäten und der Umwelt besser zu verstehen.
2. Verankern
Biodiversität wird im Rahmen einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie innerhalb des Unternehmens verankert und wesentliche Ziele und Maßnahmen priorisiert. Alle Umweltthemen, welche Auswirkungen auf die Biodiversität haben, wie etwa Flächenverbrauch, Wasser- und Ressourcenverbrauch und Kreislaufwirtschaft werden in einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie integriert.
3. Umsetzen
Unternehmen reduzieren durch verschiedenste Maßnahmen ihre Beiträge zum Biodiversitätsverlust. Beispielsweise passen Unternehmen Produktionsprozesse an, optimieren ihr Geschäftsmodell in Richtung Kreislaufwirtschaft und arbeiten eng mit ihren Lieferant:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen. Maßnahmen werden anhand der Maßnahmenhierarchie (vermeiden, reduzieren, Restaurieren und Regenerieren, Transformieren) umgesetzt.
4. Mobilisieren
Im Dialog mit wichtigen Stakeholdern können Vorreiter nicht nur über Fortschritte berichten, sondern sich auch für eine systematische Transformation über Branchen und Wertschöpfungsketten hinweg einsetzen.
5. Erreichen
Eine konsequente Umsetzung dient nicht nur dem Erhalt der Biodiversität. Sie trägt auch zur Zukunftssicherung von Unternehmen bei.
WWF-Studie gibt Überblick über österreichische Wirtschaftsbranchen
Wirksames Biodiversitätsmanagement beginnt mit einem klaren Verständnis, welche wesentlichen Umweltabhängigkeiten entlang der Wertschöpfungskette bestehen und welche Auswirkungen das wirtschaftliche Handeln eines Unternehmens auf die Umwelt hat. Die aktuelle WWF-Studie liefert Wirtschaftreibenden zusätzlich einen Überblick über wichtige Wirtschaftsbranchen in Österreich und deren Hauptbelastungen auf die Biodiversität im Zusammenhang mit den fünf Treibern des Biodiversitätsverlusts, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Auch Case Studies finden sich in der Studie.
Zukunftsfähige Investitionen erhalten Biodiversität
Effektiver Biodiversitätsschutz sichert nicht nur Unternehmen die Geschäftsgrundlage, sondern sichert auch Interessen von Investoren. Risiken die sich durch den Verlust von Biodiversität ergeben, wie regulatorische Maßnahmen und Betriebsunterbrechungen müssen dafür in das Risikomanagement integriert werden.
Bei Investitionen in Unternehmen, die sich aktiv für den Schutz und die Erhaltung der Biodiversität einsetzen, kann langfristig mit stabileren Renditen gerechnet werden, da sie weniger anfällig für Umweltprobleme und regulatorische Risiken sind. Darüber hinaus wird durch Investitionen in Unternehmen, die effektiv Biodiversitätsschutz fördern und ihre Auswirkungen verringern, Innovationspotenzial und damit Unternehmenswert geschaffen. Durch die Entwicklung von Lösungen zur Erhaltung der Biodiversität können neue Märkte erschlossen werden.
Die Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten in Investitionsentscheidungen trägt dazu bei Risiken nachhaltig zu minimieren und gleichzeitig die Bedürfnisse von Anlegenden, Verbrauchenden und der Natur auf unserem Planeten und damit unserer eigenen, lebenswerten Zukunft gerecht zu werden.