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Cyber-Roundup: Tesla-Aktionär:innen fordern Handeln bei Sozialthemen

Cyber-Roundup: Tesla-Aktionär:innen fordern Handeln bei Sozialthemen
(c) unsplash

Am 4.8. fand die diesjährige Tesla-Hauptversammlung mit dem Namen „Cyber-Roundup“ in der Gigafactory in Texas statt. Tesla melden den Namen und das Logo als eigene Marke an. „Cyber-Roundup“ schließt dabei an „Cyber-Rodeo“ an- der Eröffnung der Gigafactory in Texas im April dieses Jahres. Unter der Marke sollen auch T-Shirts und andere Fan-Artikeln mit dem Cyber-Logo verkauft werden. Das gab der Hauptversammlung einen ungewöhnlichen, sozusagen Party-Charakter.

Ungewöhnlich äußerte sich auch die Denkweise von Konzernchef Elon Musk, wie die Redaktion von Automobilproduktion berichtete: „…man kann sich unsere Fabriken als gewaltige kybernetische Kollektive aus Menschen, Maschinen und Software vorstellen. Und je besser die Software ist, desto besser funktioniert das System. Ich denke nicht, dass andere Autobauer so denken wie wir“.

Dem Unternehmen, hatte man in der Vergangenheit nicht zugetraut Gewinne zu erwirtschaften. 2021 gelang dies jedoch erstmalig und „im Moment haben wir die besten Margen der ganzen Industrie“, wie Elon Musk dieses Jahr erklärte. Das Verhältnis der Öffentlichkeit und der Industrie zur E-Mobilität habe sich stark verändert. Mittlerweile komme kaum ein Autobauer ohne batteriebetriebene Modelle aus und Tesla habe zahlreiche Patente öffentlich gemacht, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen.

Für die Zukunft kündigte der selbsternannte „Technologie-König“ Elon Musk an, an mindestens zehn bis zwölf Standorten Fahrzeuge produzieren zu wollen. Ende des Jahres soll dabei ein neuer Standort bekannt gegeben werden. Künstliche Intelligenz und Autonomes Fahren wären außerdem die Themen der Zukunft, in die das Unternehmen investieren wird.

Die S-Performance von Tesla

Tesla Inc. wurde 2011 in das investierbare Universum des ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT aufgenommen und gilt als Pionier im Bereich der E-Mobilität. Dem Unternehmen wird auch eine essenzielle Rolle im Wandel des Sektors zugeschrieben, was in unsere Bewertung positiv einfließt.

Gegensätzlich dazu stellt sich das Ergebnis bezüglich einer guten Unternehmensführung dar. Im Jahr 2019 wurden bei Tesla zahlreiche Vorwürfe über Kontroversen publik. Diese betreffen einen großen Teil der S-Themen: angebliche Arbeitsrechtverletzungen, angebliche Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Alter oder Rasse, vermeintliche Verbreitung von falschen Informationen an Investor:innen, etc.  Diese Entwicklungen führten zum Ausschluss des Unternehmens aus unseren nachhaltigen Fonds.

Tesla Fabrik ein nach Rassen getrennter Arbeitsplatz?

So wird etwa der Tesla-Fabrik in Fremont, Kalifornien, ein rassistisches Arbeitsumfeld unterstellt. Bereits 2017 wurde von einem Mitarbeiter eine Sammelklage eingereicht, weil das Unternehmen mehreren Fällen von rassistischer Diskriminierung nicht nachgegangen sei. Es heißt, dass Afroamerikaner:innen beschimpft, schikaniert und angefeindet wurden. 2021 erreichte der Kläger über ein Gericht in San Francisco fast 137 Mio. USD Entschädigungszahlungen, das Urteil wurde dieses Jahr auf nur noch 15 Mio. EUR revidiert. Ende 2021 wandten sich außerdem mehrere Frauen an die Öffentlichkeit, die ebenfalls über Diskriminierung klagten.

Im Februar dieses Jahres verklagte schließlich der US-Bundesstaat Kalifornien den Konzern wegen angeblicher Diskriminierung von Mitarbeiter:innen aufgrund deren Rasse. Hunderte Beschwerden aus der Belegschaft hätten laut Medienberichten die Klage ausgelöst. „Die Fabrik in Fremont ist ein nach Rassen getrennter Arbeitsplatz, an welchem Mitarbeiter:innen, die Minderheiten angehören, rassistischen Beleidigungen ausgesetzt sind“, zitierte das Wall Street Journal den Direktor des California Department of Fair Employment and Housing. Auch bei der Zuweisung von Aufgaben, bei der Bezahlung und Beförderung, sowie bei der Disziplinierung, würden Minderheiten diskriminiert werden, was zu einem feindseligen Arbeitsumfeld führe.

Die Klagereihe bei Tesla betrifft aber nicht nur S-Themen: Der Tesla-CEO, Elon Musk, wird auch bezüglich seiner Investments in Twitter und der Vorwürfe von möglichem Insider-Trading von ihm und seinem Bruder Kimbal Musk belastet. Auch die Mutmaßungen über einen möglichen Rückzug des Unternehmens von der Börse im Jahr 2018 oder die fehlerhafte Darstellung von Autopilotsystemen, brachten dem Unternehmen und seinem Chef wiederholt Negativschlagzeilen ein.

Wasserrisiko an Produktionsstandorten

Seit 2020 bringen Tesla-Aktionär:innen ihr Unbehagen über die fraghafte Unternehmenskultur auch über diverse Aktionärsanträge an den Hauptversammlungen zum Ausdruck. Bereits 2021 wurde ein Antrag eingebracht, der von Tesla mehr Transparenz bezüglich Diversität auf Managementebene forderte. Eine Mehrheit von 56% stimmte dem Antrag zu. Das Ziel des Antrags wäre gewesen, mehr Transparenz für die Richtlinien, die bei der Entscheidung zur Zusammensetzung des Managements angewendet werden, zu erreichen. Damit sollte sichergestellt werden, dass auch Minderheiten, die einen relevanten Teil der Belegschaft ausmachen, auf Managementebene vertreten sind. Zahlreiche Berichte und Studien würden darauf verweisen, dass diversifizierte Managementebenen zu höherem Shareholder Value, höheren Umsätzen, höheren Renditen, besseren Verhältnissen zu Angestellten etc., führten.

Dieses Jahr erreichte die Zahl der Anträge aus den Umwelt- und Sozialbereichen ein neues Maximum. Diese adressierten z.B. den zweifelhaften Einsatz verpflichtender Schiedsgerichte, die in Streitfällen öffentlichen Prozessen vorgezogen würden und das allgemeine Recht, Gewerkschaften zu bilden. Andere Themen waren zudem Lobbying-Aktivitäten des Unternehmens und deren Konformität mit den Pariser Klimazielen. Kinderarbeit in der Wertschöpfungskette der Batterieproduktion oder auch das Risiko bezüglich Wasserknappheit an den Tesla-Produktionsstätten waren weitere Aspekte.

Wasserknappheit ist nach Ergebnissen des globalen Risikoberichts 2022 ein Hauptauslöser für Migrationsbewegungen. Konflikte rund um Wasser sind als Grundlage für Leben und Gesundheit, wahrscheinlich. Auch die Automobilproduktion sieht den Einsatz von Wasser vor, etwa in der Lackiererei oder bei der Dichtigkeitsprüfung.

Unser Partner für Governance- und Abstimmungsforschung, ISS, empfahl, auf der diesjährigen Hauptversammlung für einen Aktionärsantrag zu stimmen. Tesla wurde darin aufgefordert, einen Bericht über das Wasserrisiko zu erstellen. Die Aktionär:innen würden von einer verstärkten Offenlegung darüber profitieren, wie das Unternehmen mit Wasserrisiken umgeht. Dem Antragsteller zufolge seien bei Tesla ein großer Teil der aktiven Produktionsstandorte in Regionen angesiedelt, die nach Darstellungen des Wasserrisikoatlas des „World Resources Institutes“ einem hohen bis sehr hohen Wasserstresslevel (bis 2030) ausgesetzt sind.

Dieser Umstand wurde bereits beim Tesla-Standort in Brandenburg zum Thema. Das Produktionslimit von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr konnte aufgrund von bereits ausgeschöpften Wasserressourcen in der Region nicht erhöht werden. Das Ziel von Tesla in diesem Zusammenhang ist es, den Wassereinsatz in der Produktion an allen Standorten zu minimieren. Damit wollen sie als Best Practice für den Sektor fungieren. Transparenz bezüglich der Datenlage rund um Wasserverbrauch sei, laut Meinung des Verfassers des Antrags, trotzdem essenziell. Es wäre für Tesla wünschenswert, anerkannte Berichtsformen noch besser zu berücksichtigen.

Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.

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