„Man soll nicht alle Eier in einen Korb legen“, lautet eine alte Börsenweisheit. Passend zu Ostern betrachten wir etwas genauer, was hinter diesem Sprichwort steckt.
Das Grundprinzip der Diversifikation – Nicht alle Eier in einen Korb zu legen – ist ohne Frage eines der wichtigsten Konzepte der Finanzwirtschaft. Bereits in den 50er Jahren gelang es Harry Markowitz diesen Diversifikationsgedanken durch ein mathematisches Modell zu erfassen und quantitative Lösungen zu präsentieren.
Das Gesamtrisiko nimmt mit der Zahl der Investments ab
Betrachten wir das Thema aus Sicht eines Aktionärs, so setzt sich das Risiko einer Aktie aus dem wertpapier-spezifischen Risiko und dem sogenannten Marktrisiko zusammen:
Dazu ein Beispiel: Nehmen wir an, ich besitze eine Aktie der voestalpine. Die unternehmens-spezifischen Risiken wären u.a. die Gewinnentwicklung der voestalpine, die Wettbewerbssituation in der Stahlbranche, die Stahlpreisentwicklung und die Nachfrage wichtiger Abnehmer wie der Automobilbranche. Das Marktrisiko betrifft alle Aktien. Das kann beispielsweise das Zinsänderungsrisiko sein, politische Risiken wie der Brexit, oder konjunkturelle Entwicklungen wie Boom- oder Rezessionsphasen.
Wer schon einmal in einzelne Aktien investiert hat, weiß dass einzelne Aktien wesentlich schwankungsfreudiger sind, als ein Vergleichsindex, wie z.B. der ATX-Index oder DAX-Index. Je mehr unterschiedliche Aktien Teil des persönlichen Depots sind, desto mehr gleicht sich die Schwankungsfreudigkeit meines Portfolios sich aus und nähert sich so dem Aktienindex an.
Das Risiko sinkt weil die einzelnen Aktien nicht zu 100% korrelieren
Ursache für die Risikoreduktion ist die sogenannte Korrelation. Je geringer die einzelnen Titel mit einander korrelieren, desto besser funktioniert die Diversifikation. Die voestalpine weist ein ganz anderes unternehmens-spezifisches Risiko auf, als die Österreichische Post. Die Risiken heben sich gegenseitig sogar teilweise auf. Je mehr Aktien von unterschiedlichen Unternehmen in das Portfolio aufgenommen werden, desto stärker wirkt dieser Diversifikations-Effekt. Am Ende bleibt bei ausreichender Diversifikation, also ausreichender Anzahl von Einzeltiteln, die Schwankung des gesamten Marktes übrig.
Der Diversifikationseffekt wird deutlich sichtbar, wenn man die Zahl der einzelnen Positionen einfach gleichgewichtet in ein Portfolio aufnimmt. Man nennt diese Vorgangsweise „naive Diversifikation“.
In der unten stehenden Grafik erkennt man diesen Effekt deutlich. Hält man nur eine Aktie liegt das Schwankungsrisiko beispielsweise bei 15% *). Nimmt man an, dass die Aktien untereinander nur zu 20% korrelieren (blaue Linie), reduziert sich das Schwankungsrisiko (Volatilität) mit der Anzahl der Titel im Portfolio deutlich. Bereits bei ca. 16 Titeln kann das Gesamtrisiko um die Hälfte reduziert werden. Fällt die Korrelation zwischen den Aktien höher aus, zum Beispiel zu 60%, erkennt man an der roten Linie, dass die Risikodiversifikation weniger stark ausfällt. In beiden Fällen reduziert sich die Volatilität mit zunehmender Titelanzahl nur mehr geringfügig und nähert sich dann dem Risiko an, das nicht mehr durch Diversifikation reduziert werden kann.
Eine weitere Reduktion ist nur mehr möglich, wenn andere Anlageklassen mit einer geringeren Korrelation in das Portfolio aufgenommen werden, was bei zum Beispiel bei Anleihen der Fall ist.
*) Es handelt sich um ein rein theoretisches Beispiel; das Risiko wird in dem Fall mit der Standardabweichung gerechnet; die Standardabweichung gibt die Schwankungsbreite einer Aktie in % an; mit einer Wahrscheinlichkeit von rd. 84% liegt die Entwicklung auf ein Jahr gesehen 15% über oder unter dem derzeitigen Wert;
Risikoreduktion bei mehreren Anlageklassen
Die Diversifikation bzw. Risikoreduktion funktioniert auch in einem großen Maßstab, z. B: gemischten Investmentfonds. Hierbei werden mehrere Anlageklassen miteinander kombiniert. Als besonders risikoreich gelten Aktien. In der unteren Grafik erkennt man anhand eines globalen Aktienindex, dass die Schwankungsfreudigkeit, gemessen an der Volatilität, am höchsten ist. Ganz deutlich ist der Ausschlag der Aktienkurse in der Finanzkrise 2008/2009 zu sehen. Mischt man in einem ersten Schritt zu den Aktien US-Hochzinsanleihen im Verhältnis 50% Aktien und 50% US-Hochzinsanleihen dazu, erkennt man schon eine deutliche Risikoreduktion. Sukzessive wird das Portfolio um weitere Anlageklassen erweitert, zuletzt mit Cash. Allein durch die Gleichgewichtung dieser Anlageklassen (naive Diversifikation) konnte man über diesen Zeitraum eine klare Risikoreduktion erreichen. Je geringer die Korrelation der jeweiligen Anlageklasse ausfällt, desto größer ist der Effekt der Risikodiversifikation. Die Korrelationen sind dabei nicht stabil, sondern können je nach Börsenphase steigen oder fallen. Zum Beispiel sind Aktien und Hochzinsanleihen in Crash-Phasen hoch korreliert, während sich Aktien und Staatsanleihen in Crash-Phasen oft gegenteilig entwickeln, also negativ korreliert sind.
Die Portfoliorendite ändert sich mit dem Portfoliorisiko
Die Diversifikation in mehrere Anlageklassen führt nicht nur zur Risikoreduktion, sondern wirkt sich auf die Wertentwicklung der verschiedenen Portfolios aus. In der unten angeführten Grafik erkennt man, wie sich die unterschiedlichen, gleichgewichteten Portfolios rückblickend auf rollierender Jahresbasis wertmäßig (Performance) entwickelt haben. Die Tiefstwerte wurden dabei mit einem reinen Aktienportfolio erreicht, den Höchstwert konnte man über den analyiserten Zeitraum (12/2003-03/2017) mit einem Portfolio aus Aktien und US-Hochzinsanleihen erzielen. Auffallend: Je mehr Anlageklassen enthalten sind, desto ruhiger verläuft die Zeitreihe und desto stabiler ist die Wertentwicklung des Portfolios.
In der Wertentwicklung werden keine Gebühren oder Steuern berücksichtigt; auch individuelle Konto- und Depotgebühren sind in der Darstellung nicht enthalten; die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.
Aktive Fondsmanager nutzen den Diversifikationseffekt bewusst aus
Fondsmanager nutzen bei der Zusammensetzung des Portfolios den Diversifikationseffekt bewusst aus. Die Gewichtung der einzelnen Positionen (z. B. Aktien oder Anlageklassen wie Aktien weltweit oder Euro-Staatsanleihen) erfolgt dabei unter Risikoaspekten und unter Ertragsaspekten. Die Ertragserwartungen und die Einschätzung der Risiken ändern sich im Laufe der Zeit. Dementsprechend ändert sich auch die Positionierung der einzelnen Anlageklassen in Fonds. Die Kunst des Fondsmanagements besteht darin, das gesamte Portfolio optimal auf Basis der aktuellen Einschätzung der Kapitalmärkte zusammenzusetzen. Dafür ist ein spezielles Know-How notwendig. Umgesetzt wird diese Technik zum Beispiel in den YOU INVEST Fonds.
Mehr Informationen zu unseren aktiv gemanagten, gemischten Investmentfonds:
Warnhinweise gemäß InvFG 2011