Erste Asset Management Investment Blog

Ein Monat ist noch kein Trend

Ein Monat ist noch kein Trend
(c) unsplash

Die Weltwirtschaft befindet sich in einer stagflationären Periode. Für das nächste Jahr ergeben sich drei Szenarien:

  1. Überraschend kräftiges Wirtschaftswachstum bei anhaltenden fallenden Inflationsraten (Disinflation). Die Zentralbanken können die Leitzinsen sogar senken.
  2. Niedriges Wirtschaftswachstum (Abschwung) bei nur moderat fallenden Inflationsraten. Die Zentralbankpolitiken bleiben restriktiv.
  3. Globale Rezession, wenn die Inflationsraten überraschend hoch bleiben. Die Zentralbanken heben die Leitzinsen stärker an, als zurzeit in den Märkten eingepreist ist.

Der zugrundeliegende Faktor ist die Inflation. Die Herausforderung ist damit, die Inflationsentwicklung richtig einzuschätzen. Das Problem ist jedoch, dass die Inflationsdynamik nicht hinreichend gut verstanden wird.

Schwaches volkswirtschaftliches Umfeld

Das volkswirtschaftliche Umfeld ist schwach. Die hohen Inflationsraten dämpfen die Kaufkraft und die restriktiven Geldpolitiken dämpfen mit einer Zeitverzögerung das Wirtschaftswachstum. Auch das Finanzumfeld wird zusehends restriktiv (höhere Kapitalkosten) und die Unsicherheit über eine weitere Liquiditätskrise wie im Vereinigten Königreich stellt eine große Unbekannte dar.

Zudem wird in Europa das BIP im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 aufgrund des Energiepreisschocks wahrscheinlich schrumpfen. Das Ausmaß ist jedoch weniger ausgeprägt als ursprünglich befürchtet. Erstens wegen der staatlichen Unterstützungen, zweitens wegen der stark gefallenen Großhandelspreise für Erdgas. In China wird die wirtschaftliche Aktivität von der Nulltoleranzpolitik gegenüber Covid-Neuinfektionen und dem Einbruch am Immobilienmarkt beeinträchtigt.

Inflationsrückgang in den USA

In der vergangenen Woche hat die Veröffentlichung der Konsumentenpreisinflation in den USA für den Monat Oktober einen Mini-Boom auf den Märkten ausgelöst. Die gesamte Inflationszahl stieg um 0,4% im Monatsabstand auf 7,7% im Jahresabstand an. Der Fokus der Marktteilnehmer lag auf der Kerninflation (Gesamtinflation exklusive Nahrungsmittel und Energie). Diese Messgröße stieg erstens im Monatsabstand weniger stark an als in den Monaten davor (0,3% nach 0,6% im September) und lag zweitens unter dem geschätzten Anstieg (0,5%).

Quelle: Refinitiv Datastream; Daten vom 15.11.2022
Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Die durch den unter den Schätzungen liegenden Inflationsanstieg ausgelöste positive Stimmung wurde durch zwei weitere schwache Unterkomponenten verstärkt. Erstens ist exklusive der Mieten die Kerninflation sogar um 0,1 Prozent im Monatsabstand gefallen. Zweitens sind auch die Güterpreise exklusive Nahrungsmittel und Energie gefallen (um 0,4% im Monatsabstand).

Weniger restriktive Zinspolitik

Der Inflationsanstieg im Oktober war nicht schwach, und ein Inflationsbericht, der unter den Erwartungen liegt, stellt noch keinen Trend dar. Die positive Marktreaktionen kann mit drei Punkten erklärt werden. Erstens hat die fallende Kerninflationsrate die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die US-amerikanische Zentralbank die Geschwindigkeit der Zinsanhebungen tatsächlich reduzieren wird. Nach vier Anhebungen in Folge um jeweils 0,75% Prozentpunkte ist für Dezember eine Leitzinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte auf 4,5% eingepreist. Zweitens hat der Inflationsbericht die Schätzung für den Endpunkt der Zinsanhebungen nach unten rutschten lassen. Am vergangenen Mittwoch war noch ein um knapp 1,25 Prozentpunkte höherer Leitzinssatz eingepreist. Diese Schätzung ist auf einen Prozentpunkt geschrumpft. Drittens hat das Ausmaß der eingepreisten Leitzinssenkungen nach dem Erreichen des Niveaus von 5% im Frühjahr 2023 zugenommen (auf 0,85 Prozentpunkte zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024).

Unsicherer Inflationsausblick

Das Einpreisen einer weniger restriktiven Zinspolitik ist positiv für Anleihen- und Aktienmärkte. Erstens weil die Diskontrate für die zukünftigen Cashflows (Kupons, Gewinne) sinkt und dadurch der Barwert,  also der geschätzte faire Wert einer Assetklasse, ansteigt. Zweitens, weil dadurch eine Rezession weniger wahrscheinlicher wird, was günstig für Unternehmensgewinne wäre.

Die Einschätzung der weiteren Inflationsentwicklung ist allerdings höchst unsicher. Auf der positiven Seite fallen Indikatoren für die zugrundeliegende Inflation seit Monaten. Jener von der New York Fed hat den Höhepunkt der Inflation bereits im vergangenen März mit 4,9% erreicht (Wert für Oktober: 4,2%). Auch beim Lohnwachstum gibt es Hinweise für zumindest eine leichte Entspannung. Der Indikator der Atlanta Fed ist von 6,7% im Jahresabstand im August auf 6,4% im Oktober gefallen. Andere Inflationsindikatoren, die auf die Inflationspersistenz blicken, sind allerdings hoch geblieben. Ebenfalls veröffentlicht die Atlanta Fed eine Maßzahl für die Sticky Inflation. Diese ist im Oktober mit 6,5% im Jahresabstand unverändert hoch geblieben.

Enttäuschungen auf der Kreditseite

Auf der wirtschaftsnegativen Seite stechen in der vergangenen Woche vor allem zwei Berichte hervor. Erstens zeigte in den USA eine Untersuchung der Zentralbank über die Kreditvergaberichtlinien (Senior Officer Opinion Survey) eine weitere Verschärfung. Interpretation: Solange die Fed-Politik restriktiv bleibt, bleiben die Rezessionsrisiken (für die USA) erhöht. Zweitens stieg in China das gesamte Kreditvolumen (Total Social Financing) im Oktober weniger stark an als erwartet (908 Milliarden Yuan vs. 1600 Milliarden Yuan). Zudem fielen in China die Güterexporte im Oktober um rund 2% im Monatsabstand. In China war das einzig Positive die Hinweise für eine Lockerung der Nulltoleranzpolitik gegenüber Neuinfektionen.

Vorsicht

Der geringer als erwartete Inflationsanstieg in den USA, die gefallenen Erdgaspreise in Europa und die Hinweise für eine Lockerung der Nulltoleranzpolitik in China stellen positive Entwicklungen dar. Die Fed-Politik wird allerdings nur weniger restriktiv, das BIP-in Europa wird (wahrscheinlich) dennoch schrumpfen und in China stellt der Einbruch am Immobilienmarkt einen starken Gegenwind dar. Ein günstiger Inflationsbericht ist noch kein Trend. Auf eine anhaltende rückläufige Inflation zu setzen, wäre mutig.

Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

REAGIEREN SIE AUF DEN ARTIKEL

WICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung. Sofern nicht anders angegeben, Datenquelle Erste Asset Management GmbH. Die Kommunikationssprache der Vertriebsstellen ist Deutsch und jene der Verwaltungsgesellschaft zusätzlich auch Englisch.

Der Prospekt für OGAW-Fonds (sowie dessen allfällige Änderungen) wird entsprechend den Bestimmungen des InvFG 2011 idgF erstellt und veröffentlicht. Für die von der Erste Asset Management GmbH verwalteten Alternative Investment Fonds (AIF) werden entsprechend den Bestimmungen des AIFMG iVm InvFG 2011 „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ erstellt.

Der Prospekt, die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ sowie das Basisinformationsblatt sind in der jeweils aktuell gültigen Fassung auf der Homepage www.erste-am.com jeweils in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar und stehen dem/der interessierten Anleger:in kostenlos am Sitz der jeweiligen Verwaltungsgesellschaft sowie am Sitz der jeweiligen Depotbank zur Verfügung. Das genaue Datum der jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts, die Sprachen, in denen das Basisinformationsblatt erhältlich ist, sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente, sind auf der Homepage www.erste-am.com ersichtlich. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage www.erste-am.com/investor-rights abrufbar sowie bei der Verwaltungsgesellschaft erhältlich.

Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb von Anteilscheinen im Ausland getroffen hat, unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wieder aufzuheben.

Hinweis: Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das schwer zu verstehen sein kann. Bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, empfehlen wir Ihnen, die erwähnten Fondsdokumente zu lesen. Diese Unterlagen erhalten Sie zusätzlich zu den oben angeführten Stellen kostenlos am jeweiligen Sitz der vermittelnden Sparkasse und der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG. Sie können die Unterlagen auch elektronisch abrufen unter www.erste-am.com.

Wichtig: Die im Basisinformationsblatt angeführten Performance-Szenarien beruhen auf einer Berechnungsmethodik, die in einer EU-Verordnung vorgegeben ist. Die künftige Marktentwicklung lässt sich nicht genau vorhersagen. Die dargestellten Performance-Szenarien zeigen nur mögliche Erträge auf, basieren dabei aber auf den Erträgen in der jüngeren Vergangenheit. Die tatsächlichen Erträge könnten niedriger ausfallen als angegeben.

Unsere Analysen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Merkmale unserer Anleger:innen hinsichtlich des Ertrags, der steuerlicher Situation, Erfahrungen und Kenntnisse, des Anlageziels, der finanziellen Verhältnisse, der Verlustfähigkeit oder Risikotoleranz.

Bitte beachten Sie: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Eine Veranlagung in Wertpapieren birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Der Wert von Anteilen und deren Ertrag können sowohl steigen als auch fallen. Auch Wechselkursänderungen können den Wert einer Anlage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile weniger als den ursprünglich angelegten Betrag zurückerhalten. Personen, die am Erwerb von Investmentfondsanteilen interessiert sind, sollten vor einer etwaigen Investition den/die aktuelle(n) Prospekt(e) bzw. die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“, insbesondere die darin enthaltenen Risikohinweise, lesen. Ist die Fondswährung eine andere Währung als die Heimatwährung des/der Anleger:in, so können Änderungen des entsprechenden Wechselkurses den Wert der Anlage sowie die Höhe der im Fonds anfallenden Kosten - umgerechnet in die Heimatwährung - positiv oder negativ beeinflussen.

Wir dürfen dieses Finanzprodukt weder direkt noch indirekt natürlichen bzw. juristischen Personen anbieten, verkaufen, weiterverkaufen oder liefern, die ihren Wohnsitz bzw. Unternehmenssitz in einem Land haben, in dem dies gesetzlich verboten ist. Wir dürfen in diesem Fall auch keine Produktinformationen anbieten.

Zu den Beschränkungen des Vertriebs des Fonds an amerikanische oder russische Staatsbürger entnehmen Sie die entsprechenden Hinweise dem Prospekt bzw. den „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“.

In dieser Mitteilung wird ausdrücklich keine Anlageempfehlung erteilt, sondern lediglich die aktuelle Marktmeinung wiedergegeben. Diese Mitteilung ersetzt somit keine Anlageberatung und berücksichtigt weder die Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen, noch unterliegt sie dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Die Unterlage stellt keine Vertriebsaktivität der Verwaltungsgesellschaft dar und darf somit nicht als Angebot zum Erwerb oder Verkauf von Finanz- oder Anlageinstrumenten verstanden werden.

Die Erste Asset Management GmbH ist mit den vermittelnden Sparkassen und der Erste Bank verbunden.

Beachten Sie auch die „Informationen über uns und unsere Wertpapierdienstleistungen“ Ihres Bankinstituts.

Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.

Beitrag teilen:
Die mobile Version verlassen