Was ist in den letzten Tagen geschehen?
Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland halten die globalen Märkte weiterhin in Atem. Die diplomatischen Bemühungen des Westens, den Waffenstillstand im Donbass zu stärken und die Gespräche fortzusetzen, um eine Eskalation der Krise zu verhindern, stießen bei Russland auf Widerstand. Stattdessen erklärte Präsident Putin nach einer Sitzung des russischen Sicherheitsrats, dass er die Separatistengebiete in der Ostukraine offiziell anerkennen werde. Zur weiteren Eskalation der Situation trug die Anweisung an das Verteidigungsministerium bei, „Friedenstruppen“ (wie Präsident Putin sie nannte, Anmerkung) in die abtrünnigen Gebiete zu entsenden.
Die europäischen Aktienmärkte erlitten durch diese Entwicklungen am Montag deutliche Verluste von -2,2% (EuroStoxx 50). Der Ölpreis stieg deutlich an und auch Gold als sicherer Hafen war nachgefragt. Die asiatische Handelssitzung brachte am Dienstag merklich Verluste und Terminkontrakte auf US-Börsen deuten nach dem Feiertag am Montag in den USA auf eine niedrigere Eröffnung hin.
Abseits der Ukraine Krise entwickeln sich die letzten Wirtschaftsdaten positiv. In Europa wurden gestern die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht, die vor allem durch den Dienstleistungssektor deutlich über den Erwartungen lagen.
Bloß Verhandlungstaktik?
Trotz des heutigen Schrittes der russischen Regierung liegen die Eskalationsschritte bisher unterhalb der Schwelle eines offenen Konflikts und können als Teil einer Verhandlungstaktik mit hohem Druck angesehen werden. Die westlichen Staats- und Regierungschefs drohten mit einer scharfen Reaktion auf eine Anerkennung der separatistischen Republiken und werden wahrscheinlich Sanktionen und andere Maßnahmen gegen Russland verhängen.
Am Dienstag wird der Fokus auf die Auswirkungen der Anerkennung der beiden Gebiete liegen, und zwar in Bezug auf die militärische Hilfe Russlands für die separatistischen Republiken und die Strafmaßnahmen des Westens.
Mögliche Szenarien aus Sicht der Erste Asset Management
Derzeit gibt es aus unserer Sicht zwei große Szenarien:
- Durch die neue Situation ergibt sich eine fragile Pattstellung, die gekennzeichnet ist durch erste „verhältnismäßige“ Sanktionen des Westens gegen Russland, um die Abschreckung durch härtere Sanktionsmaßnahmen weiter aufrechthalten zu können. In diesem Szenario würde die Tür für diplomatische Bemühungen zumindest offen bleiben. Dadurch könnte der Schaden für die globale Wirtschaft verringert werden.
- Die Anerkennung könnte ein Sprungbrett für eine größer angelegte Invasion russischer Streitkräfte in der Ukraine sein, vor der die westlichen Staats- und Regierungschefs (allen voran Joe Biden und Boris Johnson) in den letzten Wochen gewarnt haben. Dies könnte zu harten Sanktionen gegen Russland führen und stärkere Auswirkungen für die globale Wirtschaft bedeuten.
In beiden Fällen gehen wir davon aus, dass sich die hohe Volatilität an den Märkten fortsetzen wird. Weiters ist es möglich, dass die restriktiveren Maßnahmen, die in den letzten Wochen und Monaten von den Zentralbanken angekündigt wurden, zumindest zum Teil zeitlich nach hinten verschoben werden.
In unseren Fonds und Portfolien halten wir vorerst an den Positionierungen fest, die wir in den letzten Wochen kommuniziert haben.
FAZIT:
Der Russland-Ukraine Konflikt hält die Märkte in Atem. Von fortgesetzten diplomatischen Bemühungen, um die Eskalation einzubremsen, bis zu härteren Sanktionen im Falle einer größeren Invasion ist alles möglich. Die Volatilität an den Finanzmärkten wird hoch bleiben.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.