Jedes Unternehmen verursacht CO2-Emissionen, ganz gleich, wie nachhaltig und sparsam es wirtschaftet. Erste AM hat als eines der ersten Unternehmen im Finanzsektor mit der BOKU Wien (Universität für Bodenkultur) Anfang 2020 die umfassende Berechnung der betrieblichen Treibhausgasemissionen nach internationalen Standards vorgenommen.
Im Interview erklärt Dominik Schmitz, Senior Scientist Nachhaltigkeit in der BOKU Wien alles über Klimaneutralität.
Warum sollte man als Unternehmen oder auch als Privater den CO2-Ausstoß kompensieren?
Hierbei ist es notwendig zwischen zwei „Beweggründen“ der Kompensation von CO2-Ausstoß zu unterscheiden:
Einerseits gibt es den verpflichtenden CO2 Markt für die 240 größten CO2 Emittenten der österreichischen Industrie. Diese Firmen müssen nach Vorgaben der EU und des österreichischem Rechts ihre CO2 Mengen messen, reduzieren, berichterstatten und wenn nötig über Käufe von CO2 Zertifikaten an z.b. der EEX Strombörse kompensieren. Andererseits gibt es einen sogenannten freiwilligen Markt, auf dem klimafreundliche Unternehmen oder auch Privatpersonen ihre CO2 Mengen kompensieren können.
Wichtig ist aber, dass zunächst alle machbaren Klimaschutzmaßnahmen im Unternehmen, bzw. im Haushalt getätigt werden und nur die nicht reduzierbaren CO2 Mengen kompensiert werden sollten. Um das Pariser Klimaziel zu erreichen sprechen wir davon 80-90% der Emissionen zu reduzieren und nur der Rest zu kompensieren.
Und das gilt für Unternehmen als auch für Privatpersonen, d.h. ein kleineres Auto (oder es ganz abschaffen) und weniger Flugreisen bringen uns schon mal auf einen sinnvollen Reduktionspfad….
Wie wird der CO2-Ausstoß eines Unternehmens berechnet?
Der Ausstoß von CO2 wird meist in Tonnen CO2 Äquivalenten (CO2e) berechnet. Dies bedeutet, dass auch andere Treibhausgase in die Rechnung integriert werde, jedoch wird deren Einfluss auf das Klima in CO2-Äquivalente umgerechnet.
Innerhalb von Unternehmen werden CO2-Emissionen in drei Kategorien unterteilt: Scope 1 sind die Emissionen, für die das untersuchte Unternehmen direkt beim Unternehmen entstehen, z.B. verbrannte fossile Energiemengen einer eigenen Feuerungsanlage oder auch Benzin der Dienstwagen.
Bei Scope 2 Emissionen handelt es sich um die Emissionen die indirekt durch den Betrieb des Unternehmen entstehen (Energie). Die mit Abstand am schwierigsten zu ermittelnden Emissionen sind die sogenannten Socpe 3 Emissionen, welche sich durch Vorketten und die Nutzung der veräußerten Produkte der Unternehmen ergeben.
Welche Möglichkeiten gibt es CO2 zu kompensieren?
Üblicherweise werden die unternehmensinternen Emissionen im freiwilligen Markt durch Ausgleichskäufe bei internationalen Klimaschutzprojekten kompensiert. Das sind meist Projekte, die den Ausstoß von klimarelevanten Gasen vermeiden, beispielsweise Methanvermeidungsanlagen oder Windkraftanlagen.
Es kann sich auch um Senkenprojekte z.B. Aufforstung handeln, die der Atmosphäre Treibhausgase dauerhaft entziehen und in Kohlenstoffsenken speichern. In Österreich bietet z.B. die BOKU unter co2.boku.ac.at eigene CO2 Kompensationsprojekte in Afrika, Südamerika und Asien an.
Wovon hängt der Preis für CO2-Zertifikate ab?
Der Preis einer Tonne CO2 im verpflichetenden EU Handelssystem hängt von Angebot und Nachfrage ab und wird z.b. an der EEX Stromhandelsbörse in Leipzig gehandelt.
Der Preis pro Tonne reduziertem CO2 im freiwilligen Markt sollte sich nach den Projektentwicklungskosten und der CO2 Einsparung des jeweiligen Klimaschutzprojektes bestimmen. Dividiert man diese Kosten durch die CO2 Einsparung bekommt man einen Preis in € pro reduzierter Tonne CO2.
So handbahen wir es jedenfalls bei den CO2 Kompensationprojekten der BOKU. Dabei macht es natürlich auch einen Unterschied mit welcher Methode/Technologie CO2 eingespart wurde, denn die unterschiedlichen Technologien sind nicht alle gleich CO2-effizient. So kann es zwischen den Projekten zu beträchtlichen Preisunterscheiden je CO2-Tonne kommen.
Bei anderen Anbietern von CO2 Zertifikaten auf dem freiwilligen Markt sind jedoch oft die Projektentwickler nicht die Verkäufer/Händler des CO2 und so entstehen oft große Aufschläge beim Weiterverkaufen des CO2.
Macht es Sinn als Anleger in CO2 Zertifikate zu investieren?
Als Privatperson kann man in CO2 Zertifikate nicht im klassischen Sinne investieren, d.h. kaufen und weiterverkaufen. Man kann aber seinen persönlichen CO2 Ausstoß kompensieren. Im Durchschnitt sind das pro ÖsterreicherIn und Jahr 8-10 Tonnen. Den genauen CO2 Ausstoß kann man z.b. unter dem www.co2-rechner.at ermitteln.
Wenn es um ein wirklichen Investment geht macht es Sinn sich grüne Fonds und andere nachhaltige Anlageprodukte anzusehen und dort zu investieren.
Wie hat sich der Markt für CO2 Zertifikate während der Corona-Krise verhalten? Was erwarten Sie für die Zukunft?
Wir gehen von einem unveränderten CO2 Markt aus. Die Preisschwankungen für CO2-Zertifikate an der Strombörse sind ausgeblieben, oder haben sich zu einem marktüblichen Satz verändert. Dies rührt daher, dass die produzierende Wirtschaft nur wenig eingebrochen ist und die Wichtigkeit des Klimaschutzes auch in Krisenzeiten vorhanden ist.
Zusätzlich fordern immer mehr NGOs und die Zivilgesellschaft einen politischen Wandel zu einem Ausbau des EU Green Deal. Diese Strömungen und eine eventuelle Verabschiedung des Art. 6 bei der nächsten UN Klimakonferenz in Glasgow werden die Nachfrage weiter ankurbeln.
Info:
Erste AM unterstützt – auch aufgrund seiner Verpflichtung als größter nachhaltiger Fondsmanager in Österreich – mit Hilfe seines Partner BOKU zwei internationale Projekte. Ein Projekt in Äthiopien zur Aufforstung und Regeneration lokaler Wälder in Nord Gondar.
Mit diesem Aufforstungsprojekt sollen über 30 Jahre etwa 11.194 Tonnen CO2 kompensiert werden. Ein weiteres Projekt betrifft den Waldschutz im kolumbianischen Regenwald (REDD+ Projekt). Ziel ist der Schutz eines 600ha Kerngebiets und 7.000ha angrenzender Flächen vor Abholzung.
Über uns:
Mit einem nachhaltig veranlagten Volumen von 14,1 Milliarden Euro (per 31.08.2020), in insgesamt über 50 nachhaltigen Publikumsfonds und mehreren Spezialfonds ist die Erste AM Pionier und Marktführer in Österreich im Nachhaltigkeitsbereich. Zudem nimmt die Erste AM eine Pionierrolle im Bereich Ethik und Nachhaltigkeit ein: Bereits im Jahr 2001 startete die Erste AM den ersten Umweltaktienfonds, der seit 2006 in Kooperation mit dem WWF Österreich gemanagt wird.
Mehr Infos unter: www.nachhaltiginvestieren.at
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.