Erste Asset Management Investment Blog

Italien nach den Parlamentswahlen – ein Weg mit Hindernissen

Italien nach den Parlamentswahlen – ein Weg mit Hindernissen
Italien nach den Parlamentswahlen – ein Weg mit Hindernissen
(c) ANDREAS SOLARO / AFP / picturedesk.com
Beitrag teilen:

Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft in der Europäischen Union, hat gewählt. Damit neigt sich die Amtszeit der „Allparteienregierung“ von Ministerpräsident Mario Draghi, der die Amtsgeschäfte trotz des Rücktritts im Juli interimsmäßig weiterführt, dem Ende zu. Welche Auswirkungen das für das Land und die Zusammenarbeit in der Europäischen Union mit sich bringen wird, bleibt abzuwarten.

Das Wahlergebnis

Im Zuge der am letzten Sonntag durchgeführten Parlamentswahlen wurden die zukünftigen Vertreter:innen der beiden politischen Kammern (Senat, Abgeordnetenkammer) neu gewählt (erstmals seit der Wahlrechtsreform von 2020 nun verkleinert mit 200 bzw. 400 Sitzen). Der große Wahlsieger ist die Partei „Fratelli d’Italia“ um Spitzenkandidatin Giorgia Meloni. Sie erreichte ca. 26% der Stimmen und wurde damit die stimmenstärkste Partei. Das in Wahlumfragen favorisierte Mitte-Rechts Bündnis, bestehend aus den 3 Parteien „Fratelli d’Italia, „Lega“ und „Forza Italia“, konnte in beiden Kammern mit etwa 43% der Stimmen die absolute Mehrheit erringen. Giorgia Meloni steht vor der Wahl zur ersten Ministerpräsidentin Italiens. Eine 2/3-Mehrheit wurde jedoch nicht erreicht. Sie hätte mögliche künftige Verfassungsänderungen in einer potenziellen Regierung erleichtert.

Das Mitte-Rechts Bündnis

Die Partei von Giorgia Meloni („Fratelli d’Italia“) war im Unterschied zu den beiden anderen Parteien des Bündnisses nicht in der Allparteienregierung unter Mario Draghi vertreten und hat bei dieser Wahl bei den Protestwähler:innen gepunktet. Als Oppositionsführerin schaffte sie in den vergangenen Jahren den politischen Aufstieg mit Themen wie Freiheit, Nationalstolz, Selbstbestimmungsrecht Italiens und EU-Kritik sowie der Vertretung konservativer Werte und einer strengeren Migrations- und Asylpolitik.  

Matteo Salvini („Lega“) positionierte sich als ehemaliger Innenminister vor allem als Verfechter von Sicherheits- und Migrationspolitik sowie konservativen Werten. Der Zusammenhalt in der Partei ist jedoch unter der Führung von Salvini weiter geschwächt worden. Vor allem im Norden Italiens stoßen die teils radikalen Ansichten auf mäßigen Erfolg. Der Politikveteran Silvio Berlusconi („Forza Italia“) versprach vor allem Steuererleichterungen, eine Flat-Tax im Bereich der Einkommensteuer sowie Pensionserhöhungen.  

Wie sich das Kräfteverhältnis innerhalb des Bündnisses entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Während die „Lega“ bei den letzten Parlamentswahlen 2018 noch die stärkste der 3 Parteien des Bündnisses war, liegt sie nach einem Stimmenverlust von -8,5% nur mehr bei knapp 9% der Stimmen. Somit landete die Partei nur geringfügig vor dem dritten Bündnispartner „Forza Italia“, der ebenfalls herbe Verluste hinnehmen musste.  

Ausblick: Budgetärer Spielraum beschränkt

In den kommenden Wochen und Monaten stehen in Italien wichtige Entscheidungen an. Sollten sich die Parteien auf eine gemeinsame Regierung einigen, wird es u.a. auf die folgenden Themenschwerpunkte sowie deren Priorisierung in einer neuen Regierung ankommen:

  • Budgetverhandlungen
  • Migrations- und Asylpolitik
  • Familienpolitik
  • Minderheitenrechte
  • Europa-Skepsis

Die Budgetverhandlungen finden in Italien traditionsgemäß im Herbst statt, um am Jahresende ein Budget verabschieden zu können. Abhängig von der Dauer der Regierungsbildung ist das vorhandene Zeitfenster sehr überschaubar. Hinzu kommt, dass konkrete Vorschläge für Unterstützungsmaßnahmen von Bevölkerung und Unternehmen, Steuererleichterungen und Wirtschaftspolitik erst verhandelt bzw. konkretisiert werden müssen. Der budgetäre Spielraum dürfte aufgrund der im EU-Vergleich sehr hohen Staatsverschuldung begrenzt sein.

Bruttoschuldenstand in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Quelle: Eurostat (Datenreihe TEINA225)
Hinweis: „Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die Zukunft zu.“

Zu potenziellen Spannungen zwischen der neuen Regierung und der EU könnte es in der Frage der Migrations- und Flüchtlingspolitik kommen: Die italienische Seite könnte sie verschärfen und konkrete Verhandlungsergebnisse bzw. Zusagen von der EU einfordern. Unter Mario Draghi wurden Konditionen für die knapp 200 Milliarden Euro Auszahlungen aus dem Next Generation EU Fonds bis 2026 vereinbart. Davon sind ca. 2/3 in Form von Krediten und 1/3 in Form von Zuschüssen. Die Kernbereiche dieses Fonds sind folgende: Ökologisierung (37%), Digitalisierung (25%) sowie Bildung und Gesundheitswesen. Giorgia Meloni möchte diese mit der EU zumindest teilweise neu verhandeln. Dem Konfliktpotential angepasst wurde im Wahlkampf damit begonnen, viele Aussagen gegenüber der EU diesbezüglich bewusst diplomatisch zu formulieren.

Quelle: Bloomberg, Daten per 27.09.2022
Hinweis: „Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investments zu.“

Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gegenüber Anleihen der Bundesrepublik Deutschland haben sich im Jahresverlauf ausgeweitet. Sie liegen für eine Restlaufzeit von 10 Jahren aktuell bei 2,5%. Staatsanleihen aus Italien mit einer Restlaufzeit von 5 Jahren rentieren mit einem Risikoaufschlag von 2% derzeit bei knapp über 4% (Quelle: Bloomberg, 27.9.2022).

Fazit

Eine neue italienische Regierung steht vor großen Herausforderungen. Auch wenn die Spannungen unter einer Regierung des Mitte-Rechts Bündnisses mit der EU in vielen Gesichtspunkten mittelfristig zunehmen dürften, so könnten die kurzfristigen Vorteile für beide Seiten überwiegen. Reinvestitionen aus den Anleihekaufprogrammen, das Transmission Protection Instrument (TPI) der EZB sowie Zahlungen aus dem Next Generation EU Fonds wären sinnvolle Unterstützungsmaßnahmen für die italienische Wirtschaft und könnten in den kommenden Jahren maßgeblich dazu beitragen, die Staatsverschuldung sowie die Finanzierung einer ansteigenden Zinslast in einem nachhaltigen Ausmaß zu beschränken. Es bleibt also abzuwarten, welche Taten auf die teils kalmierende Wortwahl von Giorgia Meloni im Wahlkampf folgen werden und in welchem Ausmaß Italien bereit ist, Konflikte mit der Europäischen Union zu riskieren bzw. eskalieren zu lassen.

Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

REAGIEREN SIE AUF DEN ARTIKEL

WICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung. Sofern nicht anders angegeben, Datenquelle Erste Asset Management GmbH. Die Kommunikationssprache der Vertriebsstellen ist Deutsch und jene der Verwaltungsgesellschaft zusätzlich auch Englisch.

Der Prospekt für OGAW-Fonds (sowie dessen allfällige Änderungen) wird entsprechend den Bestimmungen des InvFG 2011 idgF erstellt und veröffentlicht. Für die von der Erste Asset Management GmbH verwalteten Alternative Investment Fonds (AIF) werden entsprechend den Bestimmungen des AIFMG iVm InvFG 2011 „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ erstellt.

Der Prospekt, die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ sowie das Basisinformationsblatt sind in der jeweils aktuell gültigen Fassung auf der Homepage www.erste-am.com jeweils in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar und stehen dem/der interessierten Anleger:in kostenlos am Sitz der jeweiligen Verwaltungsgesellschaft sowie am Sitz der jeweiligen Depotbank zur Verfügung. Das genaue Datum der jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts, die Sprachen, in denen das Basisinformationsblatt erhältlich ist, sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente, sind auf der Homepage www.erste-am.com ersichtlich. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage www.erste-am.com/investor-rights abrufbar sowie bei der Verwaltungsgesellschaft erhältlich.

Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb von Anteilscheinen im Ausland getroffen hat, unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wieder aufzuheben.

Hinweis: Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das schwer zu verstehen sein kann. Bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, empfehlen wir Ihnen, die erwähnten Fondsdokumente zu lesen. Diese Unterlagen erhalten Sie zusätzlich zu den oben angeführten Stellen kostenlos am jeweiligen Sitz der vermittelnden Sparkasse und der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG. Sie können die Unterlagen auch elektronisch abrufen unter www.erste-am.com.

Wichtig: Die im Basisinformationsblatt angeführten Performance-Szenarien beruhen auf einer Berechnungsmethodik, die in einer EU-Verordnung vorgegeben ist. Die künftige Marktentwicklung lässt sich nicht genau vorhersagen. Die dargestellten Performance-Szenarien zeigen nur mögliche Erträge auf, basieren dabei aber auf den Erträgen in der jüngeren Vergangenheit. Die tatsächlichen Erträge könnten niedriger ausfallen als angegeben.

Unsere Analysen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Merkmale unserer Anleger:innen hinsichtlich des Ertrags, der steuerlicher Situation, Erfahrungen und Kenntnisse, des Anlageziels, der finanziellen Verhältnisse, der Verlustfähigkeit oder Risikotoleranz.

Bitte beachten Sie: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Eine Veranlagung in Wertpapieren birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Der Wert von Anteilen und deren Ertrag können sowohl steigen als auch fallen. Auch Wechselkursänderungen können den Wert einer Anlage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile weniger als den ursprünglich angelegten Betrag zurückerhalten. Personen, die am Erwerb von Investmentfondsanteilen interessiert sind, sollten vor einer etwaigen Investition den/die aktuelle(n) Prospekt(e) bzw. die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“, insbesondere die darin enthaltenen Risikohinweise, lesen. Ist die Fondswährung eine andere Währung als die Heimatwährung des/der Anleger:in, so können Änderungen des entsprechenden Wechselkurses den Wert der Anlage sowie die Höhe der im Fonds anfallenden Kosten - umgerechnet in die Heimatwährung - positiv oder negativ beeinflussen.

Wir dürfen dieses Finanzprodukt weder direkt noch indirekt natürlichen bzw. juristischen Personen anbieten, verkaufen, weiterverkaufen oder liefern, die ihren Wohnsitz bzw. Unternehmenssitz in einem Land haben, in dem dies gesetzlich verboten ist. Wir dürfen in diesem Fall auch keine Produktinformationen anbieten.

Zu den Beschränkungen des Vertriebs des Fonds an amerikanische oder russische Staatsbürger entnehmen Sie die entsprechenden Hinweise dem Prospekt bzw. den „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“.

In dieser Mitteilung wird ausdrücklich keine Anlageempfehlung erteilt, sondern lediglich die aktuelle Marktmeinung wiedergegeben. Diese Mitteilung ersetzt somit keine Anlageberatung und berücksichtigt weder die Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen, noch unterliegt sie dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Die Unterlage stellt keine Vertriebsaktivität der Verwaltungsgesellschaft dar und darf somit nicht als Angebot zum Erwerb oder Verkauf von Finanz- oder Anlageinstrumenten verstanden werden.

Die Erste Asset Management GmbH ist mit den vermittelnden Sparkassen und der Erste Bank verbunden.

Beachten Sie auch die „Informationen über uns und unsere Wertpapierdienstleistungen“ Ihres Bankinstituts.

Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.