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Kroatien tritt der Eurozone bei – Abschied von der Kuna

Kroatien tritt der Eurozone bei – Abschied von der Kuna
Kroatien tritt der Eurozone bei – Abschied von der Kuna
(c) unsplash
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Irgendwann Anfang Februar dieses Jahres sagte mir meine 9-jährige Tochter aus heiterem Himmel, nachdem ich sie von der Schule abgeholt hatte, dass sie das Jahr 2023 kaum erwarten könne. Ich war schockiert, als ich das hörte, zumal sie ihr Leben selten mehr als zwei Arbeitstage im Voraus plant. Sie erklärte mir, dass sie die Einführung des Euro nicht abwarten könne – ein weiterer Schock, denn ich hätte nicht gedacht, dass unser Gespräch in diese Richtung gehen würde. Ihrer Meinung nach ist es höchst unfair, dass kroatische Kinder die einzigen in Europa sind, die in einer Währung umrechnen und denken müssen, während sie bald in einer anderen Währung bezahlen würden.

Andererseits ist mein 11-jähriger Sohn sehr skeptisch, was die technischen Aspekte der Umrechnung angeht. Er hat sich etwas widerwillig bereit erklärt, uns seine gesamten auf Kuna lautenden Ersparnisse zu geben, damit wir sie auf unser Bankkonto überweisen und so die Umrechnung erleichtern. Allerdings will er dies um Mitternacht in der Silvesternacht tun und keine Minute früher – er könne uns so viel Geld nicht anvertrauen…

Der lange Weg zum Euro

Ja, Leute, wir befinden uns wirklich in der Endphase eines riesigen Projekts, das 2012 mit einem Referendum über den EU-Beitritt begann. Eine künstlich niedrige Wahlbeteiligung von nur 44% (damals gab es mehr registrierte Wähler:innen als tatsächliche Bürger:innen) brachte uns beschämenderweise auf den letzten Platz der Liste der Beitrittsreferenden in den CEE-Ländern. Dennoch ergab das Referendum ein positives Votum mit einer Mehrheit von 66%. Das bedeutete, dass wir damit beginnen konnten, unsere Finanzen in Ordnung zu bringen und unseren Weg in die Eurozone einzuschlagen. Im Jahr 2014 gelang es uns, die Konvergenzkriterien in Bezug auf Inflation, Preisstabilität und langfristige Zinssätze zu erfüllen. Wir blieben bis 2017 im Verfahren bei einem übermäßigen Defizit, nachdem wir unser Haushaltsdefizit eingedämmt und gezeigt hatten, dass unsere Staatsverschuldung stetig zurückgeht.

Der Beitrittsprozess zur Eurozone wurde 2018 offiziell eingeleitet, als die Regierung die „Strategie für die Einführung des Euro als offizielle Währung in der Republik Kroatien“ verabschiedete und der erste Meilenstein wurde im Juli 2020 erreicht, als Kroatien erfolgreich einen Antrag auf Beitritt zum WKM II stellte und dem Mechanismus beitrat. Die zweijährige Laufzeit lief in diesem Sommer ab und Kroatien musste beweisen, dass es die sogenannten Maastricht-Kriterien immer noch erfüllt, um der Eurozone bereits im Januar 2023 beitreten zu können – das war das Arbeitsdatum vieler Beamt:innen und, wie wir gesehen haben, auch ein Arbeitsdatum für das Schulsystem!

Inflation als letzte Hürde

Da das Defizitkriterium wegen der Ausgaben im Zusammenhang mit der Pandemie ausgesetzt wurde, war das einzige potenzielle Problem, das hinter der Ecke lauerte, die Inflation. Das Ziel war es, innerhalb der 1,5%-Marge der drei Mitgliedstaaten zu bleiben, die die beste Preisstabilität aufweisen. Technisch gesehen wäre dies kein Problem gewesen, wenn die Inflation ein einheitliches Phänomen wäre – was sie aber nie ist. In einigen Mitgliedstaaten scheint die Inflation strukturell niedriger zu sein als in anderen, wodurch die Referenzinflationsrate sinkt. Das wäre auch kein Problem, wenn ein Aufschlag von 1,5% heute relativ vergleichbar wäre mit dem, was er früher war – was er meiner Meinung nach nicht ist. Vor zwei Jahren wäre es im deflationären Europa leichter gewesen, unter der 1,5%-Schwelle zu bleiben, als jetzt, wo angebotsseitige Schocks und die Auswirkungen des Krieges die Lebensmittel- und Energiepreise in die Höhe treiben. Vorausgesetzt, ich habe richtig gerechnet, hat Kroatien technisch gesehen das Inflationskästchen nicht angekreuzt.

Glücklicherweise erlaubt es die Europäische Kommission, die Mitgliedstaaten, die in Bezug auf die Preisstabilität am besten abschneiden, als Ausreißer zu bezeichnen und sie aus den Berechnungen der Referenzsätze herauszunehmen. Das wurde auch getan, wofür wir der EZB dankbar sind. Am 12. Juli wurde Kroatien offiziell als 20. Mitglied der Eurozone aufgenommen, wobei das Beitrittsdatum auf den 1. Januar 2023 und der Leitkurs auf 7,5345 festgelegt wurde.

Klares „Ja“ zum Euro

Was die öffentliche Meinung anbelangt, so haben sich die Kroat:innen klar geäußert. Der letzte Versuch eines Coups einiger rechter Parteien im vergangenen Jahr ist gescheitert, obwohl sie sich verschiedenster Techniken, wie der Sammlung von Unterschriften vor Kirchen nach der Sonntagsmesse, bedienten. Sie spielten die Karte der Währungssouveränität aus, als ob der Verlust dieser Souveränität für unsere Gesellschaft von Nachteil wäre. Währungssouveränität scheint ein gutes Schlagwort zu sein, um patriotische Gefühle zu wecken, und es funktioniert besonders gut, wenn man keine Ahnung hat, wofür es wirklich steht. Glücklicherweise kann man, wie es einer meiner liebsten kroatischen Makrochronisten ausdrückt, nichts verlieren, was man nicht besitzt. Die Entscheidung für die Beibehaltung des an den Euro gekoppelten Wechselkurses war eine der klügsten Entscheidungen, die wir hätten treffen können. Daran besteht kein Zweifel. Es sollte keine Schande sein, diese Bindung aufzuheben, wenn die Lebensweise und die Gewohnheiten der Menschen vor Ort mit einer anderen Währung besser zurechtkommen.

Die lange Beziehung der Kroat:innen zum Euro

Währungssouveränität ist in einer großen, produktiven und offenen Wirtschaft sinnvoll, in der die Menschen sparen und Kredite in Landeswährung aufnehmen. Wir sind weder groß noch produktiv (im Sinne von: unsere Exporte hängen stark von unseren Importen ab). Darüber hinaus zeigen die jüngsten Daten, dass die kroatischen Haushalte mehr als 70% ihrer Termineinlagen in Euro halten, ein Trend, der nicht neu ist oder mit dem Beitritt zur Eurozone zusammenhängt, sondern seit jeher ununterbrochen anhält. Dasselbe gilt für Wohnungsbaudarlehen: 70% der Wohnungsbaudarlehen lauten auf Euro, während weniger als die Hälfte dieses Betrags auf reine Kuna-Kredite entfällt. In unserer UCITS-Branche entfallen 62 % des verwalteten Vermögens auf Fonds, die auf Euro lauten. Wir geben unsere Quadratmeterpreise für Wohnraum in Euro an, ebenso wie die monatlichen Wohnungsmieten und Bauland. Gebrauchtwagen werden ebenfalls in Euro notiert, genauso wie Hochzeitskosten, Musikkonzerte oder neue Zahnspangen. Für eine:n durchschnittliche:n Kroat:in stellt die Einführung des Euro lediglich eine Institutionalisierung einer zuvor angenommenen langfristigen Beziehung dar.

Der Beitritt Kroatiens zur Eurozone ist beschlossene Sache. Sogar die Kinder wissen das! Nachdem wir die Euro-Einführung von unserer Wunschliste gestrichen haben, können wir uns hoffentlich anderen wichtigen Dingen zuwenden. Wussten Sie zum Beispiel, dass die kroatische Bevölkerung laut der letztjährigen Volkszählung um mehr als 9% geschrumpft ist, was sowohl auf den natürlichen Rückgang als auch auf die Auswanderung zurückzuführen ist? Ich frage mich, ob dies jemals auf die Liste der obersten Prioritäten kommt… 

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Ein Kommentar

  1. Mag. Elfriede Niel-Millsteiger sagt:

     Witzig, pointiert, klar, verständlich ! Danke Ivana!