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Multiple Krisen richtig lösen

Multiple Krisen richtig lösen
© Kevin Schafer / WWF

Im Minutentakt erreichen uns derzeit neue Meldungen über das unermessliche menschliche Leid in der Ukraine, verbunden mit starken Verwerfungen auf den Energiemärkten und negativen Prognosen über die wirtschaftliche Entwicklung. Die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas und Erdöl hat auf mehreren Ebenen verheerende Folgen. Zugleich hat die dadurch befeuerte Klima und Biodiversitätskrise nichts von ihrer Dringlichkeit eingebüßt, wie erst vor kurzem der Bericht des Weltklimarats in Erinnerung gerufen hat. “Mit jeder weiteren Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung (der Klimakrise Anm.) riskieren wir ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster zu verpassen, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern”, warnt der IPCC-Sachstandsbericht.

Vor diesem Hintergrund sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert, die richtigen Antworten auf die miteinander vernetzten Ursachen und Folgen dieser multiplen Krisen zu entwickeln.

Neben der unmittelbaren solidarischen Hilfe für die Betroffenen des russischen Angriffskrieges müssen vor allem die Europäische Union und ihre Mitgliedsländer, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rasch reduzieren. Im Sinne des Klimaschutzes, des Naturschutzes und der Energiesicherheit braucht es dafür ganzheitlich gedachte Antworten anstatt kurzsichtiger Scheinlösungen. Denn diese würden wiederum neue umweltschädliche und geopolitisch-fragwürdige Abhängigkeiten schaffen, wie sie etwa der Ausbau von Flüssiggas-Lieferungen aus dem arabischen Raum oder auch der Hochrisikotechnologie Atomkraft mit sich bringen würde.

1. Energie sparen und effizienter einsetzen

Oberste Priorität muss die Reduktion des viel zu hohen Energieverbrauchs in Europa und Österreich haben, bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz. Dafür braucht es vor allem tiefgreifende Einschnitte bei der Nutzung fossiler Brennstoffe: Von der Raumwärme über die Gebäudesanierung bis zum Verkehr gibt es enorme Potenziale, die relativ rasch realisiert werden können, wenn die Politik den richtigen Rahmen schafft. Denn bisher gibt es gerade in diesem Schlüsselbereich große Versäumnisse. Wirksame Gegenmaßnahmen wurden zu lange verzögert und verschleppt. Auch Unternehmen müssen ihre Klimastrategien verbessern und Einsparungspotentiale in ihrem Wirkungskreis entlang der Wertschöpfungskette anhand wissenschaftsbasierter Kriterien voll ausschöpfen. Neben der Politik und Wirtschaft kann auch jeder und jede Einzelne dazu beitragen, Energie zu sparen. Die Bandbreite reicht von der richtigen Wahl energiesparender Geräte und einem sparsamen Betrieb über die Anpassung des Strom- und Heizbetriebs bis zur geförderten thermischen Sanierung von Gebäuden und dem grundsätzlichen Überdenken von Konsumentscheidungen.

2. Auf erneuerbare und naturverträglich erzeugte Energien setzen

Der jüngste IPCC-Bericht zeigt sehr klar, dass der Schutz des Klimas und der Ökosysteme Hand in Hand gehen müssen. Daher müssen Erneuerbare Energien konsequent entlang von verbindlichen Naturschutz-Kriterien ausgebaut werden. Auch hier geht es um das richtige Gesamtkonzept und ein differenziertes Vorgehen: Während zum Beispiel in Österreich die Wasserkraft bereits extrem ausgebaut ist, gibt es vor allem bei der Photovoltaik noch enorme Ausbaupotenziale. Zugleich gilt es, dass Steuersystem ambitioniert zu ökologisieren und fossile Subventionen abzubauen.

3. Finanzmarkt neu ausrichten, Taxonomie reformieren

Ebenfalls eine Schlüsselrolle für die Energiewende spielt der Finanzmarkt: Die Frage wie wir nachhaltig wirtschaften, welche Projekte wir finanzieren und aus welchen Abhängigkeiten wir uns befreien ist höchst relevant. Dafür braucht es nicht nur klare gesetzliche Regeln, sondern auch klima- und naturverträgliche Investitionen in Milliardenhöhe. Umso wichtiger ist eine wissenschaftsbasierte EU-Taxonomie. Anders als geplant dürfen daher weder klimaschädliches Erdgas noch die unsichere Atomkraft als nachhaltig deklariert werden. Diese Art von Greenwashing würde das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimavertrags verunmöglichen und eine echte Wende verzögern. Darüber hinaus führen uns nicht zuletzt die russischen Kriegshandlungen in der Ukraine die potenziellen Nachteile der Atomkraft dramatisch vor Augen.

Fazit: In den nächsten Wochen und Monaten muss die Politik europaweit die viel zu lange verschleppten Grundsatzentscheidungen für eine naturverträgliche Energiewende treffen. Anstatt die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, müssen dringend neue klima- und naturverträgliche Wege eingeschlagen werden. Unternehmen und ihre Stakeholder sind gleichzeitig gefragt, ihre Klimastrategien zu überarbeiten, Eckpfeiler neu zu konfigurieren, die Umsetzung zu beschleunigen und die begleitende Kommunikation anzupassen. Ziel ist hier klar eine wirksame, wissenschaftsbasierte Klimastrategie mit einem nachhaltig ausgerichteten Finanzmarkt, der diese Transformation vorantreibt.

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