Die Rohölpreise haben zuletzt weiter angezogen und damit neue 10-Monatshochs erreicht. Schon seit Juni geht es mit den Ölpreisen deutlich nach oben. Hauptgrund ist die Sorge um das Angebot großer Förderländer wie Saudi-Arabien oder Russland. Zudem wird mit der Aufhellung der Konjunkturlage in China eine größere Nachfrage erwartet.
Am Dienstag in der Früh lag der Preis für die Nordsee-Rohölsorte Brent bei rund 95 US-Dollar je Fass (159 Liter). Ende Juni hielt der Brent-Preis noch bei rund 75 Dollar. Damit nähert sich der Preis der wichtigen Referenz-Ölsorte wieder der runden Marke von 100 Dollar. Zuletzt notierte Brent-Öl im September 2022 über 100 Euro. Ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Oktober-Lieferung wurde zuletzt mit gut 91 Dollar gehandelt. Für Brent- und WTI-Öl waren das jeweils die höchsten Stände seit November 2022.
Angetrieben wurden die Ölpreise zuletzt vom verknappten Angebot. Große Förderländer halten ihre Lieferungen derzeit knapp. Saudi-Arabien hatte Anfang September angekündigt, seine im Juli eingeleiteten Förderkürzungen in Höhe von einer Million Barrel pro Tag bis Ende des Jahres weiter zu verlängern. Das Land hatte die tägliche Fördermenge seit Juli um eine Million Barrel reduziert. Die Fördermenge dürfte damit bei 9 Mio. Barrel je Tag verharren. Saudi-Arabien ist der größte Ölproduzent des Förderkartells OPEC. Offiziell soll damit der Markt im Gleichgewicht gehalten werden. Viele Experten sehen in der Strategie tatsächlich ein Mittel die Preise und Einnahmen zu erhöhen. Zeitgleich kündigte Russland an, seine Ölexporte bis zum Ende des Jahres um 300.000 Barrel pro Tag zu kappen.
IEA warnt vor Angebotsmangel
Die Ölförderkürzungen könnten nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) zu einem erheblichen Angebotsmangel führen. Dieser zeichne sich ab September für den Rest des Jahres ab, teilte die IEA in ihrem monatlichen Ölmarktbericht in der vergangenen Woche mit. Ölvorräte könnten auf ein unangenehm niedriges Niveau sinken. Steigende Ölpreise könnten drohen.
Die saudische und russische Entscheidung, freiwillige Produktionskürzungen bis Ende 2023 zu verlängern, erweise sich als gewaltige Herausforderung für die Ölmärkte, teilte die IEA mit. Ein spürbarer Preisanstieg sei bereits die Folge.
Produktionskürzungen der OPEC-Länder seien zuletzt noch durch höhere Lieferungen von Produzenten außerhalb der Allianz ausgeglichen worden, etwa von den USA und Brasilien. Auch der immer noch unter Sanktionen stehende Iran erhöhte seine Produktion, wie die IEA mitteilte. Zuletzt hatte Libyen seine Ölproduktion nach einer Unwetterkatastrophe wieder aufgenommen.
Die OPEC-Kürzungen könnten im Zusammenspiel mit einem erwarteten Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in der zweiten Jahreshälfte zu einem täglichen Defizit von 1,24 Millionen Barrel führen, erwartet die IEA. Die OPEC selbst prognostizierte ein Defizit von täglich mehr als drei Millionen Barrel im 4. Quartal. Das wäre das größte Defizit seit mindestens einem Jahrzehnt.
Gute Daten aus China
China ist nach Angaben der IEA zu drei Vierteln für den erwarteten Nachfrageanstieg verantwortlich. Im vergangenen Jahr war die chinesische Ölnachfrage bedingt durch den Lockdown erstmals seit 1990 eingebrochen. Im ersten Halbjahr 2023 steigerte China seine Ölimporte laut IEA-Zahlen auf 11,4 Millionen Fass pro Tag, ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Mittelwert von 2022.
Zuletzt wurden aktuelle Wirtschaftsdaten als Zeichen einer Stabilisierung der angeschlagenen Konjunktur und damit einer steigenden Ölnachfrage aus China gewertet. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze in dem Land stiegen im August stärker als gedacht. Die Industrie stellte um 4,5 Prozent mehr her als vor Jahresfrist, Ökonomen hatten im Schnitt nur mit 3,9 Prozent gerechnet. Der Umsatz des Einzelhandels, ein wichtiger Indikator für den privaten Konsum, wuchs um 4,6 Prozent. Analysten hatten hier nur 3,0 Prozent erwartet, nach einem Anstieg von 2,5 Prozent im Juli.
Zusätzlich zu den Produktionskürzungen und dem erwarteten Nachfrageanstieg haben Daten zu den US-Öllagerbeständen die Erwartung steigender Preise geschürt. Die Rohölbestände in den USA sind in den vergangenen Wochen gefallen und lagen Ende August so tief wie seit Dezember 2022 nicht mehr. Die IEA sieht in den weltweit gesunkenen Ölvorräten einen weiteren Preistreiber und erwartet den Brent-Ölpreis im vierten Quartal im Schnitt bei 93 Dollar. Das weltweite Nachfragewachstum dürfte 2024 laut den Prognosen der Agentur an Schwung verlieren. Effizienzsteigerungen, die weitere Verbreitung von Elektroautos und die vermehrte Arbeit von zu Hause sollten laut IEA die Nachfrage dämpfen.
Erdgaspreise legten zuletzt zu
Drohende Angebotsengpässe hatten Anfang des Monats Erdgas zeitweise deutlich verteuert. Auslöser war ein Streik in australischen Anlagen für Flüssigerdgas (LNG). Das Land ist der weltgrößte Exporteur dieses Energieträgers. Die Gewerkschaften konnten sich mit dem Betreiber Chevron nicht über einen neuen Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen einigen. Die von dem Streik betroffenen Anlagen waren laut der Agentur Bloomberg im vergangenen Jahr für etwa 7 Prozent der weltweiten LNG-Produktion verantwortlich. Die Streiks dürften sich Experten zufolge nicht unmittelbar auf die Liefersituation auswirken, da die europäischen Gasspeicher gut gefüllt sind. Dennoch ist Europa auf eine stetige Lieferung von Flüssiggas angewiesen.
ERSTE STOCK COMMODITIES investiert in Rohstoff-Unternehmen
Der ERSTE STOCK COMMODITIES bietet die Möglichkeit weltweit in Rohstoff-Unternehmen zu investieren. Bei der Anlagestrategie wird ein ausgewogenes Portfolio aus den Branchen Grundstoffe und Energie angestrebt, wobei Unternehmen der entwickelten Märkte übergewichtet werden.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Wie man an dem Preischart gut erkennen kann, sind die Kurse ziemlich parallel mit den steigenden Ölpreisen ab Juni dieses Jahres deutlich in die Höhe geklettert. Bei einer Investition muss man stets in Betracht ziehen, dass der Fondspreis stark schwanken kann und sich Veränderungen in der Rohstoffbranche aber auch Wechselkursänderungen auf den Fondspreis auswirken können. Dafür stehen die Chancen gut, gerade in volatilen Märkten mit kapitalstarken Unternehmen Erträge einzufahren.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.