Das Thema Libra ist wieder aktuell. Derzeit überwiegen aber die kritischen Stimmen, womit eine Realisierung aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich erscheint.
Für uns ein Anlass das Thema Krypto-Währungen ganz allgemein zu beleuchten. Laut der Internetseite Coinmarketcap gibt es per 15.10.2019 2980 Krypto-Währungen mit einer Marktkapitalisierung von $226,9 Mrd. Wie ist diese Zahl aber einzuordnen? Die meisten haben von Bitcoin gehört (die mit Abstand bedeutendste Krypto-Währung), heißt das, dass 2979 Krypto-Währungen mit Bitcoin als Zahlungsmittel konkurrieren? Die einfache Antwort lautet NEIN.
Jede Krypto-Währung verfolgt ein unterschiedliches Ziel. Wir wollen in diesem Blog nicht auf die unterschiedlichen Absichten eingehen, präsentieren aber im Folgenden eine einfache Unterteilung, nach der man diese Krypto-Währungen einordnen kann. Damit wird schnell klar, dass es sich bei den meisten sogenannten Krypto-Währungen gar nicht um eine Währung handelt.
Eine Währung zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus:
- Tauschmittel
- Recheneinheit
- Wertspeicher
Selbst Bitcoin erfüllt diese drei Eigenschaften nur zum Teil. Als Tauschmittel kann Bitcoin mitunter eingesetzt werden, aber bei weitem nicht flächendeckend. Die meisten Käufer halten Bitcoin als Wertspeicher (viele sprechen von Gold 2.0), das gilt umso mehr, wenn ein Staat eine schwache Währung hat (Bsp. Venezuela, Argentinien, Türkei, u.a.). Die mitunter wichtigste Eigenschaft, die Recheneinheit, ist nicht gegeben. D.h. mit ganz wenigen Ausnahmen werden keine Produkte in Bitcoin-Einheiten angeboten.
Dazu kommt, dass ein Staat bestimmt was eine offizielle Währung ist. Eine Währung ist dann staatlich anerkannt, wenn ein Kreditgeber diese als Rückzahlung akzeptieren muss (im englischen Legal Tender). Außerdem bestimmt der Staat womit man Steuern zahlen kann (der Kanton Zug in der Schweiz akzeptiert Steuerzahlungen in Bitcoin, in Japan ist Bitcoin Legal Tender).
Ein besserer Ausdruck statt Krypto-Währungen wäre demnach digitale Token, klingt aber nicht so spannend. Alle diese Token haben gemein, dass sie „nur“ digital existieren und von einer Software produziert werden, die kryptographische Verschlüsselungsmethoden anwendet.
Jeder, der sich ein wenig für diese Token interessiert sollte wissen, dass man diese grob gesprochen in 3 Gruppen einteilen kann, die ich im Folgenden kurz beschreiben möchte:
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Payment Token
Dazu zählen beispielsweise Bitcoin, Bitcoin Cash, Dash, Monero u.a. Die Entwickler dieser Token verfolgen das Ziel ein Token anzubieten, der als Tauschmittel eingesetzt werden kann. D.h. die Token wurden als Zahlungsmittel entwickelt um Produkte zu erwerben.
Zu den Payment Token zählen auch sogenannte Stable Coins, also Token, die an eine Währung wie z.B. US Dollar gekoppelt sind (z.B. Tether). Im weitesten Sinne fällt auch die angedachte digitale Währung Libra in diese Kategorie. Im Gegensatz zu den oben genannten Payment Tokens hat Libra aber ein Unternehmen (Facebook mit Partner) als Emittenten.
Facebook sieht sich derzeit massivem Widerstand seitens vieler Regulierungsbehörden ausgesetzt, womit die Realisierung des Projekts sehr fraglich ist. Viele Staaten glauben, dass Libra systemrelevant sein könnte und wollen ihr Währungsmonopol keineswegs in Frage stellen.
Einige Partner wie Visa oder Mastercard haben sich bereits von diesem Projekt distanziert.
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Utility Token
Mehr als 90% der „Krypto-Währungen“ fallen in diese Kategorie.
Diese Token wurden dazu entwickelt um bestimmte Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Diese Token können aber nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden Viele haben solche Token in ähnlicher Form schon kennengelernt ohne diese als Währung zu bezeichnen.
Vielleicht haben Sie schon einmal einen Flug mit Miles und More Punkten bezahlt. Oder Sie waren Autodrom fahren. Um das Gerät in Bewegung zu setzen müssen Sie 3€ in einen Plastik-Chip wechseln. Kein Supermarkt würde aber diesen Plastik-Chip als Bezahlmittel anerkennen.
So verhält es sich auch mit den Utility Tokens. Viele haben im ICO-Boom diese Token fälschlicherweise als Investment eingestuft – ein fataler Fehler. Utility Token sind nicht reguliert, wozu auch? Die FMA reguliert auch keine Autodrom-Chips.
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Security Tokens
Security Token sind eine junge, aber vielversprechende Token-Kategorie. Im Gegensatz zu Utility Token sind diese reguliert. D.h. jemand der einen Security Token auf den Markt bringt unterliegt der Prospektpflicht und benötigt eine Genehmigung einer Regulierung.
Security Token sind Aktien oder Anleihen ähnlich. D.h. der Besitzer eines Security Tokens hat bestimmte Rechte, wie z.B. Eigentumsanspruch, Stimmrecht, Dividendenanspruch. Wie funktionieren Security Token? Jeder kann Token generieren, allerdings benötigt man eine Rechtsanwaltskanzlei, die eine Verbindung zwischen dem Token und einem realen Asset herstellt.
Dazu kommt die Genehmigung einer Regulierung. Doch was wird tokenisiert? Derzeit sind es hautsächlich Immobilien, Kunstwerke, Juwelen, etc. es ist zum Beispiel möglich eine Immobile mit einem Gegenwert von 2Mio. zu tokenisieren. D.h. jemand kauft diese Immobilie, gründet dazu eine Zweckgesellschaft und begibt 200 Token im Gegenwert von €10,000.
Der Besitzer eines Token besitzt nun 0,5% dieser Immobile und erhält den entsprechenden Gegenwert der Miteinnahmen.
Noch sind diese Token schwer handelbar, weil es an funktionieren Märkten fehlt. Allerdings bereiten sich traditionelle Börsen darauf vor den Handel mit diesen Security Tokens aufzunehmen. Security Tokens haben das Potenzial das Finanzwesen deutlich zu verändern.
So wird es in absehbarer Zukunft auch möglich sein ohne Bankverbindung Aktien oder Fondsanteile in Form von Security Tokens zu erwerben. Wer heute schon Aktien, Indices oder Rohstoffe in Form von Security Tokens erwerben möchte, kann dies z.B. auf der Internetseite currency.com realisieren.
FAZIT:
Krypto-Währungen werden sehr unterschiedlich eingesetzt. Auch im Wertpapierbereich hält die Technologie langsam Einzug. Wir beobachten die Entwicklung genau. Auf der Veranlagungsseite sind Kryptowährungen für uns als Erste Asset Management kein Thema. Dafür fehlen wichtige Voraussetzungen. Auf der Technologieseite ist jedoch einiges zu erwarten.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.