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Was bleibt vom Notenbanktreffen in Jackson Hole?

Was bleibt vom Notenbanktreffen in Jackson Hole?
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Der Vorsitzende der US-Zentralbank, Jerome Powell, hat im Rahmen des jährlichen Treffens der Zentralbanker in Jackson Hole, Wyoming, das unsichere Umfeld blumig mit „Navigation nach den Sternen bei bewölktem Himmel“ recht gut zusammengefasst. Das betrifft unter anderem die Unsicherheit über das Niveau des neutralen Zinssatzes, die zeitverzögerten Wirkung der Leitzinsanhebungen auf Wirtschaftswachstum und Inflation sowie die treibenden Faktoren für die Inflation.

Generell hat die Güte von Modellen zur Prognose von Wirtschaftswachstum und Inflation abgenommen. Zu guter Letzt haben die negativen Wirtschaftsnachrichten über China zu ansteigenden Befürchtungen über eine lange Deflationsperiode ähnlich wie in Japan in den 1990ern geführt, aber die Datenlage ist undurchsichtig.

Schwache Einkaufsmanagerindizes

Die vorläufigen Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Monat August in den entwickelten Volkswirtschaften (Australien, Japan, Eurozone, Vereinigtes Königreich, USA) zeigten ein enttäuschend schwaches Wachstumsumfeld. Der Indikator für den Fertigungssektor setzte die fallende Tendenz fort.

Der Bericht deutet auf eine anhaltende Stagnation mit Abwärtsrisiken hin. Auch der Dienstleistungssektor, der bis dato die Wachstumsstütze für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) gewesen ist, weist einen fallenden Trend auf, bleibt aber leicht im Wachstumsbereich. Insgesamt deutet der Bericht auf eine Stagnation des realen BIP-Wachstums hin.

Abwärtsrisiken

Im Unterschied dazu liegen viele offizielle Wachstumsschätzungen für die entwickelten Volkswirtschaften um den Trend (darüber in den USA, darunter in der Eurozone). Auffällig ist der große Unterschied in den USA zwischen den Schätzungen für ein starkes Wachstum und dem schwachen US-Einkaufsmanagerindex. Die Modellschätzung der Federal Reserve Bank of Atlanta für das dritte Quartal hält bei 5,9% (Wachstum im Quartalsabstand, auf das Jahr hochgerechnet). Besonders schwach waren jedoch die Indikatoren für Europa. Sie deuten auf das Risiko für eine BIP-Schrumpfung hin.

Schlussfolgerung: Der Zusammenhang zwischen den Einkaufsmanagerindizes und dem Wirtschaftswachstum hat sei der Pandemie abgenommen. Das gilt auch für jene Modelle, die seit einigen Monaten auf ein erhöhtes Rezessionsrisiko hindeuten. Ignorieren sollte man die schwachen Wachstumssignale dennoch nicht. Zumindest gibt es bei der Prognose für das Wirtschaftswachstum Abwärtsrisiken, auch wenn man sich für eine sogenannte „weiche“ Landung der Wirtschaft entscheidet.

Schwaches Wachstum in China

Die negativen Wachstumsnachrichten in China nehmen zu: Fallende Exporte, schwacher privater Konsum, kräftig fallende Investitionstätigkeit im Bausektor, schwache Investitionstätigkeit im gesamten privaten Sektor, fallende Konsumenten- und Produzentenpreise sowie fallender BIP-Deflator, enttäuschend schwaches Kreditwachstum und Nachrichten über Zahlungsausfälle von Immobilienentwicklern und Unternehmen im Schattenbankensektor.

Das Wachstumsziel von 5% für das Jahr 2023 dürfte nunmehr nicht erreicht werden. Denn mit der fallenden Bautätigkeit fällt ein wesentlicher Wachstumstreiber für die chinesischer Volkswirtschaft weg. Gleichzeitig nimmt mit den fallenden Immobilienpreisen und den fallenden Preisen von Gütern und Dienstleistungen das strukturelle Risiko zu. Denn sowohl Unternehmen als auch Konsumenten sind damit einem Druck ausgesetzt, die Schulden abzubauen und die Sparquote zu erhöhen, das heißt, weniger zu konsumieren und zu investieren.

Undurchsichtige Datenlage

Mehrere Szenarien für die zukünftige Entwicklung in China stehen zur Auswahl:

  • a) Die wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen sind ausreichend, um auf einem Wachstumspfad für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zu bleiben. Die Umstellung von einem Modell, dass anfangs von Exporten, dann von Investitionen und zukünftig vom privaten Konsum getragen wird, ist naturgemäß holprig. Die nach unten gerichteten Risiken werden von zielgerichteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen gelindert.
  • b) Eine langsame Anpassung ähnlich wie in Japan nach dem Jahr 1990.  In diesem Fall stagnieren die Preise und die Schulden werden langsam abgebaut.
  • c) Eine schnelle Anpassung über eine Rezession.

Das Szenario a) – holprige Umstellung – ist das wahrscheinlichste Szenario. Die schlechte Datenqualität erschwert jedoch die Einschätzung der Lage.

Fazit: Vorsichtiges Vorgehen

Die Rede von Vorsitzenden Powell in Jackson Hole brachte wenig Neuigkeiten, unterstrich jedoch die erhöhte Unsicherheit, mit der auch die Geldpolitik konfrontiert ist. Die Inflation fällt zwar, ist aber noch immer zu hoch. Hierbei liegt der Fokus auf der Kerninflation im Dienstleistungssektor (ohne Nahrungsmittel, Energie und Immobilien). Denn vor allem dieser Sektor wird vom Arbeitsmarkt beeinflusst, der nach wie vor sehr eng ist (niedrige Arbeitslosenrate).

Weil das Umfeld unsicher ist, wird die Zentralbank laut Powell vorsichtig bei der Entscheidung vorgehen, ob die Geldpolitik weiter gestrafft oder stattdessen der Leitzins konstant gehalten wird und weitere Daten abgewartet werden. Anders ausgedrückt: Wenn die Berichte zur Inflation und zum Arbeitsmarkt nicht mit starken Daten überraschen, wird die Zentralbank den Leitzinssatz zumindest im September nicht anheben. Die Fed möchte abwarten und die Risiken einer zu starken (Rezession) beziehungsweise zu geringen Straffung (Inflation) abwägen. Powell zeigte jedoch klar die Bereitschaft, nötigenfalls den Leitzinssatz weiter anzuheben.

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