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Was ist der Leitzins?

Was ist der Leitzins?
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Der Leitzins beeinflusst wesentlich, wie hoch die Zinsen sind, die man auf sein Sparbuch bekommt bzw. die man bezahlen muss, wenn man sich einen Kredit aufnimmt. Aktuell beträgt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) 4,50% – bei den Zinssitzungen der EZB in Frankfurt in den kommenden Monaten könnte sich das aber ändern.

Der Markt rechnet für heuer mit einem Senken der Leitzinsen, nachdem der Inflationsdruck in den vergangenen Monaten allmählich nachgelassen hat. Welche Rolle der Leitzins hat und welche Zinssätze relevant sind behandeln wir in diesem Beitrag.

Welche Rolle spielt der Leitzins der EZB?

Leitzinsen beeinflussen insbesondere die Zinslandschaft am kurzen Ende, den sogenannten Geldmarkt, und damit Laufzeiten bis zu maximal einem Jahr. Das heißt, die Zentralbanken steuern mit ihrer Zinspolitik das Zinsniveau am kurzen Ende. So drehte zum Beispiel die Zinskurve („Rendite“) von deutschen Staatsanleihen, die lange Zeit eine negative Rendite abgeworfen haben, durch die jüngsten Zinserhöhungen der Zentralbank ins Plus.

Die Zinssätze (auch „Renditen“) bei langen Laufzeiten werden am Kapitalmarkt gebildet. Bei der Berechnung von „Renditen“ werden die tagaktuellen Kurse, von zum Beispiel Staatsanleihen, und die Zinszahlungen auf diese Anleihen („Kupons“) berücksichtigt. Deshalb unterscheiden sich die Zinszahlungen („Kupons“) bei Anleihen von den Renditen, da sich die Kurse und damit die Renditen von Anleihen an die neuen Zinserwartungen der Marktteilnehmer:innen täglich, ja sogar sekündlich, ändern.

Die Marktteilnehmer:innen analysieren welche Zinsentscheidungen seitens der Zentralbank zu erwarten sind, und handeln entsprechend. Sie orientieren sich dabei hauptsächlich an der Inflationsentwicklung und am Konjunkturbild. In den letzten Jahren sind auch die Zentralbanken selbst als Marktteilnehmer:innen bei länger laufenden Anleihen aufgetreten, indem Sie Staats- und Unternehmensanleihen gekauft haben. Das ist Teil der geldpolitischen Instrumente, die eine Zentralbank zur Verfügung hat.

Was ist denn jetzt DER Leitzins?

Genau genommen gibt es mehrere Leitzinssätze der EZB. In der Regel wird unter Leitzins jener Zinssatz verstanden, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB ausleihen können. Dieser Zinssatz wird auch Hauptrefinanzierungssatz genannt.

Die Oesterreichische Nationalbank definiert den Leitzins wie folgt: Kurzfristiger Zinssatz, dessen Veränderung andere Zinssätze beeinflusst. Als Leitzins bezeichnet man vor allem Zinssätze, die von einer Zentralbank im Rahmen ihrer geldpolitischen Maßnahmen festgelegt werden können.

Welche Zinssätze gibt es bei der Europäischen Zentralbank?

Zinssätze der EZB(englische Bezeichnung)ErklärungAktueller Stand (11.4.2023)
Einlagesatz (Einlagezins)Deposit RateZinssatz, zu dem Geschäftsbanken ihr Geld bei der EZB sehr kurzfristig (über Nacht) anlegen können.4,00%
Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz)Main Refinancing RateZinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld für eine Woche von der EZB ausborgen können.4,50%
Spitzenrefinanzierungssatz (Refinanzierungssatz)Marginal RateZinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken kurzfristig („über Nacht“) Geld bei der EZB ausborgen können.4,75%
Quelle: Oesterreichische Nationalbank (www.oenb.at)

Wie wirkt sich der Leitzins auf die Sparbuchzinsen aus?

Erhöht die Zentralbank die Leitzinsen, dann erhöht sich im Normalfall auch die Verzinsung von Geldern, die neu angespart werden, wie zum Beispiel auf einem Sparbuch. Der Leitzins beeinflusst somit die Sparbuchzinsen.

🔎 Hintergrund

Der Leitzins beeinflusst den sogenannten Einlagesatz, die sogenannte Deposit Rate. Zu diesem Zinssatz können Bankinstitute Gelder bei der Zentralbank sehr kurzfristig (über Nacht) veranlagen. An diesem Einlagesatz kann man sich als Sparer:in orientieren, dieser liegt deutlich unter dem sogenannten Hauptrefinanzierungssatz (Leitzins).

Was beeinflusst die Höhe der Sparbuchzinsen?

Die Basis bildet der Einlagezins, den die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken vorgibt. Darüber hinaus hängt der Sparbuchzins davon ab, ob eine Bindungsfrist vereinbart wurde oder der Betrag täglich behebbar ist. Des Weiteren spielen die Bonität der Bank, der Kund:innen und der Wettbewerb eine Rolle.

Wissenswert

Negativzinsen darf es beim Sparbuch nicht geben. Nachdem die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht hat ist das auch kein Thema mehr. Des Weiteren gibt es einen Schutzschirm beim Sparbuch: Zum Schutz für Sparer:innen gilt die Einlagensicherung. Spar- und Giroeinlagen sind mit 100.000 Euro pro Kund:in und Bank abgesichert.

Wie wirkt sich der Leitzins auf die Kreditzinsen aus?

Der Leitzins wirkt sich über den Refinanzierungssatz auf die Kreditzinsen aus, wenn man einen variabel verzinsten Kredit aufgenommen hat. Ein variabel verzinster Kredit orientiert sich an den Zinsen am kurzen Ende, zum Beispiel am Drei-Monats-Geldmarktsatz. Dieser Geldmarktzinssatz schwankt um den Leitzinssatz bzw. Refinanzierungszinssatz. Wenn jemand einen festverzinslichen Kredit hat, wirkt sich darauf der Leitzins nicht aus.

Fazit

Der wichtigste Leitzins der Europäischen Zentralbank ist der Hauptrefinanzierungssatz. Steigt dieser Zins an, dann bedeutet das für die Kreditinstitute, dass sie höhere Kosten für das Ausleihen von Geldern bei der Zentralbank haben. Kreditinstitute berücksichtigen die Zinsen und deren Veränderungen bei neuen Abschlüssen. Die Institute reagieren aufgrund des Wettbewerbs unterschiedlich stark und unterschiedlich schnell. Für Sparer:innen bedeuten steigende Leitzinsen, dass sie für neue Gelder mit einem erhöhten Zins rechnen können.

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