Die Weihnachtsrally (oder auch „Santa-Rallye“) scheint beendet zu sein, nachdem die globalen Aktienmärkte die zweite Woche in Folge mit Verlusten abschlossen. Der US-Leitindex verlor 2,1%, während die europäischen Märkte (gemessen am EuroStoxx 600) in der letzten Woche sogar um 3,3% tiefer notierten. Der Auslöser für die Kursrückgänge war abermals das Spannungsfeld aus makroökonomischen Daten (Inflation) und der Geldpolitik.
Positiv wirkten die am Dienstag in den USA veröffentlichten Inflationsdaten, die abermals einen Rückgang der Inflationsrate zeigten. Im Monatsvergleich lag die Inflation bei 0,1% und damit unter den Erwartungen der Analysten, die mit einem Preisanstieg von 0,3% gerechnet hatten. Im Jahresvergleich betrug die Teuerung 7,1% (erwartet wurden 7,3%).
Die Zentralbanken in Europa und den USA haben wie erwartetet die Geschwindigkeit ihrer Zinsanhebungsschritte reduziert. Die US-Fed hob in der letzten Woche ihren Leitzinssatz um 0,5% an. Dennoch scheinen sich die Fed-Mitglieder einig zu sein, dass die Leitzinsen nächstes Jahr auf über 5% steigen werden. Sie könnten bis Jahresende auf diesem Niveau bleiben, wie in der folgenden Grafik dargestellt wird.
Leitzinssenkungen im 3. Quartal 2023?
Damit liegen die Erwartungen der Fed-Mitglieder auch über jenen, die derzeit vom Markt eingepreist werden. Die Marktteilnehmer:innen rechnen derzeit mit einem Anstieg der Leitzinsen auf 4,8% im nächsten Jahr und mit Zinssenkungen im 3. Quartal 2023.
Hawkische Töne (von „Hawk“ engl. Für „Falke“, steht für eine Politik der höheren Zinssätze, Anm.) kamen von der Europäischen Zentralbank, die ebenfalls eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte (100 Basispunkte = 1 Prozent) beschloss. EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte die Märkte kein allzu frühes Ende der Zinserhöhungen im nächsten Jahr zu erwarten. Die Zentralbank werde bezüglich ihrer strafferen Geldpolitik nicht umschwenken. Auch neuerlicher Anstieg der Inflation zu Beginn des nächsten Jahres ist laut Lagarde nicht auszuschließen.
Einschätzung Erste Asset Management: Die realen Leitzinsen in den entwickelten Märkten sind nach einigen Schätzungen bereits positiv und dürften in den kommenden Quartalen weiter steigen. Die Kerninflation wird voraussichtlich weiter zurückgehen. Wir rechnen bei den nächsten Sitzungen der Zentralbanken mit weiteren Leitzinsanhebungen, obwohl die Fed und die EZB ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 zurückgenommen haben. Die Inflation dürfte auch im nächsten Jahr über dem Zielwert der Notenbanken von 2% liegen.
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