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Wende am Energiemarkt: Stromerzeuger erhöhen Prognosen, Gewinneinbruch für Ölkonzerne

Wende am Energiemarkt: Stromerzeuger erhöhen Prognosen, Gewinneinbruch für Ölkonzerne
(c) unsplash

Die Rückgänge der Rohölpreise haben heuer zu einer Kehrwende der Trends am Energiemarkt geführt: Während viele Stromerzeuger ihre Gewinnprognosen zuletzt angehoben haben, litten die großen Ölkonzerne massiv unter den jüngsten Rückgängen der Rohölpreise. Der Trend zu erneuerbaren Energien angesichts der Klimaziele geht unterdessen ungebrochen weiter.

Noch im Vorjahr hatten die fulminanten Ölpreisanstiege nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine den großen Ölkonzernen massive Gewinne beschert. Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs war etwa der Preis für die wichtige Referenz-Ölsorte Brent auf rund 130 US-Dollar pro Fass (159 Liter) in die Höhe geschossen, heuer fiel der Ölpreis hingegen zeitweise wieder unter 80 Dollar zurück.

Die fünf größten westlichen Ölkonzerne meldeten in Folge massive Gewinneinbrüche im zweiten Quartal. Der Gewinn von BP fiel besonders deutlich um rund 69 Prozent auf 2,6 Mrd. Dollar. Shell und die französische TotalEnergies meldeten beide eine Halbierung des Quartalsgewinns auf jeweils rund 5 Mrd. Dollar. Auch der US-Ölriese Chevron halbierte seinen Quartalsgewinn in etwa auf rund 6 Mrd. Dollar.

Wichtige europäische Stromerzeuger nach gutem Halbjahr optimistisch

Deutlich optimistischer sehen hingegen nach einem erfolgreichen ersten Halbjahr viele Stromerzeuger in die Zukunft. So hat der deutsche Stromkonzern RWE nach der Meldung überraschend guter Quartalszahlen auch seine Nettogewinnprognose für das Gesamtjahr von bisher 2,2 bis 2,7 auf 3,3 bis 3,8 Mrd. Euro erhöht. Auch Iberdrola hat zuletzt seinen Gewinnausblick angehoben. Der spanische Stromerzeuger hatte seinen Nettogewinn im Halbjahr um mehr als ein Fünftel auf über 2,5 Mrd. Euro gesteigert. Die italienische Enel hat ihren Nettogewinn sogar um 52 Prozent auf 3,3 Mrd. erhöht.  Zugute kamen den Versorgern die Normalisierung am Energiemarkt, aber auch gute Geschäfte in den Bereichen Wasserkraft, Biomasse und Gas.

Investitionen in Gaskraftwerke, die später auf Wasserstoffkraftwerk umgerüstet werden können

Gerade diese Bereiche dürften auch weiter von der angestrebten Dekarbonisierung und Energiewende zur Erreichung der Klimaziele profitieren. So erlebt auch die Gasbranche vor diesem Hintergrund einen kleinen Boom. Länder wie Deutschland wollen die Klimawende auch durch den Bau neuer Gaskraftwerke schaffen, die später mit Wasserstoff betrieben werden können. So plant Deutschland massive Zuschüsse für derartige Kraftwerke damit der bis 2030 angepeilte Ausstieg aus Kohlekraft gelingt.

Wasserstoffkraftwerke fungieren dabei komplementär zu Wind- und Solarenergie: Sie sollen bei Wind- und Sonnenflauten ausgleichend einspringen. Allerdings wird für Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse auch Strom benötigt. Soll die Technologie umweltfreundlich sein, ist damit auch Ökostrom aus anderen Quellen gefragt.

Einige Konzerne sind teilweise bereits auf diesen Zug angesprungen. So hat die deutsche RWE zuletzt den Bau eines Gaskraftwerks angekündigt, das auch mit Wasserstoff betrieben werden kann. Auch andere große Volkswirtschaften planen große Investitionen in diesem Bereich, die USA haben etwa attraktive Rahmenbedingungen für Investoren geschaffen.

Ein wichtiger Pfeiler der Energiewende ist zudem der Umstieg im Verkehr von Benzin auf Elektroantriebe. Angesichts des Booms der Elektroautos kommt damit auch den Stromerzeugern eine noch wichtigere Rolle zu. Für die Dekarbonisierung des Luftverkehrs ist wiederum der vermehrte Einsatz von nachhaltigen Kraftstoffen, den Sustainable Aviation Fuels (SAF) entscheidend. Laut EU-Plänen soll deren Anteil ab 2024 bei 2 Prozent liegen. Viele Konzerne investieren bereits in die Herstellung derartiger Kraftstoffe – auf Basis von Nahrungspflanzen, Biomasse oder in Form von synthetischen Treibstoffen.

EU-Ziel sieht Anteil erneuerbarer Energien von 42,5 Prozent bis 2030 vor

Mit all diesen Maßnahmen will die EU ihre beschlossenen Klimaziele erreichen. Bis 2030 soll die EU mindestens 11,7 Prozent weniger Energie verbrauchen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix soll bis dahin auf 42,5 Prozent steigen. Die G20-Staaten konnten sich hingegen bei ihrem vergangenen Treffen im Juli noch nicht auf gemeinsame Zielmarken für erneuerbare Energien einigen. Vor allem einzelne Länder mit hoher Produktion oder hohem Verbrauch fossiler Brennstoffe dürften sich quergelegt haben. Zumindest gab es erstmals ein gemeinsames Bekenntnis zur Dekarbonisierung der Industrie mit hohem Energieverbrauch.

Bis der völlige Umstieg auf nachhaltige Energien gelingt dürften aber Gas und Öl vorerst weiter gefragt sein. So haben etwa die USA zuletzt ihre Flüssigerdgas-Produktion wieder hochgefahren. Hauptziel der Gas-Exporte ist weiter Europa. Und auch die Ölkonzerne haben zuletzt ihre Investitionen in Exploration und Förderung wieder hochgefahren. Experten zufolge dürfte die Nachfragespitze für Öl noch nicht erreicht sein und das sogenannte „peak demand“ noch einige Jahre vor uns liegen.

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