Laut einer repräsentativen IMAS-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen geben 38% der ÖsterreicherInnen an, dass sie von der Corona-Krise finanziell betroffen sind. „Die Österreicher spüren die Krise finanziell im Geldbörsel und es ist zu befürchten, dass diese Zahl auch noch steigen wird“, so Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank in einer Pressekonferenz zum Thema „Banking in Zeiten von Corona“.
Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und eine ungewisse Zukunft lösen bei vielen ÖsterreicherInnen momentan auch einen Verzicht auf Konsum aus. 39% sagen, dass sie seit Ausbruch der Krise weniger konsumieren und somit weniger Geld ausgeben, als noch zu Beginn des Jahres. Der Sparbetrag liegt heuer bei 272 Euro – im Jahr 2010 waren es noch 165 Euro, die man monatlich zur Seite legte. Die Bedeutung des Sparens ist in Österreich generell wieder sehr hoch – 79% messen dem Thema eine hohe Bedeutung zu. Für 85% ist die finanzielle Absicherung das Sparmotiv Nummer 1.
Wertpapiere im 10-Jahres-Trend immer beliebter
Dass das Sparbuch für langfristige Anlagezwecke seine Sternstunde hinter sich hat, haben 63% der befragten SparerInnen erkannt. Im Vergleich zum Jahr 2010 nutzen nur noch 72% (-11PP) diese Sparform.
Neben den Klassikern wie Bausparen (57%) und der Lebensversicherung (42%) reihen sich Wertpapiere mit 34%, und einem Abstand von 10 Prozentpunkten, vor Immobilien und Pensionsvorsorge, nun auf dem vierten Platz der in Österreich meistgenutzten Veranlagungsoptionen ein. Aktien und Co. spielen in der Vorsorge und Anlage der heimischen SparerInnen eine immer größere Rolle. 61% der Befragten halten Wertpapiere für eine relevante und langfristige Alternative zum klassischen Sparen.
Jeder Fünfte (21%) beschäftigte sich demnach auch aktiv während der Coronakrise mit Aktien, Fondssparplänen oder Anleihen. Besonders hervor stechen dabei die 15-29-Jährigen von denen sich sogar 32% in den letzten sechs Monaten diesem Thema widmeten.
„Der Fokus bei langfristiger Geldanlage muss weiterhin auf den Kapitalmärkten liegen, damit man seine Kaufkraft erhält. Besonders in Krisenzeiten soll man darauf nicht vergessen, weil auf einen Zinsanstieg brauchen wir noch lange nicht zu hoffen“, hält Schaufler fest.
Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird dabei für viele Anleger immer wichtiger. „Immerhin hat sich das Volumen an nachhaltig veranlagten Geldern bei uns in den letzten zehn Jahren von 2,3 auf über 14 Milliarden gesteigert“, so Schaufler. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, wurde mit einem neuen Fonds, dem ERSTE GREEN INVEST (ISIN: AT0000A2DY59) gestartet.
Der Fonds investiert in Unternehmen die sich unter anderem mit grüner Energiegewinnung, nachhaltiger Lebensmitteproduktion oder Elektromobilität beschäftigen. In den ersten sechs Wochen wurden in dem Fonds bereits über 32 Millionen Euro eingesammelt.
Banking wurde durch Corona digitaler
Ob Home-Office Lösungen, Schulunterricht von daheim oder Geldgeschäfte: Die letzten Monate haben der Digitalisierung weltweit einen großen Schub verpasst. Der Großteil der Befragten hat dies zum Anlass genommen, die diversen digitalen Wege zum Bankberater oder beim Zahlen am Kartenterminal zu nutzen. Trotzdem ist die Bargeldnutzung in keinem europäischen Land so hoch wie in Österreich.
38% geben an, häufiger kontaktlos mit der Debit- oder Kreditkarte zu zahlen. Zusätzlich sagen 36%, sie würden seit März seltener Bargeld verwenden. Diese Dynamik schlägt sich auch in den Nutzungszahlen nieder. So konnte man einen Anstieg der Transaktionen mit der Debitkarte von circa 20% im Vergleich zum Beginn des Jahres beobachten. Aktuell verzeichnen Erste Bank und Sparkasse außerdem über 300.000 KundInnen, die im Schnitt jeden zweiten Tag eine Bezahlung mit dem Handy leisten. Auch hier hat Corona das Nutzungsverhalten noch einmal klar intensiviert.
Auch der persönliche Kontakt geht zurück, 36% geben an ihren Betreuer seltener zu treffen. Die Filialen waren während des gesamten Lockdowns geöffnet und es wurde mit geteilten Teams gearbeitet, um für jeden Fall gerüstet zu sein.
“Innerhalb kürzester Zeit haben wir an den Infopoints Plexiglaswände aufgestellt, kartonweise Masken und Desinfektionsmittel organisiert, um die Kunden und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen”, erzählt Schaufler. Außerdem wurde die Beratung per Telefon und auf digitalen Kanälen intensiviert und auch mit diversen Sonderregelungen gearbeitet, um durchgehend für die KundInnen da zu sein.
Geplante Anschaffungen werden noch umgesetzt
Die Vorsicht in Sachen Konsum sieht man bei den ÖsterreicherInnen lediglich bei aktuellen Neuvorhaben. Die Kreditvorhaben derjenigen, die vor Corona schon geplant waren, wurden zu hohen Anteilen auch umgesetzt. Bei den Konsumvorhaben, wie z.B. dem Kauf eines neuen Autos, haben immerhin noch 57% wie geplant umgesetzt. Trotz hereinbrechen der Corona-Pandemie haben 64% ihren Hausbau oder Wohnungskauf umgesetzt.
27% haben ihr Wohnvorhaben zurückgestellt und nur 9% haben es ganz verworfen. Diejenigen, die es sich leisten können, nutzen derzeit weiterhin die niedrigen Zinsen. In Österreich stiegen die Wohnbaukredite im Neugeschäft von 5 Milliarden Euro (Q2 2019) um 7,2% auf 5,5 Milliarden Euro (Q2 2020). „Im gleichen Zeitraum stiegen auch bei uns die Neukredite im Wohnbau um 9,8% auf über eine Milliarden Euro an”, so Schaufler.
Zur Umfrage: Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Marktforschungsinstitut IMAS International für eine telefonische Befragung rund um die Themen finanzieller Betroffenheit und Veränderungen des Veranlagungs- und Konsumverhalten in Zeiten der Corona-Pandemie. Die Befragung fand im Zeitraum vom 03. bis 16. Juni 2020 statt. Insgesamt wurden 900 Personen (100 pro Bundesland) befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.