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Wie bewerten Rating-Agenturen Nachhaltigkeit?

Wie bewerten Rating-Agenturen Nachhaltigkeit?
(c) unsplash

Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen, trotz Trend, ein neues Metier. Weshalb es für die Erste Asset Management von großem Interesse ist zu verstehen, wie Rating-Agenturen „Nachhaltigkeit“ bewerten und wie sich die Herangehensweise im Laufe der Jahre verändert hat.

Nachhaltigkeit und ESG Faktoren (Environmental, Social & Governance) sind ein kontroverses Thema, das Politik sowie Wirtschaft derzeit sehr beschäftigen. Reicht es für ein Unternehmen schon negativen Einfluss auf die Gesellschaft zu vermeiden oder muss ein Unternehmen proaktiv Nachhaltigkeit vorantreiben um als nachhaltiges Unternehmen zu gelten?

Um die Bewertung von ESG in diesem Kontext besser verstehen zu können, beleuchten wir unterschiedliche Methoden und heben die wichtigsten Aspekte hervor.

Rating Modelle

Besonders die „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen stellen einen Meilenstein in der Analyse von „Nachhaltigkeit“ dar. Die beschlossenen Ziele ermöglichen eine bessere Kategorisierung darüber, was Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt (E), Soziales (S), sowie Unternehmensführung (G) wirklich bedeutet.

Wie kann Nachhaltigkeit betrachtet werden?

Nachhaltigkeit muss im Allgemeinen branchenspezifisch betrachtet werden. Während für ein Energieunternehmen vor allem Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle spielen, stehen bei einer Bank das Soziale sowie die Unternehmenskultur im Vordergrund. Bei der Betrachtung eines Unternehmens gibt es zwei populäre Herangehensweisen. Einerseits können die betrieblichen ESG-Risiken, die durch gewisse Handlungen entstehen können, analysiert werden, andererseits kann jedoch auch die ethische Komponente betrachtet werden. Ein Beispiel zur Veranschaulichung der zwei Komponenten ist z.B. eine Firma, die ihre Mitarbeiter schlecht bezahlt.

Das führt zwar kaum zu betriebswirtschaftlichen Risiken, außer möglicherweise zu einem Imageschaden, ist jedoch ethisch äußerst bedenklich. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Handlungen eines Unternehmens, die gleichzeitig das betriebliche Risiko minimieren und einen direkten positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben.

Ein Beispiel wäre ein Unternehmen, das sehr viel Wert auf Work-Life Balance setzt. Das betriebliche Risiko ist hier geringer, weil weniger Mitarbeiter psychisch krank werden oder kündigen, und gleichzeitig hat es einen direkten positiven Einfluss auf die Gesellschaft, weil die Mitarbeiter möglicherweise zufriedener und ausgeglichener sind.

Gewisse Industriezweige jedoch, wie zum Beispiel die Öl- und Gasindustrie, werden nicht als „nachhaltig“ bezeichnet, aber trotzdem mit einem ESG-Rating versehen, da sie trotzdem die Möglichkeit haben proaktiv ESG-Risiken zu reduzieren. Außerdem wird „Nachhaltigkeit“ in unterschiedlichen Ländern anders interpretiert – verschiedene Länder haben zum Beispiel unterschiedliche Meinungen zur Atomkraft.

Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und Industriezweige nicht zu benachteiligen, haben sich manche Rating-Agenturen dazu entschlossen nicht nur „Nachhaltigkeit“ zu bewerten, sondern auch Unternehmen daran zu messen wie gut sie mit Risiken umgehen.

Zwei Aspekte entscheidend

Im Wesentlichen werden zwei konkrete Aspekte betrachtet: Risiko und Möglichkeiten. Wie gehen Unternehmen damit um, werden Kohlenstoffemissionen und Wasserintensitäten reduziert? Wie wird mit der Verwendung von fossilen Brennstoffen umgegangen? Das finanzielle Risiko spielt auch eine Rolle – wenn zum Beispiel die Autoindustrie die Ziele für die Kohlenstoffintensität nicht einhält, wird sie finanziell abgestraft.

Wenn ein Autohersteller elektronische Autos entwickelt, hat dies einen positiven Effekt auf das Rating, da die generierten Einnahmen einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit liefern. Ebenfalls in das Rating fliest ein sogenannter „Reality Check“ mit ein. Es wird ganz genau darauf geachtet, ob das was das Unternehmen verspricht auch tatsächlich umgesetzt wird, sprich ob es in den letzten Jahren für Kontroversen gesorgt hat.

Environmental, Social, Governance

Historisch wurde die „Governance“, also gute Unternehmensführung Säule im ESG-Rating immer als die Wichtigste angesehen. Vor allem im Bereich Portfolio Management spielte die Unternehmensführung schon immer eine entscheidende Rolle in der qualitativen Analyse eines Unternehmens.

In der Forschung wurde jedoch schon früh der Fokus auf die Umwelt und das Soziale gelegt. Vor allem durch gesellschaftlich wichtige Themen wie den Klimawandel richtet sich in den letzten Jahren auch im Investment der Fokus immer mehr in Richtung „Environmental“.

Erstaunlich ist es, dass manche Rating-Agenturen in den nächsten Jahren trotzdem die „Governance“ Säule noch stärker in den Vordergrund stellen. Grund dafür ist, dass „Corporate Governance“ in der Unternehmensbewertung eine immer größere Rolle einnimmt.

Corporate Governance beschäftigt sich unter anderem damit, wie der Vorstand strukturiert ist, wie die Gehälter eines Unternehmens aussehen und wie sich das Unternehmen im Bereich Ethik verhält.

Transparenz der Unternehmen

Die Anforderungen an die Unternehmen haben sich über die letzten 20 Jahre stark geändert. Es werden mehr Daten und Informationen seitens der Rating-Agenturen angefordert. Über die Jahre haben viele Unternehmen auch erkannt, dass mehr Daten zu einem besseren Rating führen können. Vor allem um mit der Konkurrenz mithalten zu können, ist die Bereitschaft zur freiwilligen Datenbereitstellung in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Da viele Unternehmen sich oft auf dem Papier besser stellen, als sie womöglich sind, werden auch alternative Informationsquellen für die Ratings herangezogen, wie beispielsweise staatliche Organisationen, Non-Profit Organisationen und alternative Datenlieferanten. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit zu analysieren wie oft ein Unternehmen gehackt wurde und wenn erfolgreich, wieviel Daten gestohlen wurden – was sich natürlich negativ auf das Rating auswirken würde.

Fazit

Rating-Agenturen haben ihre eigenen Herangehensweisen um Unternehmen zu bewerten. Während es vor etlichen  Jahren noch an Transparenz gefehlt hat, haben Rating-Agenturen heutzutage immer mehr Zugang zu unterschiedlichsten Informationsquellen, was eine konstante Weiterentwicklung der Ratingmodelle zulässt. Durch das steigende Interesse an ESG, steigt auch die Nachfrage nach ESG-Ratings, weshalb es auch wichtig ist, diese nachvollziehen zu können und zu verstehen, was Nachhaltigkeit in dem Kontext wirklich bedeutet.

Lesen Sie unseren ESGenius Newsletter hier: https://blog.de.erste-am.com/dossier/was-ist-eigentlich-nachhaltiges-investment/

Über uns: Erste Asset Management ist Pionier und Marktführer in Österreich im Nachhaltigkeitsbereich. Bereits im Jahr 2001 starteten wir den ersten Umweltaktienfonds, der seit 2006 in Kooperation mit dem WWF Österreich gemanagt wird.

 

Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

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