In den vergangenen Jahren haben ESG-Faktoren für Unternehmen bei der Entscheidungsfindung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Viele Unternehmen erkennen die Bedeutung nachhaltiger Geschäftspraktiken und suchen nach Möglichkeiten, ihre ESG-Performance zu verbessern. Die Nutzung einer App stellt eine dieser Möglichkeiten dar.
Bei der Erste Asset Management haben wir die „ESGenius“-App entwickelt, die uns hilft, unsere ESG-Aktivitäten, wie z.B. unsere Engagements, zu verfolgen und darüber Bericht zu erstatten. Wir dokumentieren unsere Engagement-Aktivitäten über drei Kanäle:
- Engagement-Aktivitäten mit lokalen Unternehmen
- Kooperations-Engagements
- Thematische Dialoge mit Unternehmen
Auf diese Weise können wir die nachhaltigen Praktiken der Unternehmen im Zeitablauf verfolgen, Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und Ressourcen entsprechend zuweisen. Darüber hinaus bietet uns dieser Bereich die Möglichkeit, die Effektivität unserer Bemühungen einer Bewertung zu unterziehen und unseren Ansatz bei Bedarf anzupassen.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über unsere Engagement-Aktivitäten im Jahr 2022:
Wie die Grafik zeigt, wurden im vergangenen Jahr zwei Drittel unserer Engagement-Aktivitäten von unseren Fondsmanagern aus dem Aktienteam (Equity team) durchgeführt, während ein Drittel vom Team für nachhaltiges Investment (Socially Responsible Investment team) durchgeführt wurde, wobei Umweltthemen im Vordergrund standen.
Um die Informationen in der App effektiv nutzen zu können, haben wir uns für eine Form der Berichterstattung entschieden, die detaillierte Daten auf Meeting-Ebene erfasst und zur Verfügung stellen kann. Dazu gehören Informationen über die Anzahl und die Namen der Manager/Analyst:innen, die an dem Meeting teilgenommen haben, Infos hinsichtlich der Besprechungslogistik (virtuell, persönlich oder per E-Mail), detailliertere Informationen über den Inhalt, und ob E-, S- oder G-Bereiche (Environmental, Social oder Governance) behandelt wurden. Anhand dieser Dokumentation können wir das bereits Besprochene weiterverfolgen und vorantreiben.
Ein Engagement, das in unserer App sehr gut dokumentiert wurde, konzentrierte sich auf Cleantech-Unternehmen und wurde von unserem Partner Sustainalytics organisiert. Gemeinsam mit anderen Investor:innen traf die Erste AM im Jahr 2022 20 Cleantech-Unternehmen (zumeist virtuell). Wir diskutierten eine Vielzahl von ESG-Themen, wie die Rückverfolgbarkeit der (lokalen) Rohstoffbeschaffung und Lieferantenaudits, Wassermanagement, Diversitätsfragen und ESG-Berichterstattung.
Cleantech: nachhaltige Produkte, nachhaltige Wertschöpfungskette?
Saubere Technologien sind wichtig für die Bekämpfung des Klimawandels und die Erfüllung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedürfnisse. Allerdings bringen sie auch ökologische und soziale Herausforderungen entlang der verschiedenen Stadien der Wertschöpfungskette mit sich. Das Ziel unserer kooperativen Engagement-Aktivitäten war es, Unternehmen der Cleantech-Branche zu unterstützen und zu ermutigen, allen Stufen der Lieferkette die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.
In diesem Zusammenhang ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Unternehmen die Menschenrechte der lokalen Gemeinschaften respektieren und die Umweltauswirkungen ihrer Produktionsprozesse an den verschiedenen Standorten, der Rohstoffe, die sie beziehen, und der erneuerbaren Energien, die sie erzeugen (falls vorhanden), in vollem Umfang berücksichtigen. Ebenso müssen die grundlegenden Arbeitnehmerrechte wie gesunde und sichere Arbeitsbedingungen, die Vereinigungsfreiheit, das Recht auf Tarifverhandlungen und die Verhinderung und/oder Eindämmung von Kinder- oder Zwangsarbeit in den Werken und Fabriken durch umfassende Prozesse sichergestellt werden. Nachhaltige Produkte sind nur dann nachhaltig, wenn ihre Auswirkungen in sämtlichen Stadien der Wertschöpfungskette Berücksichtigung finden.
Die Unternehmen, mit denen wir in Engagement getreten sind, haben ihren Hauptsitz in China, Japan, Südkorea, den Vereinigten Staaten, Dänemark, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Lässt man geopolitische Spannungen und kulturelle Unterschiede beiseite, so teilen die engagierten Unternehmen ein Gefühl der Dringlichkeit für die Nachhaltigkeitsagenda und unterstützen eine kohlenstoffarme und sozial gerechte Wirtschaft. Die international eskalierten Vorwürfe über Zwangsarbeitspraktiken in großem Stil in der chinesischen Provinz Xinjiang haben auch dieses Engagement beeinflusst.
Engagement-Fallstudie: First Solar
Eines der Unternehmen, mit denen wir uns in den letzten Jahren mehrfach über Engagements beschäftigt haben, ist First Solar. Im Jahr 2022 trafen wir uns mit Vertretern des Unternehmens in zwei virtuellen Sitzungen und diskutierten eine ganze Bandbreite an ESG-Themen, wobei der Schwerpunkt nach wie vor auf den klimatischen und sozialen Herausforderungen lag: Um die soziale Performance in der Lieferkette zu überwachen, prüft First Solar seine Lieferanten beispielsweise auf Sauberkeit und Sicherheit ihrer Anlagen, Mindestlöhne, Arbeitszeiten, Gesundheits- und Sicherheitspraktiken, Nichtdiskriminierung und Konfliktmineralien.
In den Fällen, in denen die Nichteinhaltung eines dieser Kriterien festgestellt wurde, wurden an dem jeweiligen Standort Pläne für Abhilfemaßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Damit sollte sichergestellt werden, dass zum Beispiel die Anforderungen an die Arbeitszeiten erfüllt oder die Notfallprogramme verbessert würden. First Solar verlangt von seinen Zulieferern auch die Einhaltung des RBA-Verhaltenskodex (Responsible Business Alliance), der Gesundheit und Sicherheit im Detail behandelt.
Unser Engagement mit Schneider Electric
Ein weiteres Cleantech-Unternehmen, mit dem wir uns befasst haben, war Schneider Electric: Im März 2022 führten wir ein Gespräch mit dem Unternehmen, welches durch die Abteilung für Nachhaltigkeit der Schneider-Gruppe und die Abteilung Investor Relations vertreten war. Für den Zeitraum 2021-2025 wurde das neue Schneider Sustainability Impact (SSI) Programm eingeführt, das den Fokus auf zahlreiche transformative Initiativen legt, die dazu beitragen sollen, die Klimaziele des Unternehmens für 2025 zu erreichen. Das „Zero Carbon Project“, das Teil des Programms ist, zielt darauf ab, mit 1.000 Lieferanten zusammenzuarbeiten, die für 70% der vorgelagerten CO2-Emissionen von Schneider Electric verantwortlich sind, um den globalen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft voranzutreiben. Im Rahmen dieses Projekts sollen die zukünftigen CO2-Emissionen (Scope 1&2) der kooperierenden Lieferanten bis zum Jahr 2025 um 50% reduziert werden.
Wie in unserer App dokumentiert, wurden die Parameter dieses Projekts auch in früheren Gesprächen mit dem Unternehmen erörtert. Wir konnten dem Unternehmen sachdienliche Fragen stellen, wie z.B. wie die „besten“ Lieferanten (in Bezug auf die Umstellung auf CO2-Emissionen) belohnt werden könnten oder tatsächlich belohnt würden und welche kooperativen Allianzen in dieser Hinsicht von Interesse sein könnten.
Fazit: verbesserte ESG-Performance dank der ESGenius-App
Diese und ähnliche Funktionalitäten unserer ESGenius-App erlauben es uns, fundierte Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zur Verbesserung unserer ESG-Performance zu ergreifen. Insbesondere der Bereich „Engagement“ bietet wertvolle Einblicke, die uns dabei helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen wir uns von Vermögenswerten trennen müssen. Dies ist dann der Fall, wenn Unternehmen sich nicht ausreichend um die Verbesserung ihrer nachhaltigen Praktiken bemühen. Insgesamt spielt unsere ESGenius-App eine entscheidende Rolle bei unserem Engagement in Richtung nachhaltiger Praktiken und verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.