Man benötigt eine Mischung aus Geschichte, Ökonomie und Politik, um durch den Alltagslärm zu hören und die großen Trends der Zukunft zu identifizieren. Das Investment Team der Erste AM beschäftigt sich in einer neuen Serie „Longterm Outlook“ mit dem Thema Digitalisierung & Industrie 4.0.
Den ersten Beitrag finden Sie hier: The next 10 years. Zweiter Beitrag: Industrie 4.0
Wir achten auf unsere PCs, indem wir beispielsweise Updates installieren oder verdächtigen Websites fernbleiben. All dies tun wir, um zu vermeiden, dass sich unsere digitale Hardware ein Virus zuzieht, welches die Effizienz unseres Betriebssystems kompromittieren würde.
Das Virus, von dem ich hier spreche, zeitigte hingegen andere Auswirkungen auf die heutige Digitalisierung.
Der Technologiesektor war und ist – trotz kleinerer Einbrüche – der klare Gewinner der COVID-19-Epidemie. Der Nasdaq Composite Index, der zumeist als Marktrepräsentant für diesen Sektor herangezogen wird, hat im Laufe der vergangenen Monate einige Male neue Rekordniveaus erreicht.
Am 26. August veröffentlichte ein Twitter-User eine Tabelle (siehe nachfolgend), welche die Zugewinne an Marktkapitalisierung an jenem Tag für die FAA(N)G-Aktien (ex Netflix), Salesforce.com, Microsoft und Tesla zeigte. Bemerkenswerter Weise betrug der Gesamtzuwachs dieser sieben Unternehmen beinahe USD 300 Mrd. (ja – Milliarden!). Diese Gewinne beruhten zum Großteil nicht auf irgendwelchen spezifischen Neuigkeiten, sondern einfach auf der Marktstimmung. Zum Vergleich: das Volumen des österreichischen Kapitalmarkts liegt bei etwa EUR 81,6 Mrd. (Juli 2020).
Große Steigerungen, kleine Korrekturen
Wie sich in den letzten Tagen gezeigt hat, bringen solche gewaltigen Steigerungen meist auch eine Korrektur mit sich. Letztere hatte jedoch auf die starke Jahresperformance des Technologie-Sektors nur geringe Auswirkungen.
Darüber hinaus stiegen die 30-Tages-Forward-Volatility-Schätzungen auf Basis von Optionspreisen gegen Ende der letzten Woche stark an, was auf mehr Volatilität in absehbarer Zukunft schließen lässt.
Die Pandemie hat sich im heurigen Jahr auf vielerlei Arten auf unsere Arbeits- und Lebenswelt ausgewirkt. Einige von Ihnen lesen diesen Blog vielleicht daheim, im Home-Office. Das ist kein Zufall: das Coronavirus und die damit einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen führten zu einer deutlichen Erhöhung der Anzahl an Personen, die von daheim arbeiteten.
Natürlich sind damit auch die digitalen Anforderungen sowohl für Hard- als auch für Software in den letzten Monaten stark angestiegen. Und da gute Kommunikation einen der wichtigsten Aspekte im Geschäftsleben darstellt, werden Dienstleistungen wie z.B. Microsoft Teams stärker genutzt – nicht nur für virtuelle Meetings, sondern auch, um beispielsweise simultan an einem gemeinsamen Dokument zu arbeiten.
Was bedeutet das für einen Riesen wie Microsoft? Nun, die Anzahl der MS Teams-User verfünffachte sich von September 2019 bis April 2020 von 13 Mio. auf 75 Mio.
Die Veränderungen im Arbeitsleben brachten auch Veränderungen in unserem Lebensstil mit sich. Die Einschränkung sozialer Kontakte („social distancing“) führte zu Problemen in der Freizeitgestaltung und beim Kontakt mit Freunden.
Wer kannte Zoom 2019?
Dies verlieh großen Social-Media-Plattformen wie Facebook Auftrieb, die von den Maßnahmen gegen die Pandemie über eine erhöhte Anzahl an Anwendern ihrer Sofortnachrichtendienste und Social-Networking-Instrumente profitierten. Neulinge wie z.B. Zoom (sind wir uns ehrlich, wer kannte Zoom in 2019?) sahen ihre User-Zahlen ebenfalls in die Höhe schnellen.
Zoom-User pro Tag (GB)
Verhalten der privaten Haushalte
Das Verhalten der privaten Haushalte veränderte sich während der Pandemie ebenfalls. Da die Leute nun daheimblieben, verzeichneten eCommerce-Unternehmen – und da allen voran Amazon – eine erhöhte Anzahl an Bestellungen und deutliches Gewinnwachstum. Die nachfolgende Graphik zeigt die Veränderungen bei den Ausgaben hinsichtlich der verschiedenen Sektoren.
Veränderungen bei Ausgaben für Wirtschaftsbereiche
Nicht nur Online-Händler konnten sich über erhöhten Zulauf freuen – die Anbieter von Zahlungsdienstleistungen verbuchten eine ebenso positive Entwicklung. Sehen wir uns z.B. PayPal an: in seinem Investoren-Update für Q2 2020 vermeldete der Zahlungsanbieter einen Anstieg von 137% bei seinen aktiven Konten, was einen wichtigen Werttreiber für die Industrie darstellt.
In Anbetracht all dessen lassen sich die hohen Bewertungen von Technologie-Aktien derzeit wohl rechtfertigen. Die rasche Digitalisierung ist kein kurzfristiger Trend mehr, sondern Standard. Wo also geht die Reise hin?
Um diese Frage zu beantworten, lohnt ein Blick auf die Anlagestrategie von großen Technologieunternehmen. Alibaba hat z.B. erst vor kurzem angekündigt, USD 22 Mrd. in die Entwicklung von Betriebssystemen, Halbleitern und die Errichtung neuer Daten-Center zu investieren. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Cloud: sie ist ein unvermeidliches digitales Instrument und wird dies auch bleiben.
FAZIT:
Als Vermögensverwalter sehen wir die digitale Transformation als ein langfristiges Thema, das an Wichtigkeit nur weiter gewinnen wird. Unser ERSTE FUTURE INVEST-Fonds verfolgt und analysiert Veränderungen in der digitalen Welt genau, um immer auf der Höhe der Zeit im Hinblick auf wirkungsreiche Entwicklungen mit Pioniercharakter zu bleiben.
Die heurige Performance des Fonds von über 12% (09.09.2020) bis dato bestätigt unsere Sicht und zeigt, dass wir uns am richtigen Weg in die Zukunft befinden.
Alle Artikel unserer neuen Serie “ Longterm Outlook“: https://blog.de.erste-am.com/dossier/longterm-outlook/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.