Am 26. November steht in den USA und vielen anderen Ländern wieder der traditionelle Rabatt-Tag „Black Friday“ und damit der offizielle Auftakt des für viele Branchen immens wichtigen Weihnachtsgeschäfts an. Angesichts des mit der Corona-Pandemie beschleunigten Trends zum Online-Shopping, noch immer oder schon wieder bestehender Corona-Beschränkungen, Lieferengpässen und steigenden Inflationsraten eröffnet der Mega-Einkaufstag aber heuer unter schwierigen Rahmenbedingungen die Weihnachtssaison.
Ihren Ursprung hat der mit vielen Aktionen beworbene Einkaufstag in den USA. Dort war der Brückentag nach dem auf den dritten Donnerstag im November fallenden Thanksgiving-Feiertag schon seit langen ein beliebter Tag für Weihnachtseinkäufe und einer der mit Abstand umsatzstärksten Verkaufstages des Jahres. Zahlreiche Einzelhändler zelebrieren diesen Black Friday mit weihnachtlichen Sonderangeboten und Rabatt-Aktionen, viele Waren werden zum halben Preis oder noch stärker verbilligt angeboten. Amerikaner stürmen an diesem Tag traditionell in Scharen die Einkaufscenter, die teilweise schon um Mitternacht öffnen.
In den 2000er-Jahren kam mit dem zunehmenden Trend zum Online-Shopping zum Black Friday der „Cyber Monday“: Am Montag nach Thanksgiving bieten zahlreiche Online-Händler ihre Waren im Internet zu stark verbilligten Preisen an. 2020 dürften die Amerikaner laut einer Schätzung der Marktforscher von Adobe Analytics gut 10,8 Milliarden US-Dollar für Einkäufe im Internet an diesem Tag ausgegeben haben. Damit hat der Cyber Monday den Black Friday als verkaufsstärksten Einkaufstag überholt.
Mittlerweile haben sich Black Friday und Cyber Monday auch in europäischen und asiatischen Ländern zunehmend etabliert. Der deutsche Einzelhandel erwartet etwa heuer laut einer aktuellen Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) an diesen beiden Tagen Rekordumsätze in Höhe von rund 4,9 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr wäre das eine Steigerung von 27 Prozent.
Umfragen lassen auf höhere Ausgaben als im Vorjahr hoffen
Mit Spannung warten Einzelhändler aber auch die Finanzmärkte nun auf den anstehenden Black Friday. Der Tag sollte eine gute Indikation für das gesamte Weihnachtsgeschäft liefern, und dieses ist speziell in der stark vom Inlandskonsum abhängigen US-Wirtschaft von großer Bedeutung. Erste Prognosen blicken vorsichtig optimistisch auf das Einkaufswochenende. So zeigte eine Umfrage von Boston Consulting für acht große Industrienationen, dass 27 Prozent der befragten Verbraucher heuer mehr ausgeben wollen als im Vorjahr. Nur 14 Prozent erwarten, dass sie bei den heurigen Black-Friday- und Cyber-Monday-Aktionen weniger ausgeben als 2020.
Die stärksten erwarteten Steigerungen zeigt die Umfrage für die USA: Dort wollen 33 Prozent der Befragten mehr ausgeben als im Vorjahr. Nur 12 Prozent erwarten, dass ihre Weihnachtseinkäufe heuer sparsamer ausfallen. Im Schnitt dürften Amerikaner der Umfrage zufolge heuer um die 370 Euro pro Person im Rahmen des beiden Rabatt-Tage ausgeben. Großbritannien übertrifft diesen Wert leicht mit 390 Euro, Deutschland liegt leicht dahinter mit 340 Euro pro Person. Auch jüngste Unternehmensmeldungen lassen auf ein stärkeres US-Weihnachtsgeschäft hoffen. So hat der US-Einzelhandelsriese Walmart im Rahmen seiner Quartalsergebnis-Präsentation auch seine Prognosen für das Gesamtjahr in Erwartung einer guten Weihnachtssaison erhöht.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC für Deutschland: 69 Prozent der befragten deutschen Verbraucher wollen heuer die Black-Friday- und Cyber-Monday- Angebote nützen. Dabei wollen sie im Schnitt 266 Euro und damit um 25 Euro mehr als im Vorjahr ausgeben.
Ganz oben auf den Shopping-Listen stehen wieder Elektronik- und Modeartikel. Jeder zweite Verbraucher gab in der internationalen Umfrage von Boston Consulting an, heuer auch Verbraucherelektronik kaufen zu wollen. Auch jeder zweite Deutsche dürfte laut PwC auf der Jagd nach Technik-Schnäppchen sein. 36 Prozent planen Kleidung, Schuhe und Accessoires zu shoppen.
Der durch die Corona-Pandemie und Lockdowns schon 2020 beschleunigte Trend zum Online-Shopping dürfte dabei anhalten. 74 Prozent der von PwC befragten Verbraucher wollen etwa vor allem online einkaufen. Lediglich 23 Prozent haben vor, im stationären Handel nach Schnäppchen zu suchen. Die Anti-Corona-Maßnahmen dürften einen Einkaufsbummel weiterhin deutlich weniger attraktiv machen, dazu kommt die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus im stationären Handel, so die PwC-Experten. Laut der Umfrage von Boston Consulting dürfte der Online-Handel aber nicht mehr ganz so stark dominieren wie im Vorjahr: Hatten 2020 noch 57 Prozent der von Boston Befragten angegeben nur online einkaufen zu wollen, so waren es 2021 „nur“ noch 53 Prozent.
Lieferengpässe und Inflation könnten Shopping-Lust bremsen
Gebremst werden könnte die Shopping-Lust heuer aber von einigen Sonderfaktoren. So dürften die weltweiten Lieferengpässe bei Computerchips die Verfügbarkeit der zu Weihnachten heiß begehrten Smartphones, Computer und Videospielekonsolen beeinträchtigen. „Aufgrund der angespannten Lieferketten kann es in diesem Jahr in einigen Produktkategorien zu Engpässen kommen“, erwartet etwa Christian Wulff von PwC. So dürften viele Produkte im physischen Handel auf den Verkaufsregalen fehlen, im Online-Handel fürchten viele Verbraucher heuer längere Lieferzeiten.
Zudem dürfte die Inflation auf dem Weihnachtsgeschäft lasten. Die jüngsten Preisschübe könnten in wichtigen Geschenkkategorien wie etwa der Unterhaltungselektronik die Gewährung von Rabatten erschweren und die höheren Preise die Kauflust der Verbraucher beeinträchtigen. Die kursierenden Inflationsängste haben im November bereits das US-Konsumklima auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren geschickt. Der von der Universität Michigan erhobene Index für die Verbraucherstimmung ist in diesem Monat um 4,9 auf 66,8 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit 2011 gefallen.
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Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.