
Der Ölpreis zählt zu den wichtigsten globalen Wirtschaftsindikatoren – für Staaten, Unternehmen und Konsument:innen. Seit mehreren Monaten kennt der Preis für Rohöl jedoch nur eine Richtung – nach unten. Am Markt sind vor allem die Preise für Brent- und WTI-Öl im Fokus. Beide fielen zuletzt auf ein neues Vierjahrestief. Warum das so ist, was die jüngsten Entscheidungen der OPEC+ damit zu tun haben und welche Auswirkungen auf Märkte und Anleger:innen denkbar sind, erklären wir in diesem Beitrag.
OPEC+ erhöht erneut die Ölproduktion – trotz schwacher Preise
Eine Kerngruppe des Ölkartells OPEC+ hat jüngst beschlossen, ihre im Frühling gestartete Ausweitung der Fördermengen trotz der jüngsten Ölpreisschwäche im Sommer weiter fortzusetzen. Die acht Staaten, darunter Saudi-Arabien und Russland, werden ihre gemeinsame Tagesproduktion im Juli um 411.000 Barrel (ein Barrel entspricht 159 Liter) erhöhen, hieß es in einer Mitteilung nach einer Online-Sitzung der Gruppe am Wochenende. Diese Entscheidung sei „angesichts der stabilen globalen Wirtschaftsprognosen und der aktuell gesunden Marktgrundlagen getroffen worden“, teilte die Gruppe mit.
Die OPEC+ vereint die in Wien ansässige Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) unter der Führung Saudi-Arabiens mit Kooperationspartnern wie Russland. Durch die gemeinsame Abstimmung der Fördermengen hat die Vereinigung großen Einfluss auf die Entwicklung der Ölpreise – schließlich sind die OPEC+-Staaten für rund 40 Prozent der globalen Ölförderung verantwortlich. Laut den jüngsten Daten der Gruppe produzierte die OPEC+ im April rund 40,9 Mio. Barrel pro Tag.
Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Ölkartell rückt von Strategie der stabilen Ölpreise ab
Schon zuvor war am Markt erwartet worden, dass die Kerngruppe diesen Schritt setzt, weshalb sich die unmittelbare Marktreaktion in Grenzen hielt. Trotz des Preisrückgangs in den vergangenen Monaten wird der Ölpreis derzeit noch von den geopolitischen Spannungen gestützt. So gab es zuletzt weder bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, noch bei den Atomgesprächen der USA mit dem Iran merkliche Fortschritte. Außerdem hat die jüngste US-Dollar-Schwäche die Ölpreise stabilisiert, da sie Öl in anderen Währungen rechnerisch günstiger macht.
Bisher hatte die OPEC versucht den Ölpreis mithilfe eines künstlich verknappten Angebots stabil bei 90 US-Dollar pro Barrel zu halten. Auf diesen Ölpreis ist das größte OPEC-Förderland Saudi-Arabien angewiesen, um seine Staatsausgaben zu decken. In den vergangenen Jahren hatten die acht Kernstaaten des Kartells ihre Produktion um 2,2 Mio. Barrel gedrosselt, um den Ölpreis zu stützen.
Zuletzt sind die OPEC-Länder aber von dieser Strategie abgerückt. Im Mai und Juni hatten die Kernstaaten trotz der sinkenden Ölpreise bereits Produktionserhöhungen beschlossen. Somit ist der Juli der dritte Monat in Folge, in dem die OPEC+ ihre Produktion dreimal so stark erhöht wie vorgesehen. Dabei belastet der Zollstreit derzeit ohnedies die globale Ölnachfrage und damit den Ölpreis.
Sorgen vor Auswirkungen des Zollstreits drücken Ölpreis
2008 hatte der Preis für die wichtige Öl-Referenzsorte Brent sein bisheriges Rekordhoch von über 140 US-Dollar pro Fass erreicht. Im Zuge des Ukraine-Kriegs hatte sich der Preis diesem Hoch wieder angenähert. In Folge hatte die Erwartung einer sinkenden Ölnachfrage den Preis aber kontinuierlich fallen lassen. Zu den Sorgen um eine Konjunktur- und damit Nachfrageschwäche des weltgrößten Öl-Importeurs China kamen zuletzt die Ängste vor den ökonomischen Folgen einer Eskalation des Zollstreits. Nach der Ankündigung zahlreicher Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump im April war der Brent-Preis zeitweise unter 60 Dollar je Fass und damit auf ein Vierjahres-Tief gefallen. Seit damals konnte sich der Ölpreis vorerst knapp über diesem Niveau stabilisieren.
Fördererhöhungen könnten Reaktion auf Quotenbrecher Kasachstan sein
Die Gruppe der acht OPEC+-Länder riskiert mit den Produktionserhöhungen nun aber weitere Rückgänge der Ölpreise und damit geringere Einnahmen. Ein möglicher Hintergrund sind Interessenskonflikte innerhalb des Kartells. So hält sich Kasachstan nicht an seine Vereinbarung zur Reduzierung der Fördermengen. Das zentralasiatische Land überschreitet seine Produktionsquote um rund 350.000 Barrel pro Tag, was vor allem beim wichtigsten OPEC-Förderland Saudi-Arabien zu wachsender Unzufriedenheit gesorgt hat. Mit der Erhöhung könnte die Kerngruppe der acht Länder nun versuchen, Kasachstan zu bestrafen und Marktanteile von dem Quotenbrecher zurückzugewinnen, glauben Expert:innen.
Kasachstan hat in der Vergangenheit immer wieder vergeblich um eine höhere Förderquote gebeten und angekündigt, nationale Interessen vor OPEC-Interessen zu stellen. In Kasachstan liegt die Ölförderung anders als in anderen Ländern wie etwa Russland stark in der Hand privater, internationaler Unternehmen. Diese haben zuvor in Förderkapazitäten wie etwa die Ausweitung des wichtigen Tengiz-Ölfelds investiert, und lassen sich nicht so leicht von der Regierung dazu bringen, ihre Fördermengen zu reduzieren.

(c) Maxim Shemetov / REUTERS / picturedesk.com
US-Ölindustrie möglicher Verlierer
Mit ihren jüngsten Produktionsausweitungen könnten die acht OPEC+-Kernländer aber auch versuchen, Marktanteile von den USA zu erobern. Die USA haben ihre Fördermengen in den vergangenen Jahren sukzessive ausgeweitet und fördern derzeit gut 20 Millionen Fass täglich. Damit ist die US-Fördermenge in etwa gleich groß wie jene der beiden größten Förderländer der OPEC+, Russland und Saudi-Arabien, zusammengenommen.
Die USA können derzeit ihren Ölbedarf komplett selbst decken und sind nicht auf Importe angewiesen. Die für die USA bedeutende Produktion von Schieferöl ist allerdings teuer. Die US-Schieferölförderer brauchen Expert:innen zufolge einen Ölpreis von 50 bis 60 Dollar je Fass, um profitabel zu arbeiten. OPEC-Länder wie Saudi-Arabien können deutlich günstiger fördern und damit auch bei niedrigeren Preisen wirtschaftlich Öl fördern. Möglicherweise riskieren die OPEC+-Länder also gezielt weitere Ölpreisrückgänge, um US-Förderunternehmen aus dem Markt zu drängen. Dies könnte freilich neue Vergeltungsmaßnahmen von US-Präsident Donald Trump auf den Plan rufen, erwarten Marktexpert:innen. Möglicherweise drohen also bereits weitere Zollankündigungen seitens der USA.
Fazit: Ölmarkt zwischen Preisdruck, Politik und Machtspielen
Die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt zeigt: Die OPEC+ entfernt sich zunehmend von ihrer bisherigen Preisstabilisierungsstrategie. Die wiederholten Fördererhöhungen trotz sinkender Preise deuten auf interne Spannungen – etwa mit Kasachstan – und einen möglichen strategischen Kurswechsel hin zu Marktanteilsicherung, auch auf Kosten kurzfristiger Erlöse. Gleichzeitig wird der globale Ölpreis durch geopolitische Unsicherheiten, den US-Dollar-Kurs und eine eingetrübte Nachfragesituation – insbesondere in China – zusätzlich belastet.
Die USA, als größter Ölproduzent neben Saudi-Arabien und Russland, geraten unter Druck, da ihre Schieferölförderung bei den aktuellen Preisniveaus wirtschaftlich unter Stress gerät. Da der Ölpreis auch als wichtiger Indikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft generell gilt, macht der Preisverfall der vergangenen Monate eines klar: Die zunehmenden Spannungen rund um den Zollstreit ausgehend von den USA, werden nicht spurlos am globalen Wirtschaftswachstum vorübergehen.
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