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So steht es um den Energiemix der österreichischen Wirtschaft

So steht es um den Energiemix der österreichischen Wirtschaft
So steht es um den Energiemix der österreichischen Wirtschaft
(c) Daniel Scharinger / picturedesk.com
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Die Preise für Strom und Gas sind momentan in aller Munde. Hohe Gaspreise und eine langanhaltende Dürreperiode in Europa (die sowohl die Produktion von Wasserkraft als auch Atomenergie beeinträchtigt, da die Atommeiler stark gekühlt werden müssen) lassen die Kosten für Elektrizität in die Höhe schnellen.

Aber nicht nur Endkund:innen schwitzen angesichts einer Vervielfachung der Preise für Strom und Heizung. Auch die Industrie gerät zunehmend unter Druck. Höhere Energiekosten führen zu steigenden Preisen für Stahl, Zement, etc. – was wiederum die Inflation in Europa befeuert. Höhere Preise machen es auch schwerer, europäische Produkte in Ländern abzusetzen, die nicht von diesen Engpässen betroffen sind.

Vor diesem Hintergrund rückt der Energiemix der heimischen Unternehmen zunehmend in den Fokus der Investor:innen. Es vergeht kein Investorenmeeting, ohne dass die Unternehmen im Detail über ihre Anteile an Gas & Strom, ihre Absicherungen und mögliche Notfallpläne befragt werden. Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und stellen den Energieverbrauch der heimischen Firmen in einen Kontext. Wir haben daher die Nachhaltigkeitsberichte der ATX Prime Unternehmen nach dem Energieverbrauch der Firmen durchforstet, um Trends auszumachen und die Absicherungen der Firmen besser zu verstehen. Einige interessante Details aus dieser Analyse stellen wir in diesem Blog vor.

OMV und voestalpine sind die größten Verbraucher

Fangen wir bei den größten Verbrauchern an. Wenig überraschend sind dies die großen heimischen Industriebetriebe, allen voran der Öl-, Gas-, und Chemiekonzern OMV mit knapp 49TWh Gesamtverbrauch im Jahr 2021, gefolgt von dem Stahlkonzern voestalpine mit 38,7 TWh.

Um das in eine Perspektive zu setzen: Der gesamte Energieverbrauch in Österreich (Strom, Heizen, Verkehr, etc.) betrug im Jahr 2021 knapp 311 TWh. Damit wären allein OMV und voest für über ein Viertel des gesamten heimischen Energieverbrauchs verantwortlich, würden sie ausschließlich in Österreich produzieren. Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, ergibt sich jedoch ein differenzierteres Bild. Die OMV hat zwar einen hohen Verbrauch, profitiert aber natürlich als Öl und Gasproduzent aktuell massiv von den hohen Preisen (insbesondere dann, wenn die Raffinerie in Schwechat wieder in den Vollbetrieb gehen kann). Bei der voest wiederum sind Kohle, Koks, etc. für knapp zwei Drittel des Energieverbrauchs verantwortlich. Gas macht knapp 30% des Verbrauchs aus und Strom spielt in der Produktion nur eine untergeordnete Rolle. Was die Gasversorgung angeht hat der Linzer Konzern bereits Läger angelegt, die bei voller Produktion für 3 Monate reichen sollten. Zumindest die härtesten Wintermonate dürfte man damit überstehen.

Lenzing großteils von Elektrizität abhängig, Mayr-Melnhof von Gas und Wärme

Auf Platz 3 und 4 finden sich mit dem Faserhersteller Lenzing und den Karton & Papierkonzern Mayr-Melnhof weitere Großverbraucher mit knapp 12 bzw. 11 TWh Gesamtverbrauch. Lenzing ist dabei großteils von Elektrizität abhängig (knapp 50%), während Mayr-Melnhof’s Energie zu fast 90% aus Gas und Wärme kommt.

Bei beiden Firmen spielt die globale Produktion eine wichtige Rolle. Lenzing ist in den meisten heimischen Standorten energietechnisch Selbstversorger, da die Herstellung ihrer Faserstoffe selbst viel Energie freisetzt. Auch „die Mayr“ (wie sie am Markt liebevoll genannt wird) sieht sich nach Alternativen um. Als Produzent von Verpackungen für die Nahrungsmittelindustrie kann man hier jedoch damit rechnen, dass die Firma selbst im Falle eines Gasengpasses gegenüber anderen Unternehmen bevorzugt werden dürfte, es sei denn die Supermärkte stellen um auf Cornflakes in großen Sammelboxen wie es sie früher in Zuckerlgeschäften gab.

Wienerberger zu großen Teilen abgesichert

Auch Wienerberger setzt in der Ziegelproduktion hauptsächlich Gas ein. Das Unternehmen hat sich jedoch bereits früh die Einkaufspreise abgesichert und ist für das aktuelle Jahr zu über 90% versorgt. Mit Blick auf das nächste Jahr ist ein Großteil der Produktion ebenso abgesichert. Negative Auswirkungen könnten hierbei kleineren Mitbewerber:innen drohen, die sich aufgrund der kleineren Produktionsmengen oftmals nicht so leicht gegen Kostensteigerungen schützen können.

Banken und Versicherungen eher unabhängig von Energiekosten

Wie sieht es auf dem anderen Ende des Spektrums aus? Welche Firmen sind tendenziell eher unabhängig von Energiekosten? Banken und Versicherungen stechen hier naturgemäß hervor. Bei einem Verbrauch von 0,2-0,3 TWh bei Bawag, RBI und Erste Group sind die Energiekosten kein wesentlicher Treiber der Ergebnisse, wenngleich man natürlich das Kreditportfolio im Auge behalten muss. Hier könnten die Firmen indirekt von weiteren staatlichen Unterstützungen profitieren, wie dies auch in der Covid-Krise der Fall war. Aber auch bei dem Cateringkonzern Do&Co spielen Energiekosten nur eine untergeordnete Rolle. Der Energieverbrauch von 153.000 KWh ist gerade mal so hoch wie der Verbrauch von knapp über 40 durchschnittlichen heimischen Haushalten.

Was bedeutet das nun insgesamt für die heimische Industrie und in weiterer Folge für den Aktienmarkt? Es ist unbestreitbar, dass weitere Komplikationen an den Energiemärkten Auswirkungen auf die heimischen Firmen und die gesamte Wirtschaft hätten. Die großen heimischen Industriebetriebe haben sich in den letzten Wochen und Monaten jedoch intensiv mit dem Thema beschäftigt, um mögliche negative Auswirkungen so gut es geht zu begrenzen. Unterstützungsmaßnahmen für die Konsument:innen könnten auf Seiten der Endverbraucher:innen für Entlastung sorgen. Alles in allem würden somit die Chancen gut stehen, dass auch auf diesen Winter wieder ein blühender Frühling folgt.

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