Das Aufkommen von DeepSeek, dem neuen von einem chinesischen Start-Up entwickelten KI-Modell, schlug vor zwei Wochen hohe Wellen in der Technologiewelt. Während DeepSeek wohl einige wesentlichen Prämissen für die KI-Welt grundsätzlich ändert, wie Portfolio-Manager Markus Auer in seinem Blogbeitrag beschreibt, könnten auch die wichtigsten KI-Player an der Börse die Folgen des neuen KI-Wundermodells zu spüren bekommen.
Was ist DeepSeek?
Das R1-Modell von DeepSeek weist eine Leistung auf, die mit führenden Modellen wie denen von OpenAI vergleichbar ist, jedoch zwei wesentlich Unterschiede hat: Ersten ist DeepSeek Open Source und kann auf privaten Computern ausgeführt werden. Diese Veränderung stellt das aktuelle Geschäftsmodell von Unternehmen wie OpenAI in Frage, die auf teure Infrastruktur und Abonnementgebühren für den Zugriff auf ihre fortschrittlichsten Modelle angewiesen sind.
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Das neue KI-Modell von DeepSeek löste zeitweilig deutliche Kursverluste bei den großen Tech-Aktien aus. Bildquelle: Dado Ruvic / REUTERS / picturedesk.com
Zweitens: Technische Überlegenheit und Kosteneffizienz. DeepSeek verwendet eine „Chain of Thought“-Methode (CoT), die einigen fortschrittlichen OpenAI-Modellen ähnelt, um komplexe Fragen in Zwischenschritte zu zerlegen, bevor eine endgültige Antwort gegeben wird. Dieser Prozess ist für den Benutzer transparent und ermöglicht ein größeres Vertrauen und Verständnis für die Argumentation der KI. Was DeepSeek auszeichnet, ist seine Effizienz. Das Modell ist so konzipiert, dass es wesentlich kleiner und weniger ressourcenintensiv ist, sodass es auf persönlichen Geräten ausgeführt werden kann, was die Kosten für die Recheninfrastruktur drastisch senkt.
Auswirkungen auf Big-Tech
DeepSeek hat nicht nur in der Technologiewelt für Aufsehen gesorgt, auch am Aktienmarkt ging das neue KI-Modell nicht spurlos vorüber. Auf welche der bekannten Tech-Riesen an der Börse könnte sich DeepSeek auswirken und wie reagieren sie darauf? Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Unternehmen:
Hinweis: Die in diesem Beitrag angeführten Unternehmen sind beispielhaft ausgewählt worden und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Nvidia
Das Potenzial für geringere Anforderungen an die Rechenleistung aufgrund effizienter Modelle wie DeepSeek könnte sich auf Nvidia, bisher dem KI-Profiteur schlechthin, negativ auswirken. Da Kund:innen möglicherweise weniger oder günstigere Chips benötigen, könnten die hohen Margen von Nvidia unter Druck geraten. Vonseiten der Analysten wurde dies teilweise schon davor erwartet – aktuell gehen die Prognosen am Markt von einem Rückgang bei den Bruttomargen in diesem und im nächsten Jahr aus.
Während Nvidia effizientere und bessere Chips entwickelt, um diesem Trend entgegenzusteuern, könnte auch die Verlagerung von Training zu Inference in der KI-Verarbeitung Auswirkungen haben.
- Training ist die erste Phase eines KI-Modells. Das kann durch einen Prozess des Ausprobierens oder des Zeigens von Modellbeispielen der gewünschten Ein- und Ausgaben des KI-Modells sein.
- Inference (Schlussfolgerung) ist hingegen der Prozess, der auf das Training folgt. Je besser ein Modell trainiert ist und je feiner es abgestimmt ist, desto besser sind die Schlussfolgerungen.
Für Inference sind andere Chips, sogenannte application-specific integrated circuit (ASICs) besser geeignet, während für Training Grafikprozessoren (graphics processing unit, GPU) verwendet werden. Das Problem dabei: Nvidia produziert keine ASICs sondern nur GPUs. Erstere werden von anderen Chipunternehmen hergestellt, wie Broadcom oder Marvel.
Geht es nach Bernhard Ruttenstorfer, Fondsmanager des Technologieaktienfonds ERSTE STOCK TECHNO, könnten die jüngsten Entwicklungen und Fortschritte im KI-Bereich weniger positiv für die Chipindustrie sein: „Prognosen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, aber gerade in diesem Bereich gibt es gewisse Abwärtsrisiken, wenn der Bedarf an Rechenleistung für neuere KI-Modelle abnimmt.“
Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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Microsoft
OpenAI, das Unternehmen das ChatGPT entwickelte, den ersten KI-Chatbots der einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, kommt durch DeepSeek unter Druck. Indirekt ist das auch für Microsoft negativ, da das Unternehmen eine milliardenschwere Beteiligung an OpenAI hält.
Für OpenAI und ihr Geschäftsmodell stellt DeepSeek eine Bedrohung dar. Bisher verdiente OpenAI mit ihrem Abo-Modell für die Nutzung ihrer KI Geld. Dass sich mit dem Open-Source-Modell DeepSeek private Nutzer:innen und Unternehmen ihre eigene KI aufbauen können, ist für OpenAI daher selbstredend negativ.
Abgesehen von OpenAI konzentriert sich Microsoft darauf, seine Infrastruktur für Inference-Anwendungen zur Verfügung zu stellen, also für den täglichen Gebrauch von KI. Man baut etwa die eigene KI „Copilot“ nach und nach in Microsoft-Anwendungen ein.
Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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Meta
Generell gäbe es ohne Meta auch kein DeepSeek, wie Fondsmanager Ruttenstorfer festhält: „DeepSeek hat sein Modell auf jenem von Meta aufgebaut. Ohne der Vorleistung von Meta gäbe es DeepSeek nicht. Die Chinesen haben das LLM aber sehr effizient weiterentwickelt.“
Der Facebook-Mutterkonzern sieht die Fortschritte von DeepSeek aber positiv und kündigte bei seiner Zahlenpräsentation vor zwei Wochen an, dass man die neuen Techniken in die eigenen KI-Modelle integrieren möchte, um diese damit weiterzuentwickeln und zu verbessern. Das Unternehmen hält an den Investitionsplänen in die eigene Infrastruktur fest, um bei der KI-Entwicklung weiterhin eine führende Rolle einnehmen zu können.
Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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Alphabet (Google)
Alphabet hat bereits seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, die Betriebskosten erheblich zu senken, indem es sie innerhalb weniger Monate nach der Veröffentlichung von ChatGPT deutlich senkte. Gleichzeitig steht die Google-Mutter weiterhin unter dem Druck, Antworten auf Nutzerfragen in guter Qualität zu liefern und dabei die Kosten unter Kontrolle zu halten.
Für die Cloud-Infrastrukturanbieter, also Alphabet, aber auch Microsoft, Meta und Amazon sieht Ruttenstorfer die Entwicklungen durch DeepSeek insgesamt positiv: „Sie können ihren Service künftig vielleicht billiger anbieten, was zu einem vermehrten Einsatz von KI-Anwendungen führen könnte. Die andere Möglichkeit ist, dass sie für ihr Angebot weniger stark investieren müssen, was sich positiv auf die Margen auswirken dürfte.“
Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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Apple
Der iPhone-Konzern hat bisher nicht so stark in KI-Datenzentren investiert wie es Meta oder Microsoft tun. Dort konzentriert man sich darauf, mit Apple Intelligence kleinere KI-Modelle zu verwenden die auf den Geräten direkt laufen. Erste wenn dieses kleinere Modell keine guten Antworten liefert, greift es auf ein größeres in der Cloud zu.
Apples Strategie, kleinere Modelle auf Geräten zu verwenden und nur bei Bedarf in die Cloud zu wechseln, entspricht dem Trend zu effizienteren KI-Modellen. Dieser Ansatz könnte die Kosten für Rechenzentren senken, da ein Großteil der Berechnungen lokal auf den Geräten der Benutzer durchgeführt werden kann.
Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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Verlagerung hin zu Software
Das Aufkommen von DeepSeek und ähnlichen Technologien deutet auf eine Verlagerung von Hardware zu Software hin, wie der Tech-Aktien-Experte Ruttenstorfer festhält: „Softwareunternehmen die KI-Anwendungen bereits erfolgreich in ihre Services integrieren, dürften zu den Profiteuren zählen.“ Er nennt dabei beispielhaft Unternehmen wie Salesforce, SAP und ServiceNow.
Diese Unternehmen könnten KI-gestützte Produkte zu niedrigeren Preisen anbieten, was die Akzeptanz bei den Kund:innen erhöht und ihre Margen stützt. Auch Cybersecurity könne zu den Profiteuren zählen, genau so wie IT-Service- oder Cloud-Infrastructure-Unternehmen.
Aus globaler Sicht könnte billigere KI auch Europa und den Schwellenländern zugutekommen. Diese haben bisher nicht in großem Stil in die KI-Infrastruktur investiert, so wie China oder die USA.
Fazit
Die langfristigen Auswirkungen von DeepSeek sind noch nicht klar absehbar. Während die einen mit einem tiefgreifenden Wandel in der gehypten KI-Industrie rechnen, sehen andere die Auswirkungen weniger drastisch. „Aus meiner Sicht ist das Aufkommen des Modells von DeepSeek positiv für den Markt“, resümiert Bernhard Ruttenstorfer. Einerseits dürften sich die Margen der Unternehmen nachhaltig normalisieren und andererseits könnten die geringeren Kosten zu einem vermehrten Einsatz von KI-Anwendungen führen.
Mit DeepSeek und den deutlich geringeren Kosten des Modells im Vergleich zu den bisherigen am Markt, könnten Softwareunternehmen, die KI erfolgreich in ihr Angebot integrieren, wieder stärker in den Fokus rücken. Für diese Unternehmen könnten bessere KI-Anwendungen zu geringeren Preisen einerseits höhere Umsätze und andererseits geringere operative Kosten bedeuten – man hätte also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Gleichzeitig muss man vor dem Hintergrund der wohl geringeren benötigten Rechenleistung die weitere Entwicklung in der Halbleiter- und Chipbranche gut beobachten.
Investieren in Zukunftstechnologien
Tech-Trends wie Cybersecurity, Cloud-Computing und natürlich Künstliche Intelligenz sind im Aktienfonds ERSTE STOCK TECHNO zentrale Themen. Anleger:innen können entweder über ein Einmalinvestment oder einen monatlichen Fondssparplan in spannende Zukunftstechnologien und vielversprechende Unternehmens aus der Tech-Branche investieren.
Alle weiteren Informationen zum ERSTE STOCK TECHNO finden Sie auf unserer Website 👉
Zu beachten ist dabei, dass eine Investition in Wertpapiere neben Chancen immer auch Risiken beinhaltet. Beispielsweise kann der Wert des Fonds mitunter stark schwanken. Der Durchschnittskosteneffekt nimmt mit zunehmender Laufzeit des Sparplans ab, da sich das angesparte Vermögen immer mehr so verhält, als hätte man einmalig den Gesamtbetrag angelegt. Je nach Marktentwicklung kann sich eine Einmalveranlagung auch als günstiger erweisen. Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben Chancen auch Risiken.
Warnhinweise ERSTE STOCK TECHNO
Der Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik und orientiert sich nicht an einem Vergleichsindex. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt und der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt.
Weitere Ausführungen zur nachhaltigen Ausrichtung des ERSTE STOCK TECHNO sowie zu den Angaben gemäß Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) und Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sind dem aktuellen Prospekt, Punkt 12 und Anhang „Nachhaltigkeitsgrundsätze“ zu entnehmen. Bei der Entscheidung, in den ERSTE STOCK TECHNO zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des ERSTE STOCK TECHNO berücksichtigt werden, wie sie in den Fondsdokumenten beschrieben sind.