Der Klimawandel hat es in die Mitte der Gesellschaft geschafft und ist ein allgegenwärtiges Thema. Die Risiken und Chancen, die mit dem Klimawandel verbunden sind, haben Auswirkungen auf sämtliche Regionen und Wirtschaftszweige. Damit Klimafaktoren auch beim Investieren kein Randthema bleiben, haben wir sie auf der Fixed-Income Credit Seite (Unternehmensanleihen) in der Mitte unserer Entscheidungen mitberücksichtigt.
Integration in den Investmentprozess
Um die Berücksichtigung von Klimachancen und Klimarisiken einheitlich und so zugänglich wie möglich zu gestalten, wurden sie in das Herz der Investitionsentscheidung gehoben und in den Investmentprozess integriert. Das hat den Vorteil, dass Klimafaktoren sichtbar, standardisiert und nachvollziehbar sind. Außerdem unterstreicht es die universelle Bedeutung von Klimazielen in unseren Fixed-Income Credit Fonds.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der Investmentprozess auf all unsere Fixed-Income Credit Fonds Anwendung findet. Es werden somit Klimafaktoren in all unseren Unternehmensanleihen-Fonds abgebildet, unabhängig davon, ob ein Fonds bereits andere ESG-Kriterien berücksichtig oder nicht.
Um dieses Ziel bestmöglich zu erreichen haben wir unseren Investmentprozess aber nicht bloß an einer Stelle erweitert, sondern gleich an drei Schrauben gedreht. Dieser Zugang erlaubt, dass Klimafaktoren von verschiedenen Aspekten beleuchtet werden und an verschiedenen Stellen im Prozess miteinfließen. Bei diesen drei Ansätzen handelt es sich um:
- eine Avoid Liste,
- eine Erweiterung unserer quantitativen Modelle und
- einen Quintil-Ansatz auf Fondsebene.
Auf diese drei Ansätze wird im Weiteren kurz eingegangen.
Exkurs: Was versteht man unter einem Investmentprozess?
In einem Investmentprozess geht es darum, Anlageentscheidungen zu strukturieren. Dieser Prozess hilft verschiedene Marktaspekte, quantitative Modelle und die qualitativen Einschätzungen der Portfoliomanagerin unter einen Hut zu bringen. Am Ende geht es darum, bessere und nachvollziehbarere Entscheidungen zu treffen, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.
In der Grafik ist der Investmentprozess unserer Fixed-Income-Fonds dargestellt. Die drei grün hinterlegten Schritte wurden ergänzt, um Klimarisiken und -chancen in den Prozess zu integrieren.
Quelle: Erste Asset Management
1. Avoid Liste
Die Avoid Liste steht ganz am Anfang des Investmentprozess und ist der erste Filter, um Klimasünder aus den Fonds fernzuhalten. Hier handelt es sich um eine Exklusion von Unternehmen mit besonders klimaschädlichen Verhalten. Diese Unternehmen werden von vorherein ausgeschlossen und bekommen so erst gar nicht die Chance, den Weg in unsere Fonds zu finden. Zu diesem Zweck hat unser internes Responsible-Investments-Team eine Liste von Unternehmen erstellt, die einen großen Teil ihres Umsatzes mit der Gewinnung oder Verarbeitung von Kohle erzielen.
Diese rund 300 Unternehmen werden für das mögliche investierbare Universum nicht berücksichtigt und fallen als besonders schädliche Klimasünder raus. Da, wie bereits erwähnt, der Investmentprozess auf alle unsere Credit-Fonds Anwendung findet, befindet sich kein einziges Unternehmen, dass sich auf dieser Liste befindet, in einem unserer Fonds.
2. Quantitativer Ansatz
Die zweite und wohl komplexeste Schraube, an der wir gedreht haben, um unseren Investmentprozess klimafit zu machen, ist die Erweiterung unserer quantitativen Modelle.
Bisher bestand der quantitative Ansatz aus drei Modellen, die versuchen die Attraktivität von Investitionsmöglichkeiten aus verschiedenen Blickpunkten zu betrachten. Bei diesen drei Modellen handelt es sich um ein Faktormodell, ein Ratingmodell und ein Excess-Spread Modell. Ohne auf die einzelnen Modelle hier genauer einzugehen, lässt sich festhalten, dass diesezu einem EAM Fixed-Income Quant Score aggregiert werden. Sie geben somit eine Indikation, ob ein Emittent aus quantitativer Sicht gerade attraktiv oder unattraktiv erscheint.
Die Aspekte von Klimachancen und Klimarisiken wurden bisher noch in keinem bestehenden Modell abgebildet. Um nun auch Emittenten aus einer Klimasicht zu durchleuchten, wurde ein eigener Climate-Score von unserem Responsible-Investments-Team entwickelt. Der Climate-Score bildet Klimafaktoren eines Unternehmens aus verschiedenen Aspekten, die typisch für die jeweilige Industrie des Unternehmens sind, ab.
Um Einkehr in den EAM Fixed-Income Quant Score zu finden, werden nun nicht mehr drei, sondern vier Modelle aggregiert. Durch die Erweiterung verlieren die anderen Modelle zu Gunsten von Klimafaktoren an Gewichtung im finalen Quant Score. Dadurch lässt sich nun auch der Klimaeffekt eines jeden Unternehmens quantifizieren. In der Praxis werden Unternehmen mit einem schlechten Climate Score somit quantitativ unattraktiver und Klimaleader verbessern sich im quantitativen Ranking.
Exkurs: Was ist der Climate Score?
Der Climate Score beruht auf drei Säulen: einem aggregierten Umweltfaktoren-Score, dem historischen Trend beim C02-Ausstoß und einem Environmental-Score. Für den aggregierten Umweltfaktoren-Score werden Umweltrisiken und Chancen, die typisch für die Industrie eines jeden Unternehmens sind, quantifiziert. Hier fließen Faktoren wie zum Beispiel Biodiversität oder Wasserverbrauch auf der Risikoseite und Faktoren wie zum Beispiel nachhaltige Energie auf der Chancenseite Seite mit ein. Der historische Trend beim CO2-Ausstoß berücksichtigt die absoluten Emissionen eines Unternehmens als auch die Intensität der Emissionen relativ zum Umsatz des Unternehmens. Der Environmental-Score ist eine Gewichtung von Umweltindikatoren, die von Drittpartner bereitgestellt werden.
Diese drei Kennzahlen werden dann zu einem Climate-Score aggregiert und zwischen 1 und 10 skaliert. Unternehmen mit einem Score von 10 können als Klimaleader und Unternehmen mit einem Score von 1 können als Klimasünder eingestuft werden.
Weitere Infos zum Climate Score lesen Sie in diesem Blogbeitrag 👉 Climate Score: Eine Bewertung ökologischer Vorreiter – Erste AM (erste-am.com)
3. Quintil Ansatz
Der letzte Schraubpunkt wurde auf der Fondsebene gesetzt, mit einem sogenannten Quintil-Ansatz. Auch hier spielt der Climate-Score wieder eine entscheidende Rolle und wie stark jeder einzelne Fonds Umweltrisiken ausgesetzt ist.
Für den Ansatz wurden die Unternehmen in Quintile eingeteilt je nachdem wie gut ihr Climate-Score ist. Im ersten Quintil befinden sich somit Unternehmen mit dem besten Climate-Score, während sich im fünften Quintil die Unternehmen mit dem niedrigsten Climate-Score befinden.
Nun wird jeder Fonds aus der Vogelperspektive betrachtet und errechnet wieviel Prozent der Unternehmen pro Fonds im fünften Quintil sind. Angenommen ein Fonds hat in 100 Unternehmen zu gleichen Gewichten investiert. 10 Unternehmen davon sind laut Climate-Score besonders schlecht und im fünften Climate-Score Quintil. Folglich hat der Fonds 10 Prozent Exposure zum fünften Quintil.
Ziel dieses Ansatzes ist nun den Anteil an Unternehmen aus dem fünften Quintil unter einen gewissen Schwellenwert zu halten und so das Exposure zu Klimarisiken auf Fondsebene zu minimieren. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Unternehmen mit einem besseren Climate-Score vermehrt in den Fonds vertreten sind und so aktiv Klimachancen eingegangen werden.
Fazit: Klimarisiken minimieren und Chancen wahrnehmen
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Klimafaktoren an verschiedenen Schnittstellen in unserem Investmentprozess integriert wurden. Dadurch können Klimarisiken und Klimachancen besser und nachvollziehbar dargestellt werden. Sie sind somit nicht nur Randthema, sondern befinden sich in der Mitte der Investitionsentscheidung.
Nochmal zu erwähnen ist, dass der Investmentprozess auf alle Fixed-Income Credit Fonds Anwendung findet, unabhängig von sonstigen ESG-Klassifizierungen eines Fonds.
Unsere Kunden können somit sicher sein, dass in all unseren Fixed-Income Credit Fonds aktiv Klimarisiken minimiert und Klimachancen aktiv wahrgenommen werden.
Info
Mehr zu unseren nachhaltig gemanagten Anleihenfonds, finden Sie auf unserer Website. Dort können sie auch gezielt nach nachhaltigen Fixed-Income-Fonds suchen.