Wenn Unternehmen Kapital benötigen, so können sie dieses über einen Kredit bei ihrer Hausbank besorgen oder eine Anleihe auflegen und so von Anleger:innen das Geld am Kapitalmarkt aufnehmen. Der besondere Charme solcher Unternehmensanleihen, aus Sicht der Anleger:innen, liegt darin, dass zumeist ein höherer Zinssatz bezahlt wird, als bei Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit.
Doch wer als Anleger:in einen höheren Zins möchte, der muss dafür meistens auch höhere Risiken eingehen. Bei jedem Unternehmen gibt es immer die Möglichkeit eines Zahlungsausfalles – und genau dieses Risiko soll der Zinsaufschlag zu Staatsanleihen, auch Spread genannt, abdecken.
Anstelle sich auf die Suche nach einzelnen Unternehmensanleihen zu machen kann man einfach in einen Unternehmensanleihefonds veranlagen. Daher möchten wir in diesem Beitrag folgende Aspekte betrachten:
- Was macht ein Unternehmensanleihefonds?
- Investment Grade oder Hochzins – auf die Bonität kommt es an!
- Was sollte man bei einer Veranlagung in Unternehmensanleihefonds beachten?
Unternehmensanleihefonds – ein kurzer Überblick
Ein Unternehmensanleihefonds wird von einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) aufgelegt und verwaltet. Der Fonds hat üblicherweise keine vorgegebene Laufzeit, sondern ist auf Dauer ausgelegt. Anleger:innen können somit jederzeit in einen derartigen Fonds investieren.
Die wichtigsten Eckpunkte bei einem Unternehmensanleihefonds sind:
- Bündelung von Kapital vieler Anleger:innen.
- Verteilung des einbezahlten Kapitals auf viele unterschiedliche Anleihen (Emittenten, Länder, Branchen, Laufzeiten), um das Risiko zu streuen.
- Expert:innen (Fondsmanager:innen) wählen die Anleihen für den jeweiligen Fonds aus und kümmern sich um das Portfolio (z.B. Wiederveranlagung wenn eine Anleihe getilgt wurde).
Für Anleger:innen ist ein Fonds mit Unternehmensanleihen aus mehreren Aspekten interessant:
- Veranlagung bereits mit kleinen Beträgen möglich
- Kapitalaufbau mittels Fondssparen (monatliche Einzahlungen) möglich
- Risikostreuung, da der Fonds in Anleihen unterschiedlicher Emittenten veranlagt
Dennoch sollten niemals die möglichen Risiken bei einer solchen Veranlagung außer Acht gelassen werden.
- Emittenten können in Schwierigkeiten kommen
- Bei einem Anleihefonds gibt es i.d.R. keine Kapitalgarantie
- Auch bei längerer Anlagedauer sind Kapitalverluste möglich
Investment Grade oder High Yield – auf die Bonität kommt es an
Eine Unternehmensanleihe stellt einen Kredit an ein Unternehmen dar. Und wie bei jedem Kredit muss der Kreditnehmer (bei Unternehmensanleihen der Emittent der Anleihe) am Ende der Laufzeit das Kapital zurückzahlen und während der Laufzeit die versprochenen Zinszahlungen leisten.
Es hängt somit von der Bonität des Emittenten ab, ob alle Verpflichtungen vollständig und pünktlich erfüllt werden können. Die Bonität wird üblicherweise von unabhängigen Rating-Agenturen beurteilt. Grob unterschieden wird dabei in folgende Bonitäts-Segmente:
- Investment Grade (sehr gute bis mittlere Bonität)
- High Yield (Hochzinsanleihen, niedrigere Bonität)
Für Anleger:innen bedeutet dies, dass vor einem Investment in einen Unternehmensanleihefonds die eigene Risiko-Präferenz festgelegt werden sollte. Man sollte nicht nur auf die Zinsen der Anleihen bzw. die Rendite des Anleihefonds schauen. Denn höhere Zinsen bedeuten üblicherweise ein höheres Risiko, für das eingesetzte Kapital und für die möglichen Zinszahlungen (Ausfallsrisiko).
Investment Grade – attraktiv oder nicht?
Das Investment Grade beinhaltet alle Bonitäts-Segmente von sehr guter bis mittlerer Bonität. Die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen ist eher niedrig. Um die Attraktivität dieser Veranlagungsmöglichkeit zu beurteilen, lohnt sich ein Blick auf:
- Wertpapier-Rendite (nominell)
- Renditeaufschlag (Spread) im Vergleich zu einer kreditsicheren Staatsanleihe (mit vergleichbarer Laufzeit)
Die folgende Grafik zeigt diese beiden Aspekte:
Die Grafik zeigt Daten des Index eines ausgewählten Bonitäts-Segments aus dem Investment Grade in der Eurozone. In Anleihen aus diesem Segment wird sehr häufig von Unternehmensanleihefonds investiert.
Dargestellt sind die letzten 10 Jahre. Man kann zwei wichtige Rückschlüsse daraus ziehen:
- Die Einstiegsrendite liegt aktuell auf einem höheren Niveau als in den vergangenen 10 Jahren.
- Die Renditedifferenz zu einer deutschen Bundesanleihe (als Referenz für die bestmögliche Bonität in der Eurozone) liegt bei mehr als 2 %. Dieser Risikoaufschlag war nur im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Krise höher.
Nach dem raschen Anstieg der Renditen im Jahr 2022 gibt es bei Unternehmensanleihen im Investment Grade aktuell Einstiegsrenditen, die über dem Niveau der letzten 10 Jahre liegen.
High Yield – vielleicht noch interessanter?
Die folgende Grafik zeigt den oben dargestellten Vergleich für das Hochzins-Segment (High Yield Segment) bei europäischen Unternehmensanleihen. Vorweg zwei Anmerkungen:
- Im High Yield Segment gibt es üblicherweise deutlich höhere Ausfallsraten als im Investment Grade Segment. Dieses Risiko muss durch eine deutlich höhere Rendite abgegolten werden.
- Da die mittlere Laufzeit von Anleihen im High Yield Segment eher bei 5 Jahren liegt (und damit kürzer ist als im Investment Grade Segment) vergleichen wir deren Rendite mit jener einer deutschen Staatsanleihe mit 5 Jahren Restlaufzeit.
Auf den ersten Blick kann man erkennen:
- Die Rendite im Hochzins-Bereich liegt mit aktuell ca. 7,3 % deutlich über jener des Investment Grade.
- Die aktuelle Rendite liegt ungefähr auf dem Niveau des Corona-Ausverkaufs.
- Der Renditeaufschlag zu deutschen Staatsanleihen liegt bei über 5 %. Dieser lag in den letzten 10 Jahren nur zweimal in diesem Bereich bzw. etwas höher.
Betrachtet man als Vergleich die aktuell historisch hohen Inflationsraten in der Eurozone, so besteht die Chance mit einem Investment in das Hochzins-Segment einen Ertrag zu erzielen, der die Inflation annähernd abdecken kann. Und auf dem aktuellen Niveau stellt diese Veranlagungsmöglichkeit eine Alternative zum Aktienmarkt dar, was seit vielen Jahren nicht der Fall gewesen ist.
Was sollte man bei einem Investment in einen Unternehmensanleihefonds beachten?
Wie bei jedem Investment gibt es auch bei einer Veranlagung in einen Unternehmensanleihefonds neben möglichen Ertragschancen auch entsprechende Risiken. Es gibt sehr viele unterschiedliche Fonds in diesem Marktsegment. Anleger:innen sollten sich nicht ausschließlich von der Rendite zu einer Veranlagung verleiten lassen. Zu berücksichtigen wäre u.a. auch:
- In welches Bonitäts-Segment veranlagt der ausgewählte Fonds?
- Wie ist das volkswirtschaftliche Umfeld, sind höhere Ausfallsraten zu erwarten (z.B. im Falle einer Rezession)?
- Wie attraktiv ist der ausgewählte Markt im Vergleich zu anderen Veranlagungs-Alternativen?
Bei einem Unternehmensanleihefonds gibt es üblicherweise die Möglichkeit zwischen
- A-Anteilen (mit regelmäßiger, zumeist jährlicher Ausschüttung) und
- T-Anteilen (ohne Ausschüttung, zum langfristigen Vermögensaufbau durch automatische Wiederveranlagung der Erträge) zu wählen.
Das bedeutet, dass man im Rahmen der Fondsauswahl entscheiden kann, ob man regelmäßiges Einkommen in Form von Ausschüttungen wünscht oder nicht.
Fazit
Die Renditen bei Unternehmensanleihen sowohl im Investment Grade als auch im Hochzins-Segment sind in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Damit ergeben sich aktuell wieder interessante Einstiegsniveaus.
Für Anleger:innen ergibt sich die Qual der Wahl: Es gibt sehr viele Unternehmensanleihefonds mit unterschiedlichen Anlagestrategien und entsprechenden Risiken. Vor einem Investment sollten sich interessierte Anleger:innen daher genau informieren, ob der jeweilige Fonds für ihre Anlagewünsche geeignet ist.
Und noch ein Tipp zum Abschluss: Je offensiver veranlagt werden soll, desto wichtiger ist eine breite Streuung bei der Veranlagung.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapieren neben den geschilderten Chancen auch Risiken birgt.