Mehr als zwei Wochen sind nun seit dem Ende der UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, kurz: COP 28, vergangen. Zeit also, um die diesjährigen Ereignisse zu reflektieren und die Ergebnisse der Klimakonferenz 2023 zu analysieren und einzuordnen.
Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.
Was ist die COP eigentlich?
COP steht für „Conference of the Parties“. Sie ist die jährliche Vertragsstaatenkonferenz der Mitgliedsstaaten (übrigens: nahezu alle Länder der Welt sind hier vertreten) der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change, deutsch: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, kurz: Klimarahmenkonvention).
Die UNFCCC ist ein internationales Umweltabkommen mit dem Ziel, die menschengemachte Störung des Klimasystems zu verhindern und den Klimawandel zu verlangsamen. Vereinfacht gesagt: die Welt kommt auf der COP zusammen, um sich auf die verschiedenen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu einigen.
Dabei werden Themen wie die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius, die Unterstützung gefährdeter Gemeinschaften bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und das Erreichen des Netto-Null-Emissionen-Ziels bis 2050 behandelt.[1]
Die COP 2023 war bereits die 28. UN-Klimakonferenz und fand vom 30. November bis zum 12. Dezember (bzw. 13. Dezember aufgrund der verspäteten Abschlusserklärung der Konferenz) 2023 in Dubai statt. Den Vorsitz der COP 28 hatte der Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate und gleichzeitig CEO der Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company, Sultan Ahmed Al Jaber. Dem CEO einer Ölgesellschaft den Vorsitz der Klimakonferenz zu überlassen, galt im Vorhinein als durchaus kontrovers. Auch war Al Jaber damit der erste Konzernchef, der Präsident der UN-Klimakonferenz wurde.
… und was wurde 2023 auf der COP besprochen?
„We didn’t turn the page on the fossil fuel era, but this outcome is the beginning of the end”
(deutsch: Wir haben das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beendet, aber dieses Ergebnis ist der Anfang vom Ende.)
UN-Klimasekretär Simon Stiell bei seiner Abschlussrede zur COP 28
(c) Peter Dejong / AP / picturedesk.com
Mit diesen Worten läutete der UN-Klimasekretär Stiell das Ende der fossilen Brennstoffe ein. Zwar beschlossen die Staaten in der Abschlusserklärung nicht den gänzlichen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, taten aber etwas, auf was man sich bis dato noch auf keiner Klimakonferenz zuvor einigen konnte: Die Mitgliedsstaaten beschließen nun offiziell, sich von fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle abzuwenden, um eine Klimaneutralität bis 2050 (Net-Zero) erreichen zu können.[2]
Der Konsensus aller Staaten gilt als ein historischer Erfolg für die weltweite Klimapolitik. Das Abwenden von den fossilen Brennstoffen soll vor allem rasch, gerecht und in geordneter Weise passieren. Um die Klimaneutralität bis 2050 tatsächlich erreichen zu können, erklärt der UN-Klimasekretär Simon Stiell, dass „dafür noch in diesem entscheidenden Jahrzehnt wichtige Schritte gesetzt werden müssen“. Die alleinige Tatsache, dass unter einem Ölkonzernchef-Präsidenten die Abkehr von fossilen Brennstoffen beschlossen wurde, sendet ein starkes Signal und kann durchaus als Erfolg für den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel verzeichnet werden.
Erneuerbare Energien sollen massiv ausgebaut werden
Darüber hinaus gilt auch die „globale Bestandsaufnahme“ (englisch: global stocktake) als zentrales Ergebnis der diesjährigen Klimakonferenz. Diese Bestandsaufnahme analysiert, wo sich die Staatengemeinschaft auf dem Weg zum 1,5 Grad Celsius Ziel befindet. Außerdem enthält sie alle Elemente, über die während der Konferenz verhandelt wurden. Diese „Bilanz“ soll von den Mitgliedsstaaten genutzt werden, um ihre eigenen Klimaaktionspläne bis 2025 zu entwickeln bzw. zu verstärken.[3] Dabei sollen bis 2025 ehrgeizige und wirtschaftsweite Emissionsreduktionsziele verfasst werden, die auch im Einklang mit einer 1,5 Grad Celsius Grenze stehen.
Die Mitgliedsstaaten werden in der Bestandsaufnahme unter anderem dazu aufgefordert, Maßnahmen für gewisse Ziele zu ergreifen. Diese umfassen weltweit eine Verdreifachung der Kapazität an erneuerbaren Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienz (= Einsparung von Energie) bis zum Jahr 2030. Damit soll die notwendige „deutliche, schnelle und nachhaltige“ Reduzierung der Emissionen erreicht werden. Ebenfalls wird festgehalten, dass die Industrieländer weiterhin die Führung dabei übernehmen sollen und müssen. [4]
Der wichtige Schritt in Richtung einer Verpflichtung zu einer Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 ist nicht nur zu begrüßen, sondern stellt auch gute Nachrichten für das Klima da! Denn nur mit einem ernstgemeinten Aktionsplan für eine Abkehr von fossilen Brennstoffen in Kombination mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien wie etwa Windkraft oder Solarenergie kann das Net-Zero Ziel bis 2050 erreicht werden.
NGOs sehen noch Aufholbedarf
NGOs wie etwa Greenpeace Deutschland[5] oder auch der WWF Österreich[6] betonen zwar, dass die Nachricht der Abkehr von fossilen Brennstoffen eine erfreuliche sei. Sie bemängeln aber, dass es den Abschlussdokumenten der COP 28 an Ambition und Dringlichkeit mangele. Auch wird seitens verschiedener NGOs kritisiert, dass der Auftrag zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen mehr Verbindlichkeiten hätte enthalten müssen. Auch die in den Abschlussdokumenten formulierten Schlupflöcher (etwa umstrittene und nicht hinreichend verfügbare Technologien wie zum Beispiel Carbon Capture and Storage (CCS)) werden international von NGOs als nicht äußerts positiv eingestuft.
Doch auch wenn die diesjährigen Erfolge der COP28 vielen NGOs nicht weit genug gehen, liegt es am Ende des Tages an den einzelnen Mitgliedsstaaten, entschlossen voranzugehen und Maßnahmen zu setzen. Und eben diese Maßnahmen können und sollen auch konkreter formuliert werden, sodass ein klares Ziel (Net-Zero bis 2050) erkennbar und auch erreichbar wird. Wie Stiell in seiner Rede betont: Das Abkommen ist lediglich der Anfang!
UN-Generalsekretär, António Guterres, findet in seiner Abschlussrede der COP 28 klare Worte und betont, dass nicht nur die Energiewende unumgänglich ist, sondern auch, dass die Ära der fossilen Brennstoffe ein baldiges Ende finden muss und wird.[7]
Das Motto lautet also: (Du)-bai-bye fossile Brennstoffe und hello sun(shine)-Energie!
Und nicht zu vergessen…
Gleich zu Beginn, tatsächlich schon am ersten Tag der COP 28, einigten sich die Teilnehmer auf die ersten Details zur Ausgestaltung des Fonds für die Bewältigung klimabedingter Schäden und Verlust in ärmeren Ländern. Die Schaffung dieses „loss and damage fund“ war unter anderem ein Ergebnis der COP 27 in 2022. Bereits kurz nach der Entscheidung gingen Zusagen für den Fonds ein, die sich auf mehr als 700 Mio. USD belaufen. Der Fonds soll vorrangig der Unterstützung von Entwicklungsländern dienen, die durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels besonders gefährdet sind.[8]
…noch ein paar Schlussworte!
„My final message is to ordinary people everywhere raising their voices for change.
Every one of you is making a real difference. In the crucial coming years, your voices and determination will be more important than ever – so I urge you never to relent.“
(deutsch: Meine letzte Botschaft richtet sich an alle Menschen, die ihre Stimme für Veränderungen erheben. Jeder Einzelne von Ihnen macht einen echten Unterschied. In den entscheidenden kommenden Jahren werden Ihre Stimmen und Ihre Entschlossenheit wichtiger denn je sein – ich fordere Sie also auf, niemals aufzugeben.)
…mit diesen starken Worten hat der UN-Klimasekretär seine Abschlussrede beendet. In diesem Sinne: Wir sind allesamt gemeinsam vom Klimawandel betroffen, jede und jeder einzelne von uns hat es also selbst in der Hand und jeder nachhaltig investierte Euro kann bereits einen Unterschied ausmachen!
[2] COP28 Agreement Signals “Beginning of the End” of the Fossil Fuel Era | UNFCCC
[3] Outcome of the first global stocktake. Draft decision -/CMA.5. Proposal by the President (unfccc.int)
[4] COP28 Agreement Signals “Beginning of the End” of the Fossil Fuel Era | UNFCCC
[5] Weltklimakonferenz COP28 Anfang vom Ende der fossilen Industrie | Greenpeace
[6] Das war die Klimakonferenz COP28: Wichtiger Fortschritt, aber zu wenig Ambition – WWF Österreich
[7] Secretary-General’s statement at the closing of the UN Climate Change Conference COP28 | United Nations Secretary-General
[8] COP28 Agreement Signals “Beginning of the End” of the Fossil Fuel Era | UNFCCC
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.