Wie stehen Sie zum Thema Wasser als Grundrecht?
Wesian: Die United Nations hat das „Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“ am 28.07.2010 als Menschenrecht deklariert, also gleichgestellt mit den Menschenrechten auf Leben, Freiheit und Gleichheit.
Ohne das täglich notwendige Wasser ist für die betroffenen Menschen keine Entwicklung möglich, vor allem nicht der Weg aus der Armut. Mit der Deklarierung als Menschenrecht hat der Zugang zu sauberem Wasser den Stellenwert erhalten, der schon lange notwendig war.
Neben dem ethischen Aspekt soll diese Deklarierung vor allem den Ausbau der Wasserversorgungsinfrastruktur beschleunigen, mit einem klaren Ziel: Allen Menschen in Zukunft Zugang zu einer sauberen Wasserentnahmestelle zu ermöglichen.
Wann und wie kamen Sie auf die Idee zur solaren Wasserdesinfektion und damit zur Entwicklung des WADI? Wie lange dauerte die Entwicklung, was waren die größten Herausforderungen bis zur Umsetzung bzw. Produktionsreife?
Idee: Das Verständnis für den Bedarf an sauberem Wasser sah ich, als ich in Venezuela selber an Cholera erkrankte. Wobei nicht die Infektion und meine damit einhergehende Krankheit ausschlaggebend war, sondern die Ungleichbehandlung meiner Freunde vor Ort. Nur weil ich Europäer bin, erhielt ich Zugang zu medizinischer Versorgung, aber auch einfacheren Zugang zu sauberem Wasser.
Die Idee zu WADI ergab sich anhand eines Artikels im SPIEGEL über die SODIS-Methode der ETH-Zürich und dessen Gründer, Martin Wegelin.
Umsetzung: Die Entwicklung des WADIs bzw. die Erforschung der Grundlagen erfolgte in enger Kooperation mit der Universität für Bodenkultur, dank der Unterstützung von Frau Prof. Maria Fürhacker und ihrem Team. Nach 1,5 Jahren Forschung im Labor, sowie Feldversuchen in Afrika und in Indien, konnte die Produktion des WADIs eingeleitet werden.
Ab hier waren die Herausforderungen natürlich vielfältig, von einer ausreichenden Finanzierung bis hin zum Zugang zu den Key Playern in der Branche, sind einige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Aber das trifft wohl für quasi jedes Unternehmens zu.
Wurden Sie bei der Entwicklung unterstützt? Wer waren Ihre Partner (Banken, Förderstellen, private Unterstützer, etc.)?
Wesian: In erster Linie muss hier die ausgezeichnete Förderlandschaft Österreichs genannt werden. FFG, Wirtschaftsagentur und Co bieten (Forschungs-)Förderungen an, die von Beginn an unterstützen. Vor allem forschungslastige Entwicklungen wie z.B. das WADI wären ohne solche Förderungen gar nicht möglich.
Was war bzw. ist das Ziel und wen wollen Sie damit erreichen? Ist kommerzieller Ertrag ein Ziel oder geht es um den Impact auf die Menschen?
Wesian: Beides ist und war das Ziel von HELIOZ. Gerade als Social Enterprise gilt es den Beweis zu erbringen, ethisch motiviertes Handeln mit Unternehmertum in Einklang zu bringen.
Wo und wie wird das WADI produziert?
Wesian: Speziell für das WADI ist die Qualität und somit eine lange Lebensdauer sehr wichtig, damit die Nutzer sauberes Wasser möglichst lange selber herstellen können, ohne das weitere Kosten auf sie zukommen.
Diese hohen Qualitätsanforderungen haben wir bisher nur mit einem österreichischen Hersteller erreicht, in unserem Fall ist das Melecs in Oberösterreich.
Wie oft kann das WADI verwendet werden? Was passiert, wenn er nicht mehr funktioniert bzw. unbrauchbar wird?
Wesian: Das WADI kann mehrmals täglich und dank der Solarzelle für mehrere Jahre verwendet werden. Wir garantieren eine Laufzeit von zwei Jahren, sehen aber WADIs, die bereits seit fünf Jahren im Feld täglich in Verwendung sind.
Gibt es andere Projekte bzw. Produkte?
Wesian: Das WADI ist unser Produkt, als HELIOZ bieten wir unseren Kunden aber vor allem Dienstleistungen an.
Wie zum Beispiel unsere Programme zur CO2-Reduktion, welche für Unternehmen eine einfache Möglichkeit der CO2-Kompensation bieten, und gleichzeitig sozialen und gesellschaftlichen Mehrwert in der Zielregion generieren.
In einem unserer Projekte in Bangladesch zum Beispiel, sparen sich nun tausende Familien monatlich ein Fünftel ihres Gehalts, weil sie WADIs verwenden und keine Desinfektionsmittel mehr kaufen müssen. Der Kunde, in diesem Fall der Lebensmittelhändler Hofer, profitiert dadurch gleich auf mehreren Ebenen: Das Wohlbefinden und die Entwicklung seiner Zuarbeiter und deren Familien in Bangladesch werden sichergestellt, ein wichtiger Teil der Corporate Social Responsibility (CSR) wird erfüllt und gleichzeitig werden viele tausend Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weiters bieten wir maßgeschneiderte CSR-Lösungen für Unternehmen an, sowie das WADI als Alternative zu gängigen Desinfektionsmethoden wie Chlortabletten für NGOs und Individualpersonen.
An weiteren technischen Lösungen für die unterste Einkommensschicht der Welt sind wir federführend beteiligt, vor allem zu erwähnen ist unser internationales Forschungsprojekt WATERSPOUTT*, welches Desinfektionslösungen basierend auf WADI entwickelt.
Wie sehen Sie das Thema der „Wasserfonds“, welche immer wieder in den Medien auftauchen? (Megatrend, oftmals große Konzerne, die Wasser abfüllen und vertreiben, Wasserversorger, etc.) Können diese etwas zur Erreichung des SDGs Nr. 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) beitragen?
Wesian: Hier muss zwischen Projekten von Unternehmen unterschieden werden, die als einziges Ziel die Profitmaximierung beinhalten, und dadurch oft die Situation der Menschen vor Ort langfristig verschlechtern.
Auf der andere Seite kommen immer mehr Fonds auf, die Projekte über Social Impact Bonds finanzieren. Diese bieten die Vorfinanzierung von Projekten mit einem definierten gesellschaftlichen Mehrwert, welche sich wiederum durch Einsparungen der öffentlichen Hand refinanzieren können.
Gerade Finanzierungen die einen gesellschaftlichen Mehrwert haben, sind meiner Meinung nach die Zukunft.
[Alexander Osojnik & Armand Feka]
*www.waterspoutt.eu