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Finanz Know-How: Die Anlagedauer – alles eine Frage der Zeit – Teil 2

Finanz Know-How: Die Anlagedauer – alles eine Frage der Zeit – Teil 2
Finanz Know-How: Die Anlagedauer – alles eine Frage der Zeit – Teil 2
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Vorweg in Kürze:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Risiko und Anlagedauer? Wo liegt der Unterschied zwischen „empfohlener Anlagedauer“ und „tatsächlicher Anlagedauer“?

In diesem BLOG möchten wir das Thema „Anlagedauer“ bei einem Finanz-Investment aus der „gelebten Praxis“ betrachten. Wir unterscheiden dabei die rationale vs. die emotionale Sicht der Anlegerin bzw. des Anlegers.

Anlagedauer und Risiko

  • Beginnen wir mit einer einfachen Erklärung des Risikos – anhand von Kursschwankungen:

Der Begriff „Risiko“ wird von den Anlegerinnen und Anlegern unterschiedlich verstanden. Während manche darunter verstehen, wie viel Kapital verloren gehen kann, gibt es in der Finanzbranche eine andere Definition von Risiko. Wir verstehen unter Risiko die Höhe der Kursschwankungen (Fachbegriff: Volatilität) in einem definierten Zeitraum. Wobei Kursschwankung in beide Richtungen gilt, also nach oben und nach unten (nicht nur nach unten, wie es von vielen Anlegerinnen und Anlegern häufig interpretiert wird).

 


Grafik 1: Exemplarische Darstellung der Kursschwankung zweier Anlagen
Legende: „A“ und „B“ … Anlagealternativen
„1“ und „2“ …. Ausgewählte Anlagezeitpunkte
Quelle: ERSTE-SPARINVEST

 

Die schwierige Frage „Welche der beiden Anlagen ist besser?“ können wir an dieser Stelle nicht objektiv beantworten, hängt die Antwort doch von den Präferenzen der einzelnen Anlegerin bzw. des einzelnen Anlegers ab.

Einfacher zu beantworten ist da schon die Frage „Welche der beiden Anlagen hatte ein höheres Risiko?“. Anhand des Kursverlaufes – genauer aufgrund der Beobachtung der Kursschwankungen – gibt es hier eine eindeutige Entscheidung. Die Anlage „A“ unterlag höheren Schwankungen und damit einem höheren Risiko.

  • Doch: Risiko ist nur eine Seite der Medaille. Ist es nicht auch die „Chance“, die von Interesse sein könnte?

In der obigen Grafik haben wir daher auch zwei ausgewählte Anlagezeitpunkte „1“ und „2“ eingezeichnet. Dabei stellt „1“ einen denkbar schlechten Einstiegszeitpunkt bzw. „2“ einen sehr günstigen Einstiegszeitpunkt zum Tiefstkurs im Beobachtungszeitraum dar.

Aus dieser Darstellung können wir erkennen: Je höher die Kursschwankungen einer Veranlagung, desto wichtiger wird der richtige Einstiegszeitpunkt. Doch: Woher sollen Anlegerinnen und Anleger im Vorhinein wissen, wann der richtige Einstiegszeitpunkt ist?

Um dieser schwierigen Entscheidung zu „entkommen“, wird häufig eher die Frage gestellt: „Wann fühle ich mich wohl bei meiner Veranlagung?“. Und hier kommen Gefühle ins Spiel. Wenn eine Anlage über einen längeren Zeitraum gestiegen ist, dann sind die meisten Anlegerinnen und Anleger eher bereit zu investieren, als wenn eine Anlage deutliche Kursrückgänge hinter sich hat.

Um es noch deutlicher zu formulieren: Bei der Wahl des „für den Einzelnen optimalen“ Einstiegszeitpunkts übernimmt häufig die Gefühlsebene das Kommando über das rationale Denken. Dies führt dazu, dass viele Anlegerinnen und Anleger zu hohen bzw. zu Höchstkursen einsteigen und bei niedrigen Kursen aussteigen – bzw. von einer Veranlagung nichts wissen wollen.

  • Wie könnte man das Problem des „falschen“ Einstiegszeitpunktes durch Laufzeit (Anlagedauer) verbessern?

Nehmen wir nochmals das obige Beispiel und betrachten wir nur die Anlage mit den hohen Kursschwankungen.

Gehen wir diesmal davon aus, dass wir keine Präferenzen bezüglich des Einstiegszeitpunktes haben. Vielmehr möchten wir „rational“ investieren.

 

Grafik 2: Exemplarische Darstellung der Kursschwankung einer Veranlagung und Anlagezeitpunkte Legende: „1“, „2“ bis „…“ Ausgewählte Anlagezeitpunkte
Quelle: ERSTE-SPARINVEST

 

Nachdem wir den optimalen Zeitpunkt zum Kauf nicht kennen, wäre es sinnvoll, das vorgesehene Kapital auf unterschiedliche Kaufzeitpunkte zu verteilen. So erwerben wir einen Teil zu hohen Kursen und einen Teil zu niedrigen Kursen – und erzielen somit langfristig einen durchschnittlichen Einstiegskurs.

„Langfristig“ bedeutet über mehrere Jahre, wobei der vorgesehene Anlagebetrag monatlich in gleich hohen Tranchen investiert wird. Gestartet wird mit einer ersten Einzahlung und im Laufe der Zeit wird der Kapitalstock immer weiter aufgebaut. Je länger der Zeithorizont desto mehr Hoch- und Tiefpunkte werden erreicht und die Kursschwankung des eingesetzten Kapitals entsprechend geglättet. Mit dieser Vorgehensweise macht man sich von der Verfassung der Anlagemärkte eines einzigen Tages unabhängig.

Empfohlene Anlagedauer vs. tatsächliche Anlagedauer

Wenn man eine Anlagedauer (Behaltedauer) empfehlen möchte, dann sind dabei zwei Komponenten zu berücksichtigen:

  • Die Anlegerin und der Anleger sollen in diesem Zeitraum die Chance haben, mit dem eingesetzten Kapital auch einen entsprechenden Ertrag zu erzielen. Weiters fallen bei jedem Investment auch Einstiegskosten an, die ebenfalls erst verdient werden müssen.
  • Zusätzlich ist, wie oben dargestellt, zu vermeiden, dass man sein gesamtes Kapital auf einmal veranlagt und damit einen ungünstigen Einstiegszeitpunkt riskiert. Dies hätte zur Folge, dass damit entstandene Kursverluste erst wieder aufgeholt werden müssen, bevor man in die Gewinnzone kommt.
  • Grundsätzlich kann man feststellen: Je höher die Kursschwankung einer Anlage, desto länger sollte die empfohlene Behaltedauer sein.

Die tatsächliche Anlagedauer – vielleicht doch ganz anders als geplant?

Wenn Sie in einen Investmentfonds veranlagen, haben Sie zumeist die Möglichkeit täglich zu kaufen bzw. zu verkaufen – und es steht jeder Anlegerin und jedem Anleger frei, dies auch zu tun. Sinnvoll wäre es jedoch, mindestens die empfohlene Behaltedauer einzuhalten.

Aber welche Gründe könnte es nun geben, sich vor Erreichen der wirtschaftlich sinnvollen (und somit empfohlenen) Behaltedauer von seinem Investment zu trennen? Kann es sein, dass irrationale Gründe (z. B. Angst und Gier) dabei eine wesentliche Rolle spielen?

Anhand zweier Beispiele zeigen wir welche Einflussfaktoren eventuell unsere Entscheidung zum vorzeitigen Verkauf beeinflussen könnten:

Beispiel 1: Einzelanleihe und Anleihefonds

  1. Nehmen wir an Sie investieren in eine Anleihe mit einem fixen Kupon und einer Laufzeit von 7 Jahren bei der Emission. Wie lange wird Ihre geplante Behaltedauer sein? Die meisten werden antworten, dass das ja vollkommen klar ist – da sind 7 Jahre einzuplanen.
  2. Nehmen wir an, dass Sie stattdessen in einen Anleihefonds investieren. Dieser veranlagt in viele Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit. Angenommen die mittlere Restlaufzeit der Anleihen im Fonds liegt bei 7 Jahren. Wie lange sollte in diesem Fall die Behaltedauer sein? Innerhalb des Fonds laufen immer wieder Anleihen aus und diese werden durch neue Anleihen ersetzt. Es gibt also keine Tilgung. In diesem Fall ist die Frage nach der geplanten Behaltedauer nicht mehr so leicht zu beantworten. Es handelt sich im Grunde um ein vergleichbares Investment und damit sollte auch die Behaltedauer gleich lang sein.

Beispiel 2: Veranlagung in Unternehmen: Nicht notierte vs. notierte Aktie vs. Aktienfonds

  1. Nehmen wir an, Sie möchten in ein einzelnes Unternehmen investieren, welches nicht an der Börse notiert. Der Grund für Ihr Investment lautet: Diesem Unternehmen und dem Geschäftsmodell vertraue ich, hier möchte ich langfristig am Erfolg teilhaben. Die Behaltedauer liegt auch hier auf der Hand, nämlich langfristig. Macht die Notiz an einer Börse da einen Unterschied?
  2. Nach reiflicher Überlegung entscheiden Sie, dass Sie lieber in viele Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen investieren (= Aktienfonds). Der rationale Grund der Risikostreuung steht im Mittelpunkt Ihrer Entscheidung. An der Behaltedauer jedes einzelnen Unternehmens und daraus abgeleitet der Behaltedauer für den Aktienfonds ändert dies jedoch nichts. Es bleibt immer noch bei „langfristig“.

Unsere oben genannten Beispiele sind mit rationalen Gründen unterlegt. Doch Anlegerinnen und Anleger verhalten sich nicht immer rational. Rationale Gründe, sich von seinem Investment frühzeitig zu trennen wären z.B.:

  • Unvorhergesehener Kapitalbedarf
  • Verschlechterung der Qualität des Investments
  • Das Ende der vorgesehenen Anlagedauer rückt näher
  • Ihre Lebenssituation hat sich verändert (z.B. Scheidung)

Doch die häufigsten Gründe zum vorzeitigen Verkauf sind:

  • Das Investment ist stärker gestiegen als erwartet (Angst, einen Gewinn wieder zu verlieren)
  • Das Investment fällt und es wird ein weiterer Kursverlust befürchtet (Angst vor zusätzlichen Verlusten)

Zumeist ist es also die Gefühlsebene, die das Kommando über das rationale Denken übernimmt. Dies veranlasst Anlegerinnen und Anleger die ursprünglich geplante (und empfohlene) Behaltedauer zu überdenken und sich vorzeitig (tatsächliche Behaltedauer) vom Investment zu trennen.

Fazit:

Beim Gespräch einer Anlageberaterin bzw. eines Anlageberaters mit einer potenziellen Anlegerin bzw. einem Anleger wird über ein Investment und eine damit verbundene rationale und wirtschaftlich sinnvolle Behaltedauer gesprochen. Die rationale Entscheidung steht im Vordergrund.

Ab dem Zeitpunkt der Veranlagung ändert sich plötzlich die Sichtweise der Anlegerin bzw. des Anlegers grundlegend. Denn ab diesem Zeitpunkt geht es um das eigene Geld, das man nicht verlieren möchte (Angst) bzw. das sich so viel wie möglich vermehren soll (Gier). Je höher die Kursschwankungen des Investments, desto mehr bestimmen die Gefühle das Handeln und verdrängen das rationale Denken. Die tatsächliche Behaltedauer liegt dadurch zumeist deutlich unter der empfohlenen Behaltedauer.

Stellen Sie Ihr Portfolio einmal gut überlegt zusammen und bleiben Sie grundsätzlich dabei. Lassen Sie sich nicht von Euphorie oder von Angst an der Börse anstecken!

Für eine erfolgreiche Veranlagung ist aus unserer Sicht eine disziplinierte Anlagestrategie unerlässlich. Dazu gehört die Definition Ihrer persönlichen Anlageziele und damit verbunden der Anlagedauer – vor der Anlageentscheidung.

 

 

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